Schöne Scheine
da war er sich sicher. Da draußen war er genau wie Vetinari gewesen, nicht wahr? Ja, so war es. Die verblüfften Mienen seiner Verwandten, als er Josephine gesagt hatte, dass sie den Mund halten sollte! Allein die Erinnerung daran ließ ihm einen wohligen Schauder über den Rücken rieseln ...
War dies der richtige Zeitpunkt? Ja, vielleicht nur eine Minute lang. Er hatte es sich verdient... Er schloss eine Schublade in seinem Schreibtisch auf, griff hinein und drückte auf den verborgenen Knopf. Auf der anderen Seite des Schreibtischs sprang ein Geheimfach auf. Cosmo nahm ein kleines Scheitelkäppchen heraus. Es sah so gut wie neu aus. Vorhinein war ein Genie.
Cosmo setzte sich feierlich das Käppchen auf den Kopf.
Jemand klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer. Eigentlich eine sinnlose Geste, da die Tür im nächsten Moment aufgestoßen wurde.
»Hast du dich schon wieder in deinem Zimmer eingeschlossen, Bruderherz?«, sagte Pucci triumphierend.
Wenigstens hatte Cosmo den Drang erstickt, sich das Käppchen vom Kopf zu reißen, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem erwischt.
»Es war gar nicht abgeschlossen«, sagte er, »und dir ist es verboten, mir näher als fünfzehn Meter zu kommen. Ich habe eine gerichtliche Verfügung.«
»Und du darfst mir nicht näher als zwanzig Meter kommen, also hast du die Verfügung als Erster missachtet«, sagte Pucci und nahm sich einen Stuhl. Sie setzte sich rittlings darauf und verschränkte die Arme auf der Rückenlehne. Das Holz knirschte unter ihrem Gewicht.
»Ich war es nicht, der sich bewegt hat, glaube ich.«
»Kosmisch gesehen ist es sowieso dasselbe«, sagte Pucci. »Weißt du, dass das eine gefährliche Obsession ist, der du da anhängst?«
Jetzt nahm Cosmo das Käppchen doch ab. »Ich versuche nur, mich in den Mann hineinzuversetzen«, sagte er.
»Eine sehr gefährliche Obsession.«
»Du weißt, was ich meine. Ich will wissen, wie sein Verstand funktioniert.« »Und das da?« Pucci zeigte auf das große Bild, das an der Wand gegenüber dem Schreibtisch hing.
»William Pouters Mann mit Hund. Es ist ein Porträt von Vetinari. Ist dir schon aufgefallen, dass die Augen einem quer durch das ganze Zimmer folgen?«
»Mir folgt die Hundenase durch den ganzen Raum! Vetinari hat einen Hund?«
»Hatte. Wuffel. Ist vor einiger Zeit gestorben. Er hat ein kleines Grab auf dem Palastgelände. Er geht einmal jede Woche ganz allein hin und legt einen Hundekuchen darauf.«
»So etwas tut Vetinari?«
»Ja.«
»Vetinari, der kalte, herzlose, berechnende Tyrann?«, sagte Pucci.
»In der Tat!«
»Du belügst doch nicht etwa deine süße, liebe Schwester, oder?«
»Meinetwegen kannst du glauben, was du willst.« Cosmo jubilierte insgeheim. Er sah so gern den Ausdruck wütender Neugier auf dem Gesicht seiner Schwester, die ihn dann immer an ein aufgescheuchtes Huhn erinnerte.
»Eine solche Information ist Gold wert«, sagte sie.
»So ist es. Und ich sage es dir nur, weil die Information nutzlos ist, solange du nicht weißt, wohin er geht, zu welcher Zeit und an welchem Wochentag. Es könnte vielleicht sein, meine süße, liebe Pucci, dass das, was du als meine Obsession bezeichnest, von großem praktischem Nutzen ist. Ich beobachte, ich studiere, ich lerne. Und ich glaube, dass Feucht von Lipwig und Vetinari irgendein gefährliches Geheimnis teilen, das vielleicht sogar ...«
»Aber du hast dich einfach eingemischt und versucht, Lipwig zu bestechen!« Über Pucci konnte man Folgendes sagen: Es war kein Problem, sich ihr anzuvertrauen, weil sie sowieso nie zuhörte. Sie nutzte die Zeit, darüber nachzudenken, was sie als Nächstes sagen wollte.
»Es war eine lächerlich kleine Summe. Gepaart mit einer Drohung. Also glaubt er nun, dass er alles über mich weiß«, sagte Cosmo, der sich gar nicht erst die Mühe gab, einen selbstgefälligen Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Und ich weiß nichts über ihn, was noch viel interessanter ist. Wie konnte er aus dem Nichts auftauchen und mir nichts, dir nichts einen der bedeutendsten Posten in ...?«
»Was zum Henker ist das?«, rief Pucci plötzlich. Bedauerlicherweise wurde die Befriedigung ihrer übermäßigen Wissbegierde durch die Aufmerksamkeitsspanne einer jungen Katze behindert. Sie zeigte auf das kleine Diorama vor dem Fenster.
»Das? Ach ...«
»Es sieht aus wie eine Fensterdekoration. So etwas wie ein Spielzeugland? Was soll das Ganze? Jetzt sag schon!«
Cosmo seufzte. Er konnte nicht sagen, dass er seine
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