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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die sie sich an den Busen geheftet hatte, und dass ihre Ohrringe aus zwei winzigen Fischscheiben bestanden. Ja, die heiligen Symbole der Anoia. Auf den Religionsseiten hatte er gerade etwas über sie gelesen. In letzter Zeit war sie groß im Kommen, dank der Mithilfe des jungen Spangler. Dabei hatte sie viel bescheidener angefangen, als Göttin für Dinge, die in Schubladen klemmen, aber in dem Artikel war es darum gegangen, dass sie nun als Göttin für hoffnungslose Fälle gehandelt wurde, was ein sehr profitabler Bereich war, vor allem für jemanden mit eher flexibler Herangehensweise an die Dinge. Aber, und dabei seufzte er innerlich, es war keine allzu gute Idee, Geschäfte zu machen, wenn die fragliche Göttin aktiv war, falls Anoia nämlich zornig wurde und einen neuen Verwendungszweck für die Fischscheiben fand. Außerdem wäre er bald in der Lage, all das hinter sich zu lassen. Spangler hatte sich in der Tat als außerordentlich gerissener junger Kerl erwiesen! Ein teuflischer kleiner Schleicher! Diese Angelegenheit wäre auf keinen Fall schnell vorbei, oh nein. Sie war eine sichere Pension bis an sein Lebensende. Und es würde ein sehr, sehr langes Leben sein, denn sonst...
    »Kann ich dir sonst noch etwas bringen, Ehrwürden?«, fragte die Frau besorgt.
    »Meine Tasse fließet über, Schweschter«, sagte Krippling.
    Der besorgte Gesichtsausdruck der Frau verstärkte sich. »Oh, das tut mir leid! Ich hoffe, es ist nichts auf die Zeitungen ...«
    Krippling legte vorsichtig eine Hand über die Tasse. »Ich meine damit, dass ich mehr als tschufrieden bin«, sagte er, und das war er auch. Es war ein verdammtes Wunder, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Om damit so freigiebig war, würde er vielleicht sogar anfangen, an ihn zu glauben.
    Und es wurde immer besser, je mehr man darüber nachdachte, sagte sich Krippling, als die Frau davoneilte. Wie hatte der Junge das gemacht? Er musste Helfer gehabt haben. Zum Beispiel den Henker, ein paar Gefängniswärter ...
    Gedankenverloren nahm er mit einem schnappenden Geräusch seine falschen Zähne heraus, spülte sie behutsam im Tee, tupfte sie mit seinem Taschentuch trocken und zwängte sie sich wieder in den Mund, wenige Sekunden bevor Schritte ihm verrieten, dass die Frau zurückkehrte. Sie vibrierte geradezu vor Anspannung.
    »Verzeihung, Ehrwürden, aber dürfte ich dich vielleicht um einen Gefallen bitten?«, sagte sie und wurde dabei knallrot.
    »Nga kürich ... eiche! Kchulligunk ...« Krippling wandte ihr den Rücken zu und setzte die vermaledeiten falschen Zähne unter diversen Knack- und Pling-Lauten richtig herum ein. Verfluchtes Ding! Warum er sich damals die Mühe gemacht hatte, sie dem alten Mann aus dem Mund zu hebeln, würde ihm ein ewiges Rätsel bleiben.
    »Ich bitte um Vertscheihung, Schweschter, ein kleines dentales Missgeschick ...«, murmelte er, als er sich wieder umdrehte und sich den Mund abtupfte. »Bitte fahr fort.«
    »Es ist komisch, dass du das erwähnst, Ehrwürden«, sagte die Frau, deren Augen vor Nervosität strahlten, »weil ich nämlich zu einer kleinen Damengruppe gehöre, die einen, nun ja, Gott-des-Monats-Club gegründet hat. Äh ... das heißt, wir suchen uns einen Gott aus und glauben dann an ihn ... oder sie, natürlich, oder auch es, obwohl wir die Grenze bei denen ziehen, die zu viele Zähne und Beine haben. Und dann beten wir einen Monat lang zu ihm, und anschließend setzen wir uns wieder zusammen und diskutieren darüber. Es gibt ja so viele, nicht wahr? Tausende! Mit Om haben wir uns noch nicht richtig beschäftigt, aber wenn du uns vielleicht am nächsten Dienstag einen kleinen Vortrag halten würdest, bin ich mir sicher, dass wir es sehr gerne auch mal mit ihm probieren werden!«
    Sprungfedern quietschten, als Krippling ihr ein breites Lächeln schenkte. »Wie ist dein Name, Schweschter?«
    »Berenice«, sagte sie. »Berenice, äh, Hauser.«
    Aha, sie benutzt den Namen des Mistkerls nur noch ungern, sehr klug, dachte Krippling. »Das ist eine wunderbare Idee, Berenice«, sagte er. »Es wäre mir ein grosches Vergnügen!«
    Sie strahlte.
    »Hier gibt es nicht zufällig Kekse, oder, Berenice?«, fügte Krippling hinzu.
    Frau Hauser errötete. »Ich glaube, irgendwo habe ich noch welche mit Schokolade«, sagte sie, als würde sie ihm ein großes Geheimnis offenbaren.
    »Möge Anoia an deinen Schubladen rütteln, Schweschter«, sagte Krippling zu ihrem Rücken, als sie sich entfernte.
    Wunderbar, dachte er, während sie mit

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