Schoene, raetselhafte Becca
Sessel eine farbenfrohe Decke, und an den Fenstern hingen neue Vorhänge. Das Haus sah nicht länger aus wie die Hütte eines alten, verbitterten Mannes.
Trace nahm es als hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass sie und Gabi in Pine Gulch bleiben würden – jedenfalls für eine Weile.
„Sie haben viel Arbeit hier reingesteckt“, meinte er bewundernd und ignorierte sein Herz, das schneller zu schlagen begonnen hatte. „Das Haus ist nicht wiederzuerkennen.“
Sein Kompliment machte sie verlegen. „Es ist immer noch ein dunkles, baufälliges Haus mit abgewetztem Linoleum und einem hässlichen Teppichboden. Das kann ich erst ändern, wenn ich ein bisschen angespart habe. Aber es gehört mir jetzt, und niemand kann es mir wegnehmen.“
Ihre Antwort machte ihn noch neugieriger auf ihre Vergangenheit. Erneut fragte er sich, was sie hierhergeführt hatte und wie unstet ihr Leben gewesen sein mochte, dass ein altes Gebäude ihr das Gefühl von Sicherheit verlieh.
„Geben Sie mir Ihre Jacke“, forderte sie ihn auf. „Wärmen Sie sich ein bisschen am Feuer auf, während ich den Kakao mache.“
„Wir sind nicht im Gulch “, protestierte er.
„Richtig, aber in meinem Haus sind Sie mein Gast“, entgegnete sie.
Als sie seine Jacke entgegennahm, berührten sich ihre Finger, und sie erschauerte.
Auch er spürte das Prickeln, und er fragte sich, ob ihm ihre sanft geschwungene Kinnpartie und diese besondere Farbe ihrer Augen schon zuvor aufgefallen waren.
Sie sah so süß und reizend aus. Stundenlang hätte er so stehen bleiben können. Im Kamin knisterte das Holz, vor dem Fenster wirbelten Schneeflocken vorbei, und Beccas betörender Duft stieg ihm in die Nase. Er konnte sich nicht an ihr sattsehen.
Unvermittelt griff er nach ihrer Hand. „Ihre Finger sind ja ganz kalt“, murmelte er.
Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an. Irgendwo im Haus tickte eine Uhr, und aus dem Keller war das leise Brummen des Heizungskessels zu hören. Die Atmosphäre zwischen ihnen knisterte.
Trace hätte einen Schritt vorwärts machen, Becca in die Arme nehmen und ihren Mund mit seinen Lippen verschließen können. Dabei würde er zwar nicht alles über sie erfahren – aber es wäre zumindest ein Anfang.
Laut knackte ein Holzscheit im Kamin, und sie fuhr zusammen. Der magische Moment war vorüber.
Sie räusperte sich und entzog ihm ihre immer noch kalten Finger. „Ich … hänge Ihre Jacke auf und mache den Kakao.“
Hastig lief sie davon. Er folgte ihr in die Küche mit der dunklen Holzdecke und den altmodischen Geräten. Auch hier hatte sie versucht, mit neuen, duftigen Gardinen mehr Licht hereinzulassen. Bunte Küchentücher hingen an Haken, und die Kopie eines farbenfrohen Gemäldes, das ein Landhaus in einem blühenden englischen Garten zeigte, hing über dem Küchentisch.
Sie stand am Herd und goss Milch in einen Topf. „Möchten Sie Kekse zum Kakao? Gabi und ich haben sie gestern gebacken.“
„Gern. Bei Weihnachtsplätzchen werde ich immer schwach. Hm, die schmecken ja köstlich“, lobte er kauend.
„Danke.“
„Ein altes Familienrezept?“ Vielleicht erfuhr er auf diese Weise etwas aus ihrer Vergangenheit.
Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich. Aber nicht meins. Ich habe das Rezept im Internet entdeckt.“
Das war wohl nichts, dachte er enttäuscht.
Doch nach einer Weile setzte sie zögernd hinzu: „Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter mal Plätzchen gebacken hätte.“
„Sie hatte es wohl nicht so mit dem Haushalt?“, erkundigte er sich.
Ihr Lachen klang so bitter, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzte. „Das ist eine maßlose Untertreibung.“
Trace hätte das Thema gern vertieft, aber sie blockte ab, indem sie fragte: „Was ist denn mit Ihrer Familie? Hat Ihre Mutter gern gebacken?“
„Wenn sie nichts anderes zu tun hatte.“
„Was hat sie denn gemacht?“
„Sie war Künstlerin. Sie hat Bilder gemalt.“
„Wirklich?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Margaret Bowman? War das Ihre Mutter?“
Überrascht starrte er sie an. Seine Mutter hatte gerade erst begonnen, sich einen Namen zu machen, bevor sie ums Leben gekommen war. „Ja. Woher wissen Sie das?“
„Ich habe letztens eines ihrer Bilder vom Cold Creek Canyon in der Bibliothek gesehen. Es zeigt eine Frühlingslandschaft. Das hat mir Hoffnung gemacht, dass es hier in Pine Gulch auch noch etwas anderes als Schnee gibt.“
Er erinnerte sich, dass er und seine Geschwister eines der Bilder der Bibliothek
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