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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Bild, das nicht nur die Schönheit der Augen und Wangen und Lippen zeigte, sondern auch etwas von dem Geist und der Seele dieser Frau vermittelte. Ob es auch meine Liebe zu ihr verraten wird? Er schob den Gedanken beiseite. Nein, das Bild sollte May Pentecost zeigen, jede Facette ihrer Persönlichkeit, und er würde sein ganzes Talent, alle seine künsterlischen Fähigkeiten daranwenden, um das zu erreichen. Das war er May schuldig- Das Bild sollte ein Meisterwerk werden. Porträt einer unbekannten Frau von Charles Bunting - so würden spätere Generationen vielleicht auf einem Schild darunter lesen.
    Er wollte sie so darstellen, wie sie war: kein Mädchen mehr, sondern Frau und Mutter, immer noch schön, ruhig am Feuer sitzend. Er wollte ihre heitere Gelassenheit zeigen, ihren Humor, ihren starken Willen. Er wollte May Pentecost Unsterblichkeit verleihen...
    Morgen! Morgen würde sich zeigen, ob seine Hand imstande war, das Bild zu schaffen, das er im Geist schon vor sich sah. Im Grunde zweifelte er nicht daran. Er hatte seine Hände über die Jahre hin darin geübt, den Bildern seines Geistes Gestalt zu verleihen. Er verzweifelte an dem Modell. Er war auf Mays Mitarbeit angewiesen. May war manchmal unberechenbar und neigte zu spöttischen Bemerkungen. Wenn sie die Sitzungen als Ulk betrachtete, würde irgendwann der Zorn mit ihm durchgehen - und dann war alles verdorben.
     
    Liz war froh, daß ihr Vater während der Heimfahrt schwieg. Sie hatte sich tief in das weiche Lederpolster gelehnt und ergab sich ihrem Kummer.
    Immer wieder mußte sie an den Augenblick denken, als Gaylord ihr den Sherry gebracht hatte. »Hallo, Lizzie. Komm, trink einen Sherry mit mir.« Und wie er sie angesehen hatte - überrascht und voller Bewunderung. Und sie hatte gemeint, seine Gedanken lesen zu können. >Mein Gott, Lizzie ist erwachsen geworden, eine schöne hübsche junge Frau. Warum habe ich es nicht längst bemerkt! Ich muß blind gewesen sein!< Und dann war die Tür aufgegangen, und gleich darauf hatte sich Gaylord elegant über die Hand des fremden Mädchens gebeugt. O Gott, wie dumm sie gewesen war, sich einzubilden, daß er das alles über sie gedacht hatte! Wenn er sie heute abend überhaupt beachtet hatte, dann doch nur, um sie mit dem Mädchen aus Deutschland zu vergleichen. Und dabei hatte sie haushoch verloren!
    Und morgen waren sie bei den Pentecosts zum Essen eingeladen... Nein, sie würde nicht mitgehen, sie würde sich eine Ausrede ausdenken. Es war zu demütigend, neben der Hauptperson die Rolle der kleinen Freundin aus den Tagen der Kindheit zu spielen.
     

6
     
    May stieß ihren Mann an, der schlafend neben ihr lag. »Jocelyn, wach auf! Unten ist jemand im Haus, ich hör’s schon eine ganze Weile.«
    »Wo? «
    »Unten. Ich glaube, da räumt jemand das Haus aus.«
    Für Jocelyn mußten immer erst alle Fakten geordnet sein, bevor er sich - wenn überhaupt - zum Handeln entschloß. Er fragte: »Bist du sicher, Liebes, daß du nicht geträumt hast?«
    »Aber ja. Absolut sicher.« Sie horchte wieder. »Jetzt kommt einer die Treppe rauf«, flüsterte sie angstvoll.
    Jocelyn sah auf seine Uhr. Kurz nach sechs. Morgenlicht sickerte durch die Gardinen. »Die scheinen Überstunden zu machen«, sagte er.
    Es klopfte an der Tür. May klammerte sich an Jocelyn. Er knipste das Licht an. »Nein«, flüsterte May ; »im Dunkeln sind wir sicherer.« Zu spät. Die Tür ging auf... Christine Haldt erschien. Sie brachte ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Teekanne darauf und trug dabei, wie May fand, reichlich viel Busen zur Schau. »Guten Morgen!« rief sie fröhlich. »Sehen Sie - ich habe mich schon eingelebt. Jetzt schenke ich Ihnen Ihren lebenspendenden Tee ein, Mr. Pentecost.«
    »Oh, danke, vielen Dank«, sagte Jocelyn.
    »Es ist noch etwas früh für uns, Christine«, sagte May.
    »Ja...? Dann nehme ich den Tee wieder mit runter und komme in einer halben Stunde noch mal.« Sie nahm das Tablett. »Gaylord sagte auch, es sei ja noch mitten in der Nacht. Aber ich dachte, das wäre wieder so ein englischer Scherz.«
    »Sie haben Gaylord auch Tee gebracht?« fragte May und zog instinktiv den Ausschnitt ihres Nachthemdes höher. Christine sah es und deutete es richtig. »Meine Brust?« fragte sie.
    May ärgerte sich. Ihre Geste mußte prüde gewirkt haben. »Sie sehen sehr nett aus. Nur - wenn sie Gaylords Großvater Tee bringen -, er ist da ein bißchen altmodisch.«
    »Sie finden doch nicht, daß ich mich wie ein loses

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