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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mir dann vielleicht diese Fesseln abnehmen? Ich fürchte, dass sie die allgemeine Einschätzung meiner Person in negativer Richtung beeinflussen könnten«, sagte Feucht.
    »Ja, gut. Wachen, kümmert euch darum. Und nun, Herr Drumknott, wenn du bitte anfangen würdest?«
    Sie werden mich ins offene Messer laufen lassen, dachte Feucht, als Drumknott mit seinen Ausführungen begann. Was bezweckte Vetinari mit diesem Spiel?
    Er musterte die Menge, während Drumknott langatmig die Einzelheiten der Buchführung vortrug. Ganz vorn drängte sich die Familie Üppig zu einer schwarzen Masse zusammen. Von seiner Position aus sahen sie wie Geier aus. Nach Drumknotts ernster, monotoner Tonlage zu urteilen, würde es noch lange Zeit so weitergehen. Man wollte ihm etwas in die Schuhe schieben, und Vetinari würde ... Ja, klar, anschließend würde es in einem stillen Zimmer heißen: »Herr Lipwig, wenn du dich vielleicht dazu durchringen könntest, mir zu sagen, wie du diese Golems unter deinen Befehl gebracht hast...«
    Eine Unruhe an der Tür sorgte für willkommene Abwechslung, und nun trat Feldwebel Fred Colon ein, gefolgt von seinem Kollegen Nobby Nobbs, der nie von seiner Seite wich. Sie schwammen geradezu durch die Menge. Mumm kämpfte sich ihnen entgegen, und Sacharissa ließ sich von seinem Kielwasser mitziehen. Es folgte ein schnelles Gespräch, und eine Welle aufgeregten Entsetzens ging durch die Menge.
    Feucht schnappte das Wort »Ermordet!« auf.
    Vetinari stand auf und schlug mit seinem Stock auf den Tisch. Damit brachte er den Lärm zum Verstummen, als hätten die Götter einen Punkt gesetzt. »Was ist geschehen, Kommandeur?«, fragte er.
    »Leichen, Herr. In der Unterkunft von Herrn Beuge!«
    »Er wurde ermordet?«
    »Neinherr.« Mumm beriet sich kurz und eindringlich mit seinem Feldwebel. »Ein Toter wurde vorläufig als Professor Kronsbeere identifiziert, Herr, der jedoch kein echter Professor war, sondern ein gemeiner Auftragsmörder. Wir dachten, er hätte die Stadt verlassen. Wie es scheint, ist der andere Rippenbruch-Jack, der zu Tode getrampelt wurde ...« Es folgte eine weitere geflüsterte Rückfrage, aber Kommandeur Mumm neigte dazu, laut zu sprechen, wenn er zornig war. »Durch  was ? Im zweiten Stock? So ein Blödsinn! Und was hat Kronsbeere erwischt? Hä? Hast du wirklich gemeint, was du gerade gesagt hast?«
    Er richtete sich auf. »Entschuldigung, Herr, ich muss gehen und mir die Sache selber ansehen. Ich glaube, hier hat sich jemand einen bösen Scherz erlaubt.«
    »Und der arme Beuge?«, fragte Vetinari.
    »Keine Spur von ihm, Herr.«
    »Vielen Dank, Kommandeur.« Vetinari wedelte mit einer Hand. »Komm möglichst schnell zurück, sobald du mehr weißt. Wir werden keine Scherze dulden. Vielen Dank, Drumknott. Ich habe dich so verstanden, dass du nichts Ungehöriges entdeckt hast, abgesehen vom Fehlen des Goldes. Ich bin mir sicher, dass wir alle darüber sehr erleichtert sind. Die Bühne gehört dir, Herr Schräg.«
    Der Anwalt erhob sich, von Würde und dem Geruch nach Mottenkugeln umweht. »Sag mir bitte, Herr Lipwig, welcher Tätigkeit du nachgegangen bist, bevor du nach Ankh-Morpork kamst«, forderte er ihn auf.
    Also ... gut, dachte Feucht und sah Vetinari an, ich habe es mir gründlich überlegt. Wenn ich brav bin und das Richtige sage, könnte ich überleben. Aber das hätte seinen Preis. Nein, danke. Ich wollte doch nur ein bisschen Geld machen.
    »Deine Tätigkeit, Herr Lipwig«, wiederholte Herr Schräg.
    Feucht blickte auf die Reihen der Zuschauer und sah das Gesicht von Krippling. Der Mann zwinkerte.
    »Hmm?«, sagte er.
    »Ich habe dich danach gefragt, was du gemacht hast, bevor du in dieser Stadt eingetroffen bist!«
    Im diesem Moment bemerkte Feucht ein leider nur allzu vertrautes Surren, und von seiner erhöhten Position aus konnte er als Erster sehen, wie der Direktor der Königlichen Bank durch die Vorhänge am anderen Ende des Saals kam, sein wunderbares neues Spielzeug fest zwischen die Zähne geklemmt. Irgendein Bewegungsimpuls des Mechanismus führte dazu, dass Herr Quengler rückwärts über den glänzenden Marmor getrieben wurde.
    Die Leute im Publikum reckten die Hälse, als der kleine Hund mit wedelndem Schwanz an Vetinaris Stuhl vorbeisauste und hinter dem Vorhang auf der anderen Seite verschwand.
    Ich lebe in einer Welt, in der so etwas tatsächlich geschieht, dachte Feucht. Im Grunde also alles egal. Dieser Gedanke hatte etwas unglaublich Befreiendes.
    »Herr Lipwig,

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