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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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tat gut, wieder draußen zu sein. Erin drückte auf den Knopf, der die Fenster öffnete, und atmete tief die frostige Luft ein. Schweigend fuhren sie durch die Straßen. Lance hielt das Lenkrad in beiden Händen, seine Augen starr auf die Straße vor ihm gerichtet.
    Verwirrung, Schmerz und Wut stritten in Erins Innerem, doch sie wollte auf keinen Fall, daß Lance ihre Nervosität bemerkte. Eher würde die Hölle einfrieren, als daß sie ihn danach fragen würde, warum er sein Verhalten ihr gegenüber so grundlegend geändert hatte. Sie brauchte allerdings nicht lange auf die Antwort zu warten.
    Erin sah ihn überrascht an, als er von der Hauptstraße abbog und den Wagen durch baumbestandene Seitenstraßen lenkte. Ihr wurde klar, daß sie sich im Golden Gate Park befanden,
aber die Gegend, durch die sie im Augenblick fuhren, war unbeleuchtet und verlassen. Er bremste und stellte dann den Motor ab. Große Bäume breiteten ihre kahlen Zweige über ihnen aus, wie ein Schirm ohne Stoff. Der neblige Dunst des Abends hüllte sie mit seinem Schweigen ein.
    Lance legte den Arm auf die Lehne ihres Sitzes und wandte sich zu ihr. Tiefe Schatten lagen auf seinem Gesicht und gaben ihm ein unheimliches Aussehen. Erin verspürte einen Anflug von Furcht.
    »Sie können wirklich stolz auf sich sein, Miss O’Shea.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine damit, daß Sie einen Mann, der alt genug ist, es besser zu wissen, wie einen riesigen Narren haben aussehen lassen.«
    »Bitte, Lance, ich weiß nicht, was du meinst.« Sie zwang sich, ihr wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen. »Sollten wir nicht Melanie …«
    »Das kann warten«, fertigte er sie ab. »Ich will das jetzt hier ein für allemal klären.«
    Ihre eigene Verärgerung wuchs unter seinem herablassenden Ton. »Was ist denn los? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    Zu ihrem Erstaunen grinste er, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Dieser einsame alte Iltis vermißt dich schrecklich, meine Süße«, meinte er in perfekter Imitation von Barts Stimme mit dem Texas-Akzent.
    Jetzt begann Erin langsam zu begreifen, Erniedrigung und Wut stiegen in ihr auf. »Du hast gelauscht! Du hast meine Unterhaltung am Telefon mitgehört!«
    Er zuckte lässig die Schultern. »Das ist Gewohnheit. Ich
höre alle Telefongespräche mit, die im Hause der Lymans ankommen. Das hast du gewußt.«
    Sie hatte es gewußt, jedoch nicht mehr daran gedacht. »Aber du hörtest doch, daß dieser Anruf für mich war. Es hätte dich nicht zu interessieren brauchen, was da geredet wurde!«
    »Oh, es hat mich aber interessiert, Miss O’Shea«, widersprach er. »Sie würden sich wundern, wie aufschlußreich diese Unterhaltung für mich gewesen ist. Jetzt weiß ich endlich, was für eine hinterhältige Lügnerin du bist.«
    »Das bin ich nicht«, widersprach sie heftig.
    »Nein? Ich vermisse dich, Bart, ich liebe dich, Bart«, ahmte er sie nach. »Du hast es nur versäumt, dem guten alten Bart zu erzählen, was du gerade getan hattest, ehe er anrief.«
    »Das ist ja abscheulich.« Sie wollte ihren Ohren kaum trauen.
    »Da hast du verdammt recht.« brüllte er. »Ich denke, Bart würde es ziemlich abscheulich finden, wenn er erführe, daß seine Verlobte heute morgen gelernt hat, mit einem unvergleichlichen Talent zu bumsen.«
    Erin dachte gar nicht lange nach, sie hob die Hand und schlug ihm ins Gesicht. Es war ihr zunächst nicht bewußt, daß sie ihn geschlagen hatte; erst als sie das Geräusch hörte, das durch die Abgeschiedenheit des Wagens klatschte, erkannte sie den Vorgang. Ihre Hand brannte, doch es war die Sache wert, dachte sie, als sie den erstaunten Ausdruck auf Lances Gesicht sah. Ihr Sieg war hingegen von kurzer Dauer, denn er reagierte sofort. Er griff nach ihr und hielt ihr Handgelenk eisern fest.
    »Wenn du so etwas noch einmal tust, breche ich dir den Arm in Stücke«, drohte er, und sie glaubte ihm. Seine Stimme klang rauh, als hätte er etwas im Hals. »Ich kenne Ihren Typ, Miss O’Shea.«
    Sie wand sich unter der Klammer seiner Faust um ihr Handgelenk. »Ich bin kein Typ«, wehrte sie sich, mit mehr Mut, als sie fühlte.
    »Doch, das sind Sie«, sagte er unnatürlich sanft. »Es macht Spaß, sich mit einem Regierungsbeamten zu vergnügen, ein wenig Spion zu spielen, wenn man doch weiß, daß man immer noch einen Millionär in Texas warten hat.«
    »Nein«, wehrte sie sich. Tränen des Schmerzes rannen über ihre Wangen. Es war nicht der Schmerz, den seine

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