Schöne Zeit der jungen Liebe
Gaylord streckte Christine anmutig die Hand aus, und zum Erstaunen seiner Mutter, zu Liz’ Verzweiflung und zu Amandas Wut beugte Gaylord sich über die Hand, berührte sie mit den Lippen und flüsterte: »Wie sind Sie denn hergekommen?« Dann sagte er, zu seiner Mutter gewandt, mit fester Stimme: »Wieso ein paar Tage, Mutter? Wenn Christine extra die lange Reise gemacht hat, um als Au-pair-Girl zu uns zu kommen, kannst du sie doch nicht einfach wieder wegschicken.« Er sah sich nach Verstärkung um. Vater zu fragen, war sinnlos, sosehr er ihn auch liebte. Er blickte John Pentecost an. »Findest du nicht auch, Großvater?«
»Nun, zunächst kann die junge Dame als unser Gast hierbleiben, und dann sehen wir weiter. Kommen Sie, Kind, setzen Sie sich zu mir.« Er blieb neben seinem Sessel stehen. »Und was darf ich Ihnen zu trinken anbieten, Miß...«
»Oh, irgend etwas, bitte. Champagner oder Cola -ganz egal.«
Er schenkte ihr einen Sherry ein und ließ sich in seinen Sessel fallen. »Wie war doch Ihr Name - Christine? Ein schöner Name. In England sagen wir allerdings Christeen«, fügte er mit einem winzigen Vorwurf hinzu.
Ihr Lächeln war wirklich hinreißend. Er rief zu May hinüber: »Weißt du, May, wir müssen uns das sorgfältig überlegen. Du könntest wirklich eine Hilfe gebrauchen. In der letzten Zeit siehst du etwas spitz aus, finde ich.«
»Quatsch mit Soße«, murmelte Amanda und schob die Unterlippe vor. Zum Glück hatte niemand sie gehört.
»Ja, das stimmt, Liebes«, sagte nun auch Jocelyn und blickte erst das hübsche Mädchen aus Deutschland und dann seine Frau an.
»Du möchtest gern, daß sie bleibt, nicht wahr, Daddy? « gurrte Amanda. Die Frage war an ihren Vater gerichtet, aber sie behielt dabei ihre Mutter im Auge.
May kam sich plötzlich alt vor. Und sie fühlte sich noch älter, als Gaylord ihr zu Hilfe kam und sagte: »Ach, ich weiß nicht. Ihr könnt von Mum nicht erwarten, daß sie wie eine Siebzehnjährige aussieht. Ich finde, für ihr Alter ist sie prima in Schuß.«
»Danke, mein Junge«, sagte May gerührt und wandte sich an ihren Schwiegervater. »Ich werde sehr gut allein fertig«, sagte sie ruhig und bestimmt.
»Klar«, murmelte Amanda.
»Trotzdem... Ich meine, du könntest Hilfe gebrauchen, May«, sagte der alte Mann und betrachtete Christine mit sichtlichem Wohlgefallen.
May fragte: »Hat sich irgendwer v on euch vernachlässigt gefühlt?«
»Mein Gott, nein, bestimmt nicht«, versicherte Jocelyn.
»Ich habe doch nur an dich gedacht, May«, sagte Opa gekränkt. Diese Frauen - immer waren sie gleich beleidigt!
»Gut, dann würde ich vorschlagen, daß ihr beide es mir überlaßt, wie ich mit dem Haushalt fertig werde.«
»Prima!« flüsterte Amanda. »Prima!«
Gaylord stand neben Christine und sagte: »Kommen Sie, Sie müssen Liz kennenlernen.« Er führte sie hinüber. »So, das ist Liz Bunting - wir haben als Kinder zusammen gespielt, nicht wahr, Liz?«
»Ja«, sagte Liz. Etwas Gescheiteres wollte ihr nicht einfallen.
»Wollen wir jetzt bitte zum Essen gehen?« rief May.
»Also, May, wann fangen wir an mit dem Porträt?« fragte Charles Bunting. Jocelyn hatte ihn ermuntert, mit Liz zum Essen zu bleiben.
»Aber, Charles, denkst du denn immer noch daran?« erwiderte May.
»Oh, zier dich doch nicht so, May. Ich komme morgen nachmittag rüber. Eine Stunde kannst du immer für mich erübrigen, das weißt du selber.«
»May - bitte!« sagte Jocelyn.
»Also gut. Danke, Charles. Ich weiß, es ist eine Ehre. Nur, ich frage mich, wer ich denn schon bin, um mich in Öl malen zu lassen?«
»Du bist May Pentecost«, sagte Jocelyn ruhig.
»Mit einem recht interessanten Knochenbau«, fügte Charles hinzu.
»Und im ganzen keine schlechte Mutter«, sagte Gaylord.
»Und eine verdammt prächtige Frau.« Opa hob sein Glas.
May war tief gerührt. All diese lobenden Worte! Sie waren so plötzlich, so unerwartet gekommen. Ihre Stimme schwankte leicht, als sie sagte: »Ich danke euch sehr. Es wäre albern, sich noch länger zu weigern. Komm morgen mit Liz zum Mittagessen, Charles.«
Christine meldete sich. »Ich werde mich um das Haus und um die Bewohner kümmern, während Sie für das Porträt sitzen, Mrs. Pentecost. Ich werde mich unentbehrlich machen, dann können Sie mich nicht mehr wegschicken«, schloß sie mit reizendem Lächeln.
Amanda amüsierte sich damit, Christine anzustarren und dabei ein winziges Stückchen von ihrer Zungenspitze zwischen den Lippen zum
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