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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schwester nicht mochte - jedenfalls nicht über das natürliche Grundgefühl der Verdrießlichkeit hinaus, das alle Üppigs füreinander empfanden - aber es fiel ihm schwer, diese laute, nasale, ständig gereizte Stimme zu ertragen, die Pucci immer, wenn sie etwas nicht sofort verstand, also praktisch bei allem, aufsetzte, als wäre es eine persönliche Beleidigung.
    »Das ist der Versuch, mit Hilfe eines maßstabgetreuen Modells einen Ausblick zu schaffen, der dem ähnlich ist, der sich aus dem Fenster des Rechteckigen Büros von Lord Vetinari bietet«, erklärte er. »Es hilft mir beim Nachdenken.«
    »Das ist verrückt. Welche Sorte Hundekuchen?«, sagte Pucci.
    Außerdem bewegten sich verschiedene Informationen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch Puccis Verstand. Das muss an den vielen Haaren liegen, dachte Cosmo.
    »Leibnichts Leckerlis«, sagte er. »Die knochenförmigen, die es in fünf verschiedenen Farben gibt. Aber er legt nie einen gelben aufs Grab, weil Wuffel sie nicht mochte.«
    »Weißt du, dass es heißt, Vetinari sei ein Vampir?«, schweifte Pucci von der Abschweifung ab.
    »Glaubst du das?«, fragte Cosmo.
    »Weil er groß und dünn ist und Schwarz trägt? Ich glaube, dazu ist etwas mehr nötig.«
    »Und weil er geheimnisvoll und berechnend ist?«, sagte Cosmo.
    »Du  glaubst das doch nicht, oder?«
    »Nein, aber es würde im Grunde auch gar keine Rolle spielen, wenn er es wäre, nicht wahr? Außerdem gibt es noch ganz andere Leute mit viel... gefährlicheren Geheimnissen. Gefährlich für diese Leute, meine ich.«
    »Herr Lipwig?«
    »Er könnte einer davon sein, ja.«
    Puccis Augen leuchteten. »Du weißt etwas, nicht wahr?«
    »Nicht genau, aber ich glaube, ich weiß, wo es etwas zu wissen gibt.«
    »Wo?«
    »Willst du es wirklich wissen?«
    »Natürlich!«
    »Aber ich hege nicht die Absicht, es dir zu erzählen«, sagte Cosmo lächelnd. »Lass dich von mir nicht festhalten!«, fügte er hinzu, als Pucci aus dem Zimmer stürmte.
    Lass dich von mir nicht festhalten.  Welch wunderbarer Satz, den Vetinari da geprägt hatte! Die Doppeldeutigkeit konnte selbst die unschuldigsten Seelen verunsichern. Der Mann hatte Methoden der unblutigen Tyrannei entdeckt, die jeder Folterbank zur Schande gereichten.
    Welch ein Genie! Und Cosmo Üppig war nur noch um Haaresbreite von seiner Größe entfernt - das Haar einer Augenbraue!
    Er würde die Fehler der grausamen Natur ausgleichen müssen. Der geheimnisvolle Lipwig war der Schlüssel zu Vetinari, und der Schlüssel zu Lipwig ...
    Es wurde Zeit für ein Gespräch mit Herrn Beuge.

Kapitel 5
    Einkaufstour - Von der Unratsamkeit, sich von einem Golem den Rücken massieren zu lassen - Geld wird verschenkt  -  Einige Feststellungen über das Wesen des Vertrauens  -  Herr Beuge bekommt Besuch  -  Ein Familienangehöriger
    Wo probiert man eine neue Bankidee aus? Jedenfalls nicht in einer Bank, das stand fest. Man musste sie dort ausprobieren, wo die Leute viel mehr auf Geld Acht gaben, wo sie in einer Welt des ständigen Risikos mit ihren Finanzen jonglierten und wo sich innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden konnte, ob sie einen triumphalen Profit oder einen schmachvollen Verlust einfuhren. Der Allgemeinbegriff dafür war die reale Welt, und ganz besonders eignete sich dafür die Zehntes-Ei-Straße. 
    Der Boffo Kram- und Scherzwarenladen an der Zehntes-Ei-Straße, Inhaber J. Proust, war eine Oase für jeden, der Furzpulver für den Gipfel des Humors hielt, was es in vielerlei Hinsicht auch war. Feucht war darauf aufmerksam geworden, weil der Laden eine Fundgrube für viele nützliche Dinge war, zum Beispiel, um sich unkenntlich zu machen.
    Feucht war bisher stets vorsichtig mit Maskierungen umgegangen. Ein Schnurrbart, an dem man nur einmal zupfen musste, damit er sich löste, hatte in seinem Leben keinen Platz. Aber da er das am wenigsten auffällige Gesicht der Welt besaß, ein Gesicht, das immer noch ein Gesicht in der Menge blieb, auch wenn es ganz allein war, half es manchmal, wenn man den Leuten etwas präsentierte, von dem sie der Wache erzählen konnten. Brillen waren natürlich immer eine gute Wahl, aber Feucht hatte auch sehr befriedigende Ergebnisse mit selbst entworfenen Nasen- und Ohrenperücken erzielt. Zeig jemandem Ohren, in denen allem Anschein nach kleine Singvögel genistet haben, nimm den höflich entsetzten Blick seiner Augen zur Kenntnis, und du kannst dir sicher sein, dass die Ohren alles sind, woran er sich erinnern

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