Schöne Lügen: Roman (German Edition)
dann mitnehmen. Wie geht es denn Ihrem Hals?«
»In den letzten Tagen hat er sich gebessert.«
»Gut. Ich werde Ihnen eine Spritze geben, damit Sie schlafen können und die Magenkrämpfe aufhören. Ich werde auch ein Medikament hierlassen, das die Übelkeit vertreibt, falls es Ihnen noch einmal schlecht werden sollte; das bezweifle ich jedoch, Sie hätten das bis jetzt schon bemerkt. Essen Sie nur leichte Sachen und auch nur dann, wenn Sie wirklich hungrig sind.« Allein der Gedanke an Essen verursachte ihr ein flaues Gefühl, und Dr. Joshua lachte über ihren Gesichtsausdruck. »Ich bin sicher, daß Sie eine Weile gar keinen Appetit haben.«
Er gab ihr die Spritze und plauderte dabei über die letzte Spielsaison der Houston Oilers. Die leere Kanüle warf er in seine Tasche, dann erhob er sich: »Falls Sie nicht auch noch zu allem anderen eine Lungenentzündung bekommen möchten, stehen Sie jetzt am besten auf, damit wir das Bett
frisch beziehen können. Sie sollten auch das Nachthemd wechseln.«
Erin versuchte sich aufzusetzen, doch ihre Muskeln versagten ihr den Dienst, und sie fühlte, daß sich ein weiterer Magenkrampf ankündigte. Mit einem Seufzer sank sie gepeinigt in die Kissen zurück. »Entschuldigung«, flüsterte sie.
Im nächsten Augenblick war Lance um das Bett geglitten. Er hob sie hoch wie zuvor und trug sie ins Bad. Dr. Joshua rief nach Melanie, damit diese das Bett neu bezog, und Lance setzte Erin vorsichtig auf den Stuhl vor der Frisierkommode.
»Ich hole Ihnen etwas zum Umziehen. Soll ich Mrs. Lyman herschicken?«
Erin schüttelte den Kopf. »Nein, ich schaffe es schon allein. Werfen Sie mir das Nachthemd einfach durch die Tür. Die Sachen liegen in der zweiten Schublade in der Kommode.« Auch wenn sie nicht viel gesprochen hatte, so hatte es sie doch vollkommen erschöpft.
Lance verschwand, und Erin schob die Träger des Nachthemds über ihre Schultern hinunter und wand sich heraus, ohne dabei vom Stuhl aufzustehen.
»Hier ist es«, rief Lance von der anderen Seite der Tür, und dann kam ein Nachthemd aus weichem Baumwollstoff auf sie zugesegelt. »Haben Sie es aufgefangen?« fragte er.
»Ja«, antwortete sie und fragte sich, was er wohl getan hätte, wenn das Nachthemd außerhalb ihrer Reichweite gelandet wäre. Sie wurde über und über rot, und ihre Krankheit hatte damit nichts zu tun. Sie wußte, was er getan hätte. Schnell zog sie das Nachthemd über den Kopf und versuchte,
die kleinen Knöpfe am Halsausschnitt zu schließen. Für ihre schwachen Finger war das eine Sisyphusarbeit.
»Rufen Sie mich, wenn Sie fertig sind«, drang Lances Stimme herein.
»Ich bin fast … ich …« Sie konnte nicht weitersprechen.
Lance stieß die Tür auf und sah, daß ihre Arme matt heruntersanken. Ein Ausdruck unendlicher Zärtlichkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er kniete vor ihr nieder.
Von ihren Brüsten bis zu den Knien knöpfte er das Nachthemd so schnell er konnte zu, als fürchte er sich davor, diese Aufgabe hinauszuzögern. Beim letzten Knopf hielt er inne. Und dann fühlte sie plötzlich seine Wange an ihren nackten Knien und seine kräftigen Hände an ihren Unterschenkeln. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt, um das goldbraune Haar zu berühren, das sie an den Beinen kitzelte, doch sie brachte die Kraft dazu nicht auf. Seine Hände strichen über ihre Beine, massierten ihre müden, schlaffen Muskeln.
Lance hob den Kopf, dann verabreichte er ihrem Knie einen schnellen kleinen Kuß und schloß den letzten Knopf. Er hob sie wieder hoch, um sie zurück ins Schlafzimmer zu tragen. Sie genoß die kräftigen Arme, die sie hielten und sie gegen seinen harten, muskulösen Oberkörper drückten.
Der Arzt und Melanie waren noch dabei, das Bett zu beziehen, und unterhielten sich leise. Erin fühlte die Wirkungen der Spritze, sie war benommen und weit fort, ihr Kopf sank an Lances Brust, als er sich mit ihr in den Armen in einen Sessel setzte und sie auf seinem Schoß bettete.
Eine herrliche Mattigkeit ergriff von ihr Besitz. Das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes unter ihrer Wange und die kleinen Härchen, die sich aus seinem
offenen Hemdkragen hervorwagten und sie an der Nase kitzelten, waren berauschend. Unbewußt schmiegte sie sich noch enger an ihn, eine Hand schob sie in sein offenes Hemd und legte sie auf das dichte krause Brusthaar.
Sie wußte nicht einmal bestimmt, ob ihre Finger instinktiv nach den kleinen harten Brustwarzen gesucht hatten,
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