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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Vorschein kommen zu lassen, so daß nicht einmal Mummy behaupten konnte, sie strecke die Zunge heraus. Aber sie wußte, was sie tat, und sie war tief befriedigt.
    Opa blickte etwas skeptisch drein. »Ich lebe allerdings nicht gern von Sauerkraut und Würstchen, mein Kind.«
    »Das brauchen Sie auch nicht, Sir. Nicht umsonst habe ich mein Examen in haute cuisine abgelegt. Dagegen ist die englische Küche vermutlich
    »... ein Stück Kuchen?« fragte Gaylord.
    Sie sah ihn interessiert an. »Was soll das heißen? Ist das eine englische Redensart? Oder glauben Sie im Ernst, ich würde Ihrem Großvater ein Stück Kuchen zum Frühstück servieren?« fragte sie voller Verachtung, wobei sie jedoch gleichzeitig dem alten John Pentecost ermutigend zulächelte. Dann wandte sie sich an Jocelyn. »Sir, Mrs. Pentecost hat mir gesagt, daß Sie Schriftsteller sind. Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich Ihnen mit meinen bescheidenen Möglichkeiten helfen dürfte - Maschinenschreiben oder Korrektur lesen oder irgend etwas, was Sie sonst von Ihrer eigentlichen Arbeit abhält.«
    »Das würde dir doch bestimmt gefallen, nicht, Daddy?« sagte Amanda begeistert.
    Jocelyn, gerührt und geschmeichelt, dankte Christine auf seine charmante Art. Doch in May begann es zu kochen. Sie hatte bisher das Tippen und Ordnen seiner Manuskripte besorgt. Im Geiste sah sie schon den reizenden Mädchenkopf über ihre Schreibmaschinegebeugt, während Jocelyns Geist sich ungehindert in die Lüfte schwang... Und diese von Christine angedeutete und von Amanda listig unterstrichene Vision gefiel ihr gar nicht. Was Jocelyn betraf, war sie geizig, wie sie freimütig zugab - sie mochte ihn mit niemandem teilen und nicht einmal ein Stückchen von ihm abgeben. Und Jocelyn war ein Mann. May hatte da eine sehr einfache Theorie: Vertraute man einem Mann eine hübsche Siebzehnjährige an, mußte man auf alles gefaßt sein. Jocelyn war da keine Ausnahme. Außerdem hatte sie immer noch den erstaunlichen Anblick ihres Sohnes vor Augen, wie er einem Mädchen die Hand küßte - und offensichtlich gern.
    Auch Gaylord hatte es nicht vergessen. Christines Hand war herrlich weich und kühl gewesen, und als er sie mit den Lippen berührte, hatte er einen ganz zarten, süßen Duft gespürt. Es war wie die Verheißung einer neuen Welt gewesen, einer Welt bisher ungeahnter Aufregungen und Freuden. Er sagte langsam: »Es wäre wirklich praktisch, wenn Christine bleiben könnte, Mum.« Und stimmte das nicht? Wäre nicht jedem damit geholfen, seiner Mutter, seinem Vater, Christine? Vielleicht war es auch - obwohl das natürlich nicht weiter wichtig war - für ihn selber ganz nett, wenn sie im Haus blieb.
    Die alte Uhr in der Diele schlug zehn. John Pentecost gähnte, ließ den Deckel seiner Taschenuhr aufschnappen und sagte: »Ich für mein Teil gehe jetzt ins Bett.« So tat er es jeden Abend, wenn die Uhr in der Diele zehn schlug.
    Christine war erstaunt, als niemand Notiz davon nahm. Etwas unsicher sprang sie auf. May sagte: »Sie sind gewiß müde. Sie müssen ja müde sein nach der langen Reise. Gute Nacht. Ich bringe Ihnen morgen früh eine Tasse Tee, wenn es Zeit zum Auf stehen ist.«
    »Tee? In mein Zimmer? Wenn ich noch im Bett bin?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wo soll ich ihn denn trinken?«
    »Im Bett, normalerweise«, sagte May lächelnd.
    Christine sah sie verwirrt an. Gaylord kam ihr zu Hilfe: »In Deutschland gibt es keinen Frühmorgentee, Mum.«
    »Allmächtiger«, stöhnte Opa. Er hatte es ja immer gesagt, diese Ausländer waren wirklich verdammt unenglisch.
    Jocelyn sagte: »Ohne Tee wird man doch gar nicht richtig wach. Er ist - er ist sozusagen der Kuß des Lebens.«
    »Aha«, sagte Christine, »man schläft also, und dann kommt jemand ins Zimmer und bringt einem eine Tasse Tee. Auch wenn man gar nicht krank ist. Der Hahn kräht, man wacht auf, man trinkt den gräßlichen Tee im Bett, und dann zieht man sich an?«
    »Den lebenspendenden Tee«, verbesserte Jocelyn sie.
    Diese Engländer, dachte Christine, hatten wirklich komische Sitten.
     
    Schweigend fuhren Charles Bunting und Liz durch die Nacht. Er fuhr langsam, in Gedanken versunken. Morgen würde er mit einer neuen Arbeit beginnen, einem erregenden Vorhaben. Die Frau aus Fleisch und Blut konnte er nicht haben. Aber er konnte sie noch einmal erschaffen - auf der Leinwand.
    Er hatte in der Stille seines Ateliers schon mehrere Skizzen von ihr gemacht. Morgen nun würde er das richtige Werk in Angriff nehmen, ein

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