Schoene, raetselhafte Becca
den Arm über den Tisch und berührte ihre Finger. Waren sie eben noch vom Schneeschaufeln eiskalt gewesen, so hatte der Becher mit heißer Schokolade sie aufgewärmt. Mit dem Daumen rieb er ihr über die Knöchel. „Ehrlich gesagt bin ich selbst überrascht, dass ich Ihnen all diese schrecklichen Dinge erzähle. Das Thema … berührt mich immer noch sehr, und normalerweise rede ich nicht darüber.“
„Danke, dass Sie mir so sehr vertrauen.“
Ihre Finger zitterten ein wenig. Weil er ihr so nahe war, fiel ihm zum ersten Mal die kleine Narbe an ihrem Mundwinkel auf, und er fragte er sich, woher sie die wohl haben mochte. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküsst, obwohl er wusste, dass es nicht besonders klug gewesen wäre. Er hätte sie den ganzen Nachmittag küssen können, während vor dem Fenster die Schneeflocken vorbeiwirbelten.
Plötzlich war seine Müdigkeit wie weggeblasen. Stattdessen spürte er ein brennendes Verlangen in seinem Unterleib. Mit einem Seufzer gab er ihm nach, beugte sich über den Tisch und küsste Becca.
Zuerst holte sie erschrocken Luft. Doch dann erwiderte sie seinen Kuss. Sie schmeckte süß und verführerisch, und am liebsten hätte er sich in diesen süßen Strudel hineingestürzt und wäre nie wieder aufgetaucht.
5. KAPITEL
Das kann unmöglich wahr sein!
In der Küche im Haus ihres Großvaters küsste Becca den Polizeichef. Wie aus weiter Ferne drang das Brummen des Kühlschranks an ihr Ohr, und die Schneeflocken, die an den Fensterscheiben vorbeiwirbelten, nahm sie wie durch einen Schleier wahr.
Nein, es stimmte. Sie spürte jeden ihrer Sinne mit fast schmerzender Intensität. Die Geräusche im Haus schienen lauter als sonst zu sein, und ihre Geschmacksnerven nahmen jede Nuance wahr.
Er schmeckte nach Schokolade, frischer Seife und einem ausgesprochen verführerischen Rasierwasser mit einem Hauch von Holz und Moschus.
Wie sie erwartet hatte, küsste Trace Bowman wie ein Mann, der wusste, wonach eine Frau sich sehnte. In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen. Er erkundete ihren Mund, als ob er jeden Millimeter kosten wollte und nicht eher aufgeben würde, bis er ihre letzten Geheimnisse erforscht hatte.
Was mit einer sanften Berührung begonnen hatte, hatte inzwischen ein loderndes Feuer in ihr entfacht, von dem sie bezweifelte, dass es je wieder gelöscht werden konnte. Sie hatte nur einen Gedanken: Mehr!!
Noch während er sie küsste, zog er sie hoch und schloss sie fester in die Arme. Dabei lehnte er sich gegen den Schrank und nahm sie mit sich, sodass sie seine Hitze und seine Stärke spürte. Nur gut, dass sie in seinen Armen lag, denn sonst hätten ihre Knie längst nachgegeben.
Sie spürte das Klopfen seines Herzens – oder war es ihr eigenes, das tausend Mal pro Minute schlug?
Noch nie hatte ein Kuss ihr derart den Kopf verdreht. Am liebsten hätte sie Trace aufgefordert: Nimm mich ganz. Von Anfang an hatte sie geahnt, dass es ein unvergessliches Erlebnis sein würde, Trace Bowman zu küssen. Er raubte ihr so sehr die Sinne, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte.
Nach einer kleinen Ewigkeit löste sie sich von seinen Lippen. Das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims drang wieder in ihr Bewusstsein.
Mit verschleiertem Blick sah Trace sie an. Er atmete schwer. Nach einer Weile stieß er hervor: „Schon wieder. Auch das habe ich nicht gewollt.“
Natürlich hatte sie schon andere Männer geküsst. Schließlich hätte sie sich vor drei Monaten fast verlobt. Aber noch kein Mann hatte es geschafft, in ihr ein auch nur annähernd ähnliches Gefühl zu wecken, wie Trace Bowman es geschafft hatte.
Sie räusperte sich. „War das jetzt nur der freundliche Kuss eines Nachbarn, oder sollte das etwa ein Kuss von der Sorte ‚Lass-uns-sofort-ins-Schlafzimmer-gehen‘ sein?“
Einen Moment lang sah er Becca verblüfft an. Dann lachte er. „Wenn wir ihn schon beschreiben müssen, wie wäre es dann mit ‚Warten wir doch einfach mal ab, was noch passiert‘?“
Die Versuchung war groß. Sehr groß. Trace Bowman war genau der Mann, von dem sie geträumt hatte, seit sie wusste, dass es einen Unterschied zwischen einem Mann und einem richtigen Mann gab. Höflich und freundlich, anständig und geerdet. Ganz anders als die Typen, mit denen ihre Mutter sich immer abgegeben hatte.
Aber es gab hunderttausend Gründe, warum dieses „Warten-wir-doch-einfach-mal-ab“ für sie momentan nicht infrage kam. Fast wäre ihr die
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