Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
das Telefon wieder in die Tasche steckte, schaute er Kotter mit ernster Miene an. »Wir sollen uns mal ein wenig umsehen, um herauszufinden, warum dieser Chinese tot ist. Der Chef fürchtet, dass irgendjemand anderes die Lady auch von hier vertreiben will, um das Grundstück zu kaufen. Er will auf keinen Fall, dass ihm jemand das Geschäft vermasselt.«
Kotter stöhnte auf. »Schade«, sagte er. »Hätte Spaß gemacht, ein wenig herumzukokeln.«
Im nächsten Moment fiel die Tür ins Schloss. Kim kam mühsam auf die Beine. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Sie musste die Männer im Auge behalten.
An Cecile und Doktor Pik vorbei schlich sie nach draußen. Mittlerweile war es stockdunkel geworden; einzig ein wenig Mondlicht glitt vom Himmel herab.
Sie dachte an Deng, den ewig lächelnden Deng, und plötzlich wusste sie, was sie übersehen hatte.
Deng hatte so ein Gerät gehabt, auf dem Jans Stimme gewesen war. Irgendwie hatte er es bei den Sachen des Toten gefunden, und hatte Jan nicht auch von diesem zweiten Februar gesprochen? »Der zweite Februar war der Tag, an dem sich mein Leben verändert hat …« Ja, genau diesen Satz hatte der tote Jan aus dem Apparat gesagt.
Kim reckte stolz ihren Kopf in die Nacht. Gut, dass ihr das noch eingefallen war – sie war ein kluges Schwein. Was aber sollte sie mit diesem Wissen anfangen? Wie konnte sie sich Dörthe verständlich machen?
Unschlüssig trat sie auf die Wiese hinaus. Irgendwo vorne am Zaun musste Brunst liegen und auf Che warten, doch auch Dörthe und Sabeth waren noch da; sie saßen in Decken gewickelt in der Dunkelheit und redeten.
Sabeth: »Ich kapiere das alles nicht. Weißt du, dass Jan mich heiraten wollte? Bringt sich jemand um, der heiraten will? Und Deng? Hat er sich meinetwegen erhängt? Weil ich gesagt habe, dass er sich vom Acker machen soll? Glaubst du, ich bringe allen Männern nur Unglück?«
Dörthe: »Keine Ahnung. Ich hatte ziemlich viele Männer, aber ich verstehe sie nicht. Die meisten sind Mistkerle. Erst reden alle von Ehe und Kinderkriegen, und dann wollen sie nichts mehr davon wissen. So ist es mir jedenfalls gegangen. Jetzt will James mich unbedingt heiraten, er will das Kind adoptieren und sogar meinen Namen annehmen.«
Sabeth: »Ich glaube nicht, dass Jan sich umgebracht hat. Er war manchmal komisch, hat sogar geweint, wenn er über seine toten Eltern geredet hat. Seine Mutter war schwanger, als sie starb. Bevor sie damals in das Auto stiegen, hatten sie sich seinetwegen gestritten, und irgendwie hatte Jan immer das Gefühl, es sei seine Schuld, dass der Unfall passiert ist. Ist natürlich Unfug! Er war viel zu jung.«
Dörthe: »Aber wenn er sich nicht umgebracht hat … Wer sollte dann …?«
Sabeth: »Ihn umgebracht haben? Jan hat mal Mist gebaut, hat sich bei irgendwelchen Kredithaien Geld geliehen. Einmal in einer Kneipe habe ich mitgekriegt, wie ihm jemand aufgelauert hat. Wir sind dann durch den Hinterausgang verschwunden … Vielleicht war es aber auch Deng. Könntest du dir vorstellen, dass er aus Eifersucht, weil er mitgekriegt hat, dass Jan und ich …«
Dörthe: »Deng soll ein Mörder sein? Niemals.«
Sabeth: »Er hat Jans Sachen durchwühlt, als Jan tot war. Ich habe es von draußen gesehen. Was soll er in Jans Zimmer zu suchen gehabt haben?«
Dörthe: »Deng ist … er war der sanfteste Mensch, den ich kenne.«
Sabeth: »Aber warum ist auch er tot?«
Dörthe: »Vielleicht will dieser Marten uns Angst einjagen, er lässt Deng umbringen, um uns zu zeigen, dass er es ernst meint. Man will mich mit allen Mitteln von hier vertreiben. Wahrscheinlich wäre es wirklich besser, ich würde meine Sachen packen und von hier verschwinden. Wenn ich zwei, drei Bilder verkaufe, die Munk mir vermacht hat, könnte ich eine Weile sorgenfrei davon leben.«
Sabeth: »Und deine Schweine nimmst du mit?«
Dörthe: »Nein, das wird wohl nicht gehen. Irgendwie ist es ja auch eine ziemlich schräge Idee, ein paar Schweine vor dem Schlachthaus zu retten. Mallorca – James hat mir von einem deutschen Radiosender auf Mallorca erzählt, der eine Ansagerin sucht. Das wäre vielleicht keine schlechte Idee – jeden Tag Sonne und Strand und Meer. Da kann ein Kind bestimmt toll aufwachsen. James würde auch mitkommen.«
Sabeth: »Wie gut kennst du ihn eigentlich?«
Dörthe: »Er ist seit kurzem Organist an der Kirche, für die Munk eine Menge Geld gespendet hat. Außerdem hatte er eine Band, die in England ziemlich berühmt war – hat
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