Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Löhne.
    Diese Demonstration wandte sich gegen die Anstellung von Golems, die die schmutzigsten Arbeiten übernahmen, ohne sich zu beklagen, die rund um die Uhr ackerten und so unmenschlich ehrlich waren, dass sie ihre Steuern zahlten. Aber sie waren keine Menschen, und sie hatten glühende Augen, und bei solchen Dingen konnten die Menschen sehr heikel sein.
    Herr Beuge schien hinter einer Säule gewartet zu haben. Feucht war kaum durch die Tür der Bank getreten, den glücklichen Herrn Quengler unter den Arm geklemmt, als der Hauptkassierer auch schon an seiner Seite war.
    »Die Angestellten machen sich große Sorgen, Herr«, sagte er und lenkte Feuchts Schritte in Richtung der Treppe. »Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, den Leuten zu sagen, dass du später zu ihnen sprechen wirst.«
    Feucht war sich der besorgten Blicke bewusst. Und auch anderer Dinge, nachdem er sich nunmehr mit dem Auge des Besitzers umschaute. Ja, die Bank war von fähigen Arbeitern aus guten Materialien erbaut worden, doch wenn man genauer hinschaute, konnte man die Vernachlässigung und den Zahn der Zeit erkennen. Das Ganze war wie das inzwischen viel zu große Haus einer armen alten Witwe, die einfach nicht mehr sah, wie viel Staub überall lag. Das Messing war angelaufen, die Vorhänge aus rotem Samt ausgefranst und stellenweise durchgewetzt, der Marmorfußboden glänzte nur noch unregelmäßig ...
    »Was?«, sagte er. »Oh ja. Gute Idee. Könntest du hier ein bisschen sauber machen lassen?«
    »Wie bitte?«
    »Die Teppiche sind schmutzig, die Plüschkordeln sind kaputt, die Vorhänge haben schon bessere Jahrhunderte gesehen, und das Messing müsste mal kräftig gewienert werden. Die Bank sollte piekfein aussehen, Herr Beuge. Einem Bettler gibt man vielleicht Geld, aber man würde es ihm niemals borgen, nicht wahr?«
    Beuge zog die Augenbrauen hoch. »Und das ist die Ansicht des Bankdirektors?«, sagte er.
    »Des Bankdirektors? Aber ja. Herr Quengler legt großen Wert auf Sauberkeit. Stimmt’s, Herr Quengler?«
    Herr Quengler hörte lange genug auf, Herrn Beuge anzuknurren, um ein paarmal zu bellen.
    »Siehst du?«, sagte Feucht. »Wenn du nicht weißt, was du machen sollst, kämm dir das Haar und putz dir die Schuhe. Das sind Worte von großer Weisheit, Herr Beuge. Nimm sie dir zu Herzen.«
    »Ich werde mir alle Mühe geben, mich zu bessern, Herr«, sagte Beuge. »Ansonsten hat sich eine junge Dame angemeldet, Herr. Es widerstrebt ihr offenbar, ihren Namen preiszugeben, aber sie sagte, du würdest erfreut sein, sie zu sehen. Ich habe sie in den kleinen Sitzungssaal geführt.«
    »Musstest du ein Fenster öffnen?«, fragte Feucht hoffnungsvoll.
    »Nein, Herr.«
    Damit war Adora Belle ausgeschlossen. Stattdessen kam ihm ein entsetzlicher Gedanke. »Sie ist doch nicht etwa ein Mitglied der Familie Üppig, oder?«
    »Nein, Herr. Und es wird Zeit für Herrn ... es wird Zeit für das Mittagessen des Direktors, Herr. Er nimmt kaltes Huhn ohne Knochen, wegen seines Magens. Ich lasse die Mahlzeit in den kleinen Sitzungssaal schicken, wenn es recht ist.«
    »Ja, bitte. Könntest du auch für mich etwas organisieren?«
    »Organisieren, Herr?« Beuge sah ihn verwirrt an. »Meinst du etwa, auf illegale Weise?«
    Ach, so einer ist er, dachte Feucht.
    »Ich meinte, ob du mir etwas zu essen besorgen könntest«, stellte er klar.
    »Gewiss, Herr. In der Suite gibt es eine kleine Küche, und wir haben einen Koch, der sich auf Abruf bereithält. Frau Üppig hat hier geraume Zeit gewohnt. Es dürfte interessant werden, wieder einen Meister der Königlichen Münze zu haben.«
    »Meister der Königlichen Münze - das klingt gut«, sagte Feucht. »Was meinst du, Herr Quengler?«
    Auf das Stichwort bellte der Bankdirektor.
    »Hmm«, sagte Beuge. »Noch etwas, Herr. Könntest du bitte das hier unterschreiben?« Er zeigte auf einen Dokumentenstapel.
    »Was ist das? Es sind doch keine Protokolle, oder? Ich erledige keine Protokolle.«
    »Es sind diverse Formalitäten, Herr. Eigentlich müsstest du bloß im Namen des Bankdirektors Bankbelege unterzeichnen, aber mir wurde zu verstehen gegeben, dass Herr Quengler an den angekreuzten Stellen seinen Pfotenabdruck hinterlassen soll.«
    »Muss  er  das alles lesen?«, fragte Feucht.
    »Nein, Herr.«
    »Dann werde ich es auch nicht tun. Es ist eine Bank. Du hast mit mir einen Rundgang gemacht. Es ist ja nicht so, dass ein ganzes Rad fehlt. Zeig mir einfach, wo ich unterschreiben soll.« »Nur hier, Herr. Und hier.

Weitere Kostenlose Bücher