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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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des Verdachts auf Diebstahl zu verhaften.«
    Feucht sah den Kommandeur an. Er mochte den Mann nicht sehr und war fest davon überzeugt, dass Mumm auch ihn nicht leiden konnte. Allerdings war er noch viel mehr davon überzeugt, dass Mumm von Cosmo Üppig und seinesgleichen keine Befehle annehmen würde.
    »Ich bin mir sicher, dass der Kommandeur die Entscheidung treffen wird, die er für richtig hält«, sagte Feucht sanft. »Ihr kennt den Weg in die Krypta. Es tut mir leid, dass dort im Moment etwas Unordnung herrscht.«
    Cosmo drehte sich halb um, damit die Menge alles hören konnte, was er sagte. »Du bist ein Dieb, Herr Lipwig. Ein Schwindler und Lügner und Betrüger, und du hast nicht den geringsten modischen Geschmack.«
    »Ich würde sagen, dass das etwas hart ausgedrückt ist«, sagte Feucht, während sich die Männer an ihm vorbeidrängten. »Ich finde zufällig, dass ich mich sehr flott kleide!«
    Nun stand er allein vor dem Eingang zur Bank und wandte sich der Menge zu. Sie hatte sich noch nicht in einen Mob verwandelt, aber das war bestimmt nur eine Frage der Zeit.
    »Kann ich sonst noch jemandem helfen?«, fragte er.
    »Was ist mit unserem Geld?«, wollte jemand wissen.
    »Was soll damit sein?«, erwiderte Feucht.
    »In der Zeitung steht, dass du kein Gold hast«, sagte der Mann.
    Er hielt ihm ein feuchtes Exemplar der  Times  hin. Im Großen und Ganzen hatte sich die Zeitung sehr zurückgehalten. Feucht hatte bereits mit einer schlimmen Schlagzeile gerechnet, aber der Bericht nahm nur eine Spalte auf der Titelseite ein und war voller »soweit wir gehört haben« und »wir vermuten« und »der  Times  wurde mitgeteilt« und anderer Phrasen, die Journalisten benutzen, wenn sie über große Geldsummen schreiben, deren Bedeutung sie nicht einschätzen können, und wenn sie sich nicht sicher sind, ob ihre Informationen den Tatsachen entsprechen.
    Er blickte ins Gesicht von Sacharissa Kratzgut.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie, »aber in der vergangenen Nacht wurde die Bank von Wachleuten belagert, und wir hatten nicht viel Zeit. Und offen gesagt, war Herrn Beuges ... Nervenzusammenbruch schon eine eigene Geschichte. Jeder weiß, dass er die Bank führt.«
    »Der Direktor führt die Bank«, sagte Feucht steif.
    »Nein, Feucht, der Direktor macht Wauwau und mehr nicht«, sagte Sacharissa. »Sag mal, hast du nicht irgendwas unterschrieben, als du diesen Posten übernommen hast? Einen Vertrag oder so etwas?«
    »Das mag sein. Es gab sehr viel Papierkram. Ich habe einfach dort unterschrieben, wo ich unterschreiben sollte. Genauso wie Herr Quengler.«
    »Bei den Göttern, die Anwälte werden damit einen Riesenspaß haben«, sagte Sacharissa, die plötzlich wie durch Zauber ihr Notizbuch in der Hand hielt. »Und das ist nicht einmal ein Witz. 8   Er könnte im Schuldnergefängnis landen!«
    »Im Hundezwinger«, sagte Feucht. »Schließlich macht er Wauwau. Aber das wird nicht geschehen.«
    Sacharissa bückte sich, um Herrn Quengler den kleinen Kopf zu streicheln, doch sie erstarrte mitten in der Bewegung. »Was hat er da im ...?«
    »Sacharissa, können wir das später klären? Im Augenblick habe ich dafür wirklich keine Zeit. Ich schwöre dir bei allen drei Göttern, an die du glaubst, obwohl du Journalistin bist, dass ich dir, wenn das alles vorbei ist, eine Geschichte erzähle, die selbst das große Geschick der  Times  in der Vermeidung unfeiner und anzüglicher Themen auf eine harte Probe stellen wird. Glaub mir.«
    »Ja, aber es sieht aus wie ein ...«
    »Ach, dann weißt du also  doch , was es ist, und ich muss es dir gar nicht erklären«, sagte Feucht barsch.
    Er gab die Zeitung an den besorgten Besitzer zurück. »Du bist Herr Casper, nicht wahr?«, sagte er. »Du hast bei uns ein Guthaben von sieben Dollar, wenn ich mich nicht täusche.« Für einen Moment wirkte der Mann sehr beeindruckt. Wenn es um Gesichter ging, war Feucht richtig gut. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns wegen des Goldes keine Sorgen machen.«
    »Ja, aber ...«, begann der Mann. »Nun ja, es ist schließlich keine sehr verlässliche Bank, wenn jemand von dort einfach so das Gold wegschafft, nicht wahr?«
    »Aber das spielt überhaupt keine Rolle«, sagte Feucht. »Das habe ich euch allen erklärt.«
    Die Leute wirkten verunsichert. Theoretisch müssten sie jetzt die Treppe hinaufstürmen. Aber Feucht wusste, was sie zurückhielt. Es war die Hoffnung. Es war die leise Stimme, die sagte: Das alles passiert gar nicht

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