Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
begangen von besoffenen Jugendlichen, war ein Himmelsgeschenk. Niemand war dankbarer für diese Videoüberwachung als der Berliner Journalist. Es war dasselbe wie mit den ausgebrannten Autos, die immer wieder in der Stadt angezündet wurden. Natürlich wurden noch viel, viel mehr Autos gestohlen , aber Autodiebstahl war langweilig, und ein leerer Parkplatz brachte keine coolen Bilder. Die ze r schmolzenen Wracks dagegen, die brachten Quoten und Klicks. Dabei interessierte es niemanden, dass der dabei en t standene Schaden minimal war und die Autobrände in der P o lizeistatistik kaum auffielen.
Und so entstand in den Köpfen der Berliner der Eindruck, dass in Berlin jede Nacht in den U-Bahn-Stationen die reinste Anarchie herrschte, nichts als Gewalt und Todschlag auf Be r lins Straßen regierten und ganze Brigaden von linksextremen Autohassern sengend und brennend durch die Straßen zogen. Berlin musste einfach eine furchtbar gefährliche Stadt sein, sonst machte die Presse zu wenig Umsatz. Und an all dem hing dann noch ein Rattenschwanz aus populistischen Scharfmachern dran, die nach Kinderknast und Zwangsa b schiebun gen schrien und damit Erfolge feierten, woraufhin sich dieselbe Presse, die ihnen die Munition geliefert hatte, wunderte, wieso solche Leute einen so regen Zulauf hatten.
All‘ das in einer Stadt, die in der ganzen Welt um ihre S i cherheit beneidet wurde. Bei einer europaweiten Kriminalität s studie vor ein paar Jahren landete Berlin beim Verbrechen s ranking auf Platz 19 , noch hinter Kopenhagen. Überall fragte man sich, wie die unterbezahlte Berliner Polizei das schaffte, wenn sie nicht gerade auf Demos mit Steinen und Flaschen beworfen wurde.
Die vier Kommissare diskutierten diese Dinge, während sie zu ihren Autos gingen und sich in Richtung Keithstraße aufmachten. Alfie und Sabine quatschten munter miteinander in ihrem Wagen.
Bei Lisa und Fabian war es stiller.
Echt still.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen Tiefseetauchen auf dem Mond.
Erst als Fabian in die Kurfürstenstraße einbog, brach er das Schweigen.
„Ich brauche mal deine detektivischen Fähigkeiten“, sagte er leutselig.
„Jederzeit.“
„Also, da ist ein Zimmer, in dem sich ein Mann und eine Frau aufhalten. Beide sind in vergleichbarem Alter und jeder auf seine Weise sehr attraktiv. Kannst du mir folgen?“
„Ja, bis jetzt schon.“
„Nach einer Weile kommt die Frau raus, mit gerötetem Gesicht und, wie soll ich sagen...“
„Mmmmmhh?“
„Ihre Nippel stechen hervor wie Heino in ’nem Gospe l chor .“
Lisa kicherte. „ Hübscher Reim .“
„Was wäre so grundsätzlich deine Einschätzung, was wohl in dem Raum passiert ist?“
Lisa lächelte. „Das ist doch wohl klar. Der junge Mann war völlig verunsichert, weil die Frau unterstellt hat, er spaziert am anderen Ufer entlang. Da wollte er ihr zeigen, wie sehr er auf Weibsvolk steht, und hat einen Sprung vom Zehn-Meter-Brett in ihre Bluse unternommen.“
Fabian lächelte nun ebenfalls.
„Und das hat sich die Frau einfach so gefallen lassen?“
„Sie wollte halt nicht unhöflich sein. Und der Typ hat ihr leid getan. Vielleicht hatte sie auch ein schlechtes Gewissen. Da mag vieles zusammengekommen sein.“
„Erklärt das auch die Heino-Möpse?“
„Nein, die zeigen nur, dass die Frau eine sexbesessene Schlampe ist und ihr Freund seinen Sternen danken sollte, es mit einem solchen Vollweib treiben zu dürfen.“
Fabian schnalzte bedächtig mit der Zunge.
„Ja, das sehe ich ähnlich.“
„Schön.“
Sie bogen in die Keithstraße ein.
„Fabiiii?“ flötete Lisa.
„Liz?“
„Würdest du Wichser mir vielleicht mal verraten, was diese magere Rosettenhure da mit dir getrieben hat?“
„Ich dachte schon, du fragst nie.“
Er steuerte in Richtung Parkplatz.
„Die Frau hat irgendwelche Probleme mit ihrem Selbstb e wusstsein“, analysierte er, „sie hat entweder zu wenig oder viel, viel zu viel. Ich ahne nichts Böses, da wirft sie mich auf ihr Bett und fummelt an mir rum.“
„Armer schwarzer Kater“, heuchelte Lisa.
„Danke für dein Mitgefühl. Wie auch immer, nach einigem Gerangel hab ich sie unter Kontrolle gebracht.“
„Definiere bitte mal eben ‚einiges Gerangel‘.“
„Sie hat sich auf mich gelegt, ich hab sie gebissen, sie hat meinen Arsch begrabscht und mir gesagt, wie toll sie ihn fi n det – das Letztere erzähle ich nicht aus Eitelkeit, sondern um dir einen Gesamtüberblick über das Geschehen zu
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