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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wird! 
    Natürlich war Feucht nun ein ehrlicher Mann geworden, aber ein Teil von ihm verspürte die Notwendigkeit, nicht ganz aus der Übung zu kommen, für alle Fälle.
    Heute hatte er einen Topf mit Kleister und einen großen Krug mit goldenem Glitzerstaub gekauft, weil er dafür einen Verwendungszweck im Sinn hatte.
    »Das wären dann fünfunddreißig Cent, Herr Lipwig«, sagte Herr Proust. »Kommen demnächst irgendwelche neuen Briefmarken raus?«
    »Ein oder zwei, Jack«, sagte Feucht. »Wie geht es Ethel? Und dem kleinen Roger?«, fügte er hinzu, nachdem er schnell die Kartei in seinem Kopf durchgegangen war.
    »Sehr gut, danke der Nachfrage. Brauchst du sonst noch was?«, erkundigte sich Proust hoffnungsvoll, falls Feucht plötzlich wieder einfiel, dass er ein wesentlich besseres Leben führen könnte, wenn er ein Dutzend falscher Nasen kaufte.
    Feucht betrachtete die ausgestellten Masken, die Pappnasen und gruseligen Gummihände und gelangte zu der Erkenntnis, dass seine Bedürfnisse befriedigt waren. »Nur mein Wechselgeld, Jack«, sagte er und legte behutsam eine seiner neuen Schöpfungen auf den Tresen. »Gib mir einfach einen halben Dollar raus.«
    Proust starrte den Schein an, als könnte er explodieren oder ein bewusstseinsveränderndes Gas absondern. »Was ist das, Herr?«
    »Ein Wechsel über einen Dollar. Ein Dollarschein. Eine ganz neue Sache.«
    »Muss ich das Ding unterschreiben oder so?«
    »Nein. Das ist das Interessante daran. Es ist ein Dollar. Er kann jedem gehören.«
    »Mir wäre es lieber, wenn es meiner wäre, vielen Dank!«
    »Jetzt gehört er dir«, sagte Feucht. »Aber du kannst ihn auch dazu benutzen, Sachen zu kaufen.«
    »Aber da ist gar kein Gold drin«, sagte der Ladeninhaber und nahm ihn in die Hand, allerdings mit großem Sicherheitsabstand zu seinem Körper, nur für alle Fälle.
    »Wenn ich dich in Centmünzen bezahlen würde, wäre auch darin kein Gold, richtig? Und du bekommst sogar fünfzehn Cent mehr, was doch ein gutes Geschäft ist, meinst du nicht auch? Und dieser Schein ist einen Dollar wert. Wenn du ihn zu meiner Bank bringst, gibt man dir dafür einen Dollar.«
    »Aber ich habe doch schon einen Dollar! Oder etwa nicht?«
    »Du hast es verstanden! Warum gehst du also nicht nach draußen und gibst ihn sofort aus? Komm schon, ich möchte sehen, wie es funktioniert.«
    »Ist es genauso wie mit den Briefmarken, Herr Lipwig?«, suchte Proust nach einem Vergleich, den er begreifen konnte. »Manchmal bezahlen die Leute mich in Briefmarken, da ich eine Menge Postversand mache ...«
    »Ja! Ja! Genau! Betrachte es als große Briefmarke. Hör mal, ich mache dir ein besonderes Einführungsangebot. Gib diesen Dollar aus, und anschließend bekommst du von mir einen weiteren Dollarschein, sodass du immer noch einen Dollar hast. Also gehst du nicht das geringste Risiko ein.«
    »Andererseits ... wenn das hier einer der ersten Dollarscheine überhaupt ist... also, mein Junge hat welche von den ersten Briefmarken gekauft, die du ausgegeben hast, und nun sind sie schon einen ganzen Batzen wert. Wenn ich den Schein also behalte, könnte er eines Tages gutes Geld wert sein ...«
    »Er ist schon jetzt Geld wert!«,  jaulte Feucht. Das war das Problem mit Leuten, die langsam von Begriff waren. Mit Volltrotteln kam er zurecht. Langsame Leute jedoch brauchten zwar etwas Zeit, bis sie einen eingeholt hatten, aber wenn sie erst einmal in Schwung gekommen waren, konnten sie einen einfach überrollen.
    »Ja, aber, weißt du«, und an dieser Stelle verzog der Ladeninhaber das Gesicht zu einem Grinsen, das er vermutlich für verschlagen hielt, das ihn in Wirklichkeit jedoch aussehen ließ wie Herrn Quengler, der gerade zur Hälfte seine Karamellspeise verzehrt hatte. »Das mit den Briefmarken war ziemlich schlau von dir, Herr Lipwig, ich meine, dass du ständig neue auf den Markt bringst. Meine Oma sagt immer, du besitzt so viel Unverfrorenheit, dass dir niemals kalt werden dürfte. Nichts für ungut, Herr Lipwig, meine Oma redet einfach nur, wie ihr der Schnabel gewachsen ist...«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass die Post pünktlich ausgeliefert wird, nicht wahr?«
    »Oh ja. Oma sagt, du magst ein Schlawiner sein, aber du schaffst etwas, ganz klar ...«
    »Richtig! Also geben wir jetzt einen verdammten Dollar aus, ja?« Ist es eine Art Magie, fragte er sich, die dafür sorgt, dass alte Damen mich problemlos durchschauen und dass ihnen gleichzeitig gefällt, was sie sehen?
    Und so beschloss

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