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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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wieder zu ihr. »Mit Mangel an Courage gewinnt man weder ein Rennen noch eine Schlacht, noch einen Freund, Liz.«
    Sie wurde rot, sagte aber nichts.
    »Ich weiß, Kind, das war hart. Verzeih mir.« Es tat ihm leid.
    »Schon gut«, sagte Liz und gab sich Mühe, ein Lächeln zustande zu bringen.
    »Kommst du nun also mit?«
    »Nein.«
    »Ich versteh«, sagte er mit ruhiger Stimme. Er ging hinaus und stieg in seinen Wagen.
    Liz stand geknickt da. Sollte sie hinter ihrem Vater herlaufen und doch mitfahren? Ein schrecklicher Tag lag auch vor ihr, wenn sie zu Hause blieb und immerfort daran denken mußte, daß Gaylord das Mädchen aus Deutschland anhimmelte.
    Sie hörte, wie der Wagen anfuhr. Jetzt war ihr die Entscheidung aus der Hand genommen. Die Reifen knirschten auf dem Kies, die Hupe ertönte zum Abschied. Ihr Vater hielt nichts davon, ihr die Entschlüsse abzunehmen - sie mußte sie selber fassen.
    Es war ein so herrlicher Tag, und es war immer so lustig bei den Pentecosts. Liz kam sich so einsam vor wie nie in ihrem Leben.
     
    May war gerade dabei, ein paar Schreibarbeiten zu erledigen, als das Telefon klingelte. »Mrs. Pentecost? Hier ist Liz. Es tut mir leid, aber ich kann heute nicht zum Lunch kommen.»
    »Oh, Liz, wie schade!« Das Mädchen hörte sich an, als sei sie bedrückt.
    »Was ist denn, Liz? Dir fehlt doch nichts?«
    »Nein, nein. Ich bin bloß nicht ganz auf dem Damm. Daddy ist schon unterwegs zu Ihnen.«
    »Und du bist ganz allein zu Haus?«
    »Ja, aber das macht nichts.«
    »Du Arme. Na, ich rufe nachher noch mal an. Vielleicht kann ich dich ein bißchen aufmuntern.«
    »Vielen Dank, Mrs. Pentecost.« May legte den Hörer auf. Was war da los? Jocelyn sagte oft, sie, May, zähle zwei und zwei zusammen und bekomme sechs heraus, weil sie die Dinge nicht so nehmen wolle, wie sie aussähen, sondern immer irgend etwas dahinter suche. Aber es war merkwürdig, wie oft tatsächlich sechs herauskam, wenn man zwei und zwei zusammenzählte.
    Sie hatte sich gerade wieder an die Schreibmaschine gesetzt, als Christine hereingestürzt kam und verkündete: »Mrs. Pentecost, ich fahre nach Hause!«
    »Schön, mein Kind«, sagte May und blickte lächelnd von ihrer Arbeit auf. »Bleiben Sie noch zum Essen, oder fahren Sie gleich?«
    Christine sah sie überrascht an, dann grinste sie reuevoll. »Stimmt, ich habe einen Mordshunger.«
    »Gut. Dann sehen wir uns also um eins.« May wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, und Christine ging nach oben in ihr Zimmer. Es war wirklich kein Wunder, dachte sie, daß so wenige Opern ihren Schauplatz in England hatten. Die Engländer hatten keinen Sinn für dramatische Szenen - sie aus ihrer Ruhe zu bringen, war ungefähr so schwierig, wie ein Zündholz an einer nassen Reibfläche anzuzünden.
    May rückte ihre neue Brille zurecht und schrieb weiter. Jetzt kam Charles herein.
    »Charles!« sagte sie erfreut, erhob sich und nahm die Brille ab.
    »Laß - nimm sie nicht ab«, sagte er. »Sie paßt zu dir.«
    »Unsinn. Was ist mit Liz? Sie hat eben angerufen. Sie kam mir ein bißchen bedrückt vor.«
    Er setzte sich auf die Ecke des Schreibmaschinentischs. »Liebeskummer. Die Erlkönigstochter.«
    »Das heißt...?«
    »Sie liebt Gaylord, und sie glaubt, daß die kleine Deutsche ihn behext hat und ihn ihr wegnimmt. Und sie hat nicht die Courage, herzukommen und zu kämpfen.«
    »Du bist hart, Charles. Sie ist eben keine Kämpfernatur.«
    Sie sah seine dunklen, hungrigen Züge, und sie sah den Schmerz darin.
    »Die Liebe ist hart, May. Nicht ich.« Er blickte ihr in die Augen.
    »Ich muß mich jetzt ums Essen kümmern, Charles. Geh und mach dir schon einen Drink zurecht.«
    »Danke.« Er erhob sich und hielt ihr die Tür auf.
    »Hast du deine Farben mitgebracht? « fragte sie im Hinausgehen.
    »Ja.«
    Wenn er doch aufhören wollte, sie so anzustarren. Es machte sie ganz unsicher. Ihr Instinkt hatte sie gewarnt, als er gesagt hatte, er wolle sie malen, und sie hatte nur eingewilligt, weil Jocelyn offenbar daran lag. Jetzt war es zu spät, nein zu sagen.
     
    Sie waren noch beim Essen, als Amanda plötzlich vom Stuhl auf sprang. »Entschuldigung!« rief sie und stürzte jubelnd aus dem Zimmer.
    »Amanda!« rief May ärgerlich. »Du kommst sofort wieder her!« Zu spät.
    »Das Kind nimmt sich zuviel heraus«, sagte Jocelyn. »Ich werde mit ihr reden.«
    Christine sah ihn respektvoll an. »Es ist gut, wenn der Vater Autorität zeigt«, sagte sie. Jocelyn sah aus wie ein Spaniel, dem jemand den

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