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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwiesen.«
    »Einen Gefallen? Man hat auf mich geschossen!«
    »Die Assassinengilde hat dir nur eine Botschaft zukommen lassen, um dir zu sagen, dass sie dich beobachtet.«
    »Es waren zwei Schüsse!«
    »Vielleicht, um die Sache zu unterstreichen?«, sagte Vetinari und setzte sich auf einen mit Samt bezogenen Sessel.
    »Es heißt doch, die Arbeit in einer Bank sei stinklangweilig! Zahlen, Rentenversicherung, eine lebenslange Anstellung!«
    »Möglicherweise lebenslang, aber offenbar nicht für sehr lange«, sagte Vetinari, der Spaß an dieser Sache zu haben schien.
    »Kannst du nicht irgendwas machen?«
    »Wegen Cosmo Üppig? Warum sollte ich? Jemandem einen Hund abkaufen zu wollen ist nicht illegal.«
    »Aber die ganze Familie ist... Woher weißt du davon? Ich habe es dir nicht gesagt!«
    Vetinari winkte ab. »Ich kenne Cosmo und seine Methoden. In einer solchen Situation würde er nicht auf Gewalt zurückgreifen, wenn er sein Ziel auch mit Geld erreichen kann. Er kann sehr liebenswürdig sein, wenn er möchte.«
    »Aber ich habe einiges von den anderen gehört. Es scheint ein ziemlich gemeiner Haufen zu sein.«
    »Dazu werde ich keinen Kommentar abgeben. Allerdings hat Tüppi dir geholfen. Die Assassinengilde wird deinetwegen keinen zweiten Auftragsmord übernehmen. Damit würden sie in einen Interessenkonflikt geraten. Ich vermute, theoretisch könnten sie einen Auftragsmord am Bankdirektor annehmen, aber ich bezweifle, dass sie es tun würden. Einen Schoßhund umbringen? Das würde sich in den Referenzen eines Assassinen nicht gut machen.«
    »Ich habe nicht unterschrieben, um mit solchen Problemen konfrontiert zu werden!«
    »Nein, Herr Lipwig, du hast nur dein eigenes Todesurteil unterschrieben«, gab Vetinari zurück. Seine Stimme war plötzlich so kalt und tödlich wie ein fallender Eiszapfen. »Du hast unterschrieben, dass du am Galgen sterben wirst, weil du Verbrechen gegen die Stadt begangen hast, gegen das Gemeinwohl, gegen das Vertrauen zwischen Mitmenschen. Und du wurdest ins Leben zurückgeholt, weil die Stadt dich brauchte. Hier geht es um die Stadt, Herr Lipwig. Es geht immer nur um die Stadt. Dir ist natürlich bekannt, dass ich Pläne habe?«
    »Es stand in der  Times.  Das Projekt. Du willst Straßen und Abwassertunnel und unterirdische Wege bauen. Wir konnten eine Maschine der Zwerge an uns bringen, einen sogenannten Apparat. Und die Zwerge können wasserdichte Tunnel graben. Die Ingenieursgilde ist davon völlig begeistert.«
    »Deinem düsteren Tonfall entnehme ich, dass du es nicht bist.«
    Feucht zuckte mit den Schultern. Maschinen gleich welcher Art hatten ihn nie interessiert. »Mir ist es einerlei.«
    »Erstaunlich«, sagte Vetinari verblüfft. »Aber du kannst dir sicherlich denken, was wir für dieses Projekt in großer Menge benötigen.«
    »Schaufeln?«
    »Finanzen, Herr Lipwig. Und ich würde sie bekommen, wenn wir ein Bankwesen hätten, das den modernen Zeiten angemessen ist. Ich setze volles Vertrauen in dich. Du kannst bestimmt... ein bisschen Leben in den Laden bringen.«
    Feucht unternahm einen letzten Versuch. »Im Postamt werde ich  gebraucht...«
    »Im Augenblick nicht, auch wenn dir dieser Gedanke unangenehm ist«, sagte Vetinari. »Du bist kein Mann für das alltägliche Einerlei. Hiermit beurlaube ich dich von deinem Posten. Herr Grütze war bislang dein Stellvertreter, und auch wenn er vielleicht nicht dein ... Flair hat, bin ich mir doch sicher, dass er den Betrieb aufrechterhalten wird.«
    Er stand auf und deutete damit an, dass die Audienz beendet war. »Die Stadt blutet, Herr Lipwig, und du bist der Schorf, den ich dringend brauche. Geh und mach Geld. Zapfe den Reichtum von Ankh-Morpork an. Frau Üppig hat dir die Bank anvertraut. Führe sie gut.«
    »Es ist der Hund, der die Bank bekommen hat, musst du wissen.«
    »Und er hat so ein vertrauenswürdiges kleines Gesicht«, sagte Vetinari und drängte Feucht zur Tür. »Lass nicht zu, dass ich dich verhaften muss, Herr Lipwig. Vergiss nicht: Es geht nur um die Stadt.«
    Es war mal wieder ein Protestmarsch im Gange, als Feucht zur Bank ging. In letzter Zeit gab es immer mehr davon. Es war schon komisch, aber jeder schien unter der despotischen Herrschaft des Tyrannen Lord Vetinari leben zu wollen. Die Leute strömten in die Stadt, deren Straßen offenbar mit Gold gepflastert waren.
    Es war kein Gold. Aber die Zuwanderung hatte immer stärkere Auswirkungen, daran bestand kein Zweifel. Zum Beispiel fielen die

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