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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Geschichte, dass nach dem Tod aller Menschen die Golems ins Meer marschiert sind ...?« Das Fragezeichen hing buchstäblich wie ein Haken in der Luft.
    »Eine interessante Geschichte«, sagte Adora Belle mit Pokermiene.
    Flett lächelte. »Ich werde den Sinn dieser Botschaft ergründen. Natürlich werden wir uns morgen Wiedersehen, nicht wahr? 
    » «
    Feucht gefiel der Klang dieser Worte überhaupt nicht, was auch immer sie bedeuten mochten. Dass Adora Belle dabei lächelte, machte es auch nicht besser.
    Flett fügte hinzu: » «
    »Hast du das wirklich, Herr?«, sagte Adora Belle lachend.
    »Nein, aber ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis!«
    Feucht runzelte die Stirn. Es hatte ihm besser gefallen, als sie dem alten Teufel die kalte Schulter gezeigt hatte. »Können wir jetzt gehen?«, sagte er.
    Hammerschmied Wasserhuhn, zweiter Buchhalter in der Probezeit, beobachtete, wie Fräulein Gardinia immer näher kam, und zwar mit weniger Besorgnis als seine älteren Kollegen. Diese wussten, dass der Grund dafür die Unwissenheit des jungen Mannes war, weil er noch nicht lange genug in der Bank gearbeitet hatte, um die Bedeutung dessen zu verstehen, was ihm bevorstand.
    Die erste Buchhalterin legte den Zettel mit Nachdruck auf seinen Schreibtisch. Um die Gesamtsumme war mit grüner, noch feuchter Tinte ein Kreis gezogen worden. »Herr Beuge«, sagte sie mit einer Spur von Genugtuung, »lässt ausrichten, dass du diese Berechnung noch einmal  korrekt  durchführen musst.«
    Und weil Hammerschmied ein wohlerzogener junger Mann war und weil es seine erste Woche in der Bank war, sagte er: »Ja, Fräulein Gardinia.« Er nahm den Zettel entgegen und machte sich an die Arbeit.
    Über das, was als Nächstes geschah, wurden viele unterschiedliche Geschichten erzählt. In den folgenden Jahren maßen die Buchhalter ihre Erfahrung als Bankiers daran, wie nahe sie am Geschehen gewesen waren, als die große Sache passierte. Man war sich uneinig darüber, was tatsächlich gesagt worden war. Fest stand nur, dass es nicht zu Gewalttätigkeiten gekommen war, obwohl das in manchen Geschichten behauptet wurde. Aber es war ein Tag, der die Welt - oder zumindest den Teil davon, der das Kontor einschloss - in die Knie zwang.
    Alle waren sich darin einig, dass Hammerschmied einige Zeit darauf verwandte, die Prozentsätze nachzurechnen. Die Leute sagen, dass er ein Notizbuch zückte - ein privates Notizbuch, was für sich genommen bereits unerhört war - und darin ein paar Berechnungen anstellte. Dann, nach etwa fünfzehn Minuten oder auch einer halben Stunde, je nachdem, wer die Geschichte erzählte, ging er zum Schreibtisch von Fräulein Gardinia hinüber und erklärte: »Es tut mir sehr leid, Fräulein Gardinia, aber ich kann keinen Fehler finden. Ich habe meine Berechnungen überprüft und bin der Ansicht, dass meine Endsumme korrekt ist.«
    Seine Stimme war gar nicht sehr laut, aber im Raum wurde es schlagartig still. Es wurde sogar noch stiller als nur still. Die gespannte Konzentration von etwa einhundert Ohren ging so weit, dass Spinnen, die an der Decke ihre Netze woben, den Sog der angehaltenen Luft spürten. Hammerschmied wurde an seinen Schreibtisch zurückgeschickt, um »alles noch einmal nachzurechnen und anderen Leuten nicht die Zeit zu stehlen«. Und nach weiteren zehn, manche behaupten, fünfzehn Minuten ging Fräulein Gardinia zu seinem Schreibtisch und blickte ihm über die Schulter.
    Die meisten Leute sind sich darin einig, dass nach ungefähr einer halben Minute  sie  den Zettel in die Hand nahm, einen Schreibstift aus dem straffen Dutt an ihrem Hinterkopf zog, dem jungen Mann befahl, ihr Platz zu machen, sich setzte und eine Zeitlang auf die Zahlen starrte. Schließlich stand sie wieder auf und ging zum Schreibtisch eines anderen Buchhalters. Gemeinsam brüteten sie über dem Zettel. Ein dritter Buchhalter wurde dazugeholt. Er schrieb die Anstoß erregenden Zahlen ab, beschäftigte sich eine Weile damit und blickte irgendwann mit grauem Gesicht auf. Niemand musste es laut aussprechen. Inzwischen arbeitete niemand mehr im Kontor, außer Herrn Beuge, der auf seinem erhöhten Platz immer noch in den Zahlen schwelgte, die vor ihm lagen, und hörbar vor sich hinmurmelte.
    Die Leute spürten es in der Luft liegen.
    Herr Beuge hatte einen  Fehler  gemacht.
    Die dienstältesten Buchhalter berieten sich hastig in einer Ecke.
    Es gab keine höhere Stelle, an die sie sich hätten wenden können.
    Hlerr Beuge  war  die

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