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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er.
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«
    Das Notizbuch wurde unverzüglich wieder aufgeklappt, und Feuchts Zunge ging mit ihm durch. Er konnte sie nicht mehr aufhalten. Es wäre nett gewesen, wenn sie zuerst mit ihm gesprochen hätte. Ohne dass sein Gehirn etwas damit zu tun hatte, sagte sie: »Mir ist es todernst! Ich werde Lord Vetinari empfehlen, dass wir alles an die Zwerge verkaufen. Wir brauchen es nicht. Es ist nur ein Rohstoff und nicht mehr.«
    »Aber was könnte mehr wert sein als Gold?«
    »Praktisch alles. Du zum Beispiel. Gold ist schwer. Wenn man dich in Gold aufwiegen würde, bräuchte man gar nicht besonders viel davon. Meinst du nicht, dass du viel mehr wert bist?«
    Zu Feuchts Entzücken wirkte Sacharissa für einen Moment verlegen. »Nun ja, in gewisser Weise schon ...«
    »Das ist die einzige Weise, über die sich überhaupt zu sprechen lohnt«, sagte Feucht kategorisch. »Die Welt ist voller Dinge, die mehr wert sind als Gold. Aber wir graben das verdammte Zeug aus und begraben es dann in einem anderen Loch. Was soll der Unsinn? Sind wir so etwas wie Elstern? Ist es nur, weil es glänzt? Gütiger Himmel, selbst  Kartoffeln  sind mehr wert als Gold!«
    »Auf gar keinen Fall!«
    »Wenn du auf einer einsamen Insel gestrandet wärst, was hättest du lieber dabei: einen Sack Kartoffeln oder einen Sack voller Gold?«
    »Stimmt schon, aber Ankh-Morpork ist keine einsame Insel.«
    »Und das beweist, dass Gold nur deshalb etwas wert ist, weil wir es so vereinbart haben. Es ist nur ein Traum. Aber eine Kartoffel ist immer eine Kartoffel wert, überall. Dazu einen Klecks Butter und eine Prise Salz, und schon hast du eine Mahlzeit, und zwar überall. Vergrabe irgendwo dein Gold, und du wirst dir auf ewig Sorgen machen, dass es gestohlen wird. Vergrabe eine Kartoffel, und nach einiger Zeit hast du eine Dividende von tausend Prozent.«
    »Darf ich davon ausgehen, dass du nicht beabsichtigst, Kartoffeln zur Grundlage unserer Währung zu machen?«, sagte Sacharissa streng.
    Feucht lächelte. »Nein, das natürlich nicht. Aber in einigen Tagen werde ich Geld weggeben. Es liegt nicht gerne nutzlos herum, musst du wissen. Es ist gerne unterwegs und sucht neue Freunde.« Der Teil von Feuchts Gehirn, der versuchte, seinem Mund zu folgen, dachte: Es wäre schön, wenn ich mir ein paar von diesen Sachen notieren könnte, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich mich später noch an alles erinnern werde. Doch die Gespräche des gestrigen Tages wurden in seiner Erinnerung durcheinandergeschüttelt und ergaben eine Art Musikstück. Er kannte nicht sämtliche Noten, aber es gab ein paar Passagen, die er mitsummen konnte. Er musste sich selbst nur lange genug zuhören, um zu erkennen, wovon er eigentlich sprach.
    »Mit Weggeben meinst du ...«, sagte Sacharissa.
    »In die Hand drücken. Verschenken. Ernsthaft.«
    »Wie? Warum?«
    »Alles zu seiner Zeit!«
    »Dein Grinsen verrät, dass du dich über mich lustig machst, Feucht!«
    Nein, meine Miene ist vor Schreck erstarrt, weil ich gehört habe, was mein Mund gerade gesagt hat, dachte Feucht. Ich habe keine Ahnung, was ich daherrede, ich habe nur ein paar verworrene Gedanken. Es ...
    »Es geht um einsame Inseln«, sagte er. »Und darum, weshalb diese Stadt keine ist.«
    »Und das ist alles?«
    Feucht rieb sich die Stirn. »Fräulein Kratzgut, Fräulein Kratzgut ... als ich heute Früh aufstand, hatte ich nichts anderes im Sinn, als den Bürokram im Postamt abzuarbeiten und vielleicht ein bisschen an dem Problem mit der 25-Cent-Kohl-Sondermarke herumzubasteln. Du weißt schon, die Marke, die zu einer Kohlpflanze heranwächst, wenn man sie in die Erde legt. Wie kannst du erwarten, dass ich bis zur Teepause eine neue Strategie für die Bankverwaltung auf dem Tisch habe?«
    »Gut, aber ...«
    »Das werde ich frühestens bis zur Frühstückspause schaffen.«
    Er sah, wie sie das niederschrieb. Dann steckte sie ihr Notizbuch in die Handtasche.
    »Das alles wird ein großer Spaß, nicht wahr?«, sagte sie, und  F eucht dachte:  Trau ihr auch nicht über den Weg, wenn sie ihr Notizbuch eingesteckt hat. Ihr Gedächtnis ist ausgezeichnet.
    »Im Ernst, ich glaube, dass dies eine Gelegenheit für mich ist, etwas Großes für die Stadt zu leisten, die ich zu meiner Wahlheimat gemacht habe«, sagte Feucht in seinem aufrichtigen Tonfall.
    »Du sagst das in deinem aufrichtigen Tonfall.«
    »Weil ich es aufrichtig meine«, sagte Feucht.
    »Wo du das Thema gerade ansprichst, Feucht, was

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