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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Was war mit ihm geschehn, daß er so etwas denken konnte?
    Ihre Hand war weich und warm und voller Leben - sie zu berühren, war der Himmel auf Erden. Er hätte gern den ganzen Tag lang so dagesessen.
    Ab und zu sah Christine ihn an und lächelte halb amüsiert, halb zärtlich. Dann blickte sie wieder hinunter ins Gras. Wenn dieser Augenblick doch nie enden würde! dachte Gaylord.
    Aber es dauerte nicht lange, da hörte er das hohe Gras rascheln: Jemand näherte sich, und Gaylord hatte gerade noch Zeit, Christines Hand loszulassen und ein Stück von ihr wegzurücken, ehe Amanda erschien. Es war nicht gut, dachte Gaylord, wenn man von einer kleineren Schwester in einer heiklen Situation ertappt wurde. Kleine Schwestern merkten sich jede Einzelheit und rieben sie einem unter die Nase.
    »Na, Gaylord«, sagte Amanda zuckersüß. »Magst du nicht mehr Händchen halten?«
    Gaylord wurde puterrot im Gesicht. Fieberhaft überlegte er, für welche Taktik er sich entscheiden sollte: leugnen, Unverständnis Vortäuschen oder Verachtung bekunden. Er wählte das letztere. »Lästiges Gör«, murmelte er von oben herab.
    »Ha! Ich hab’s doch gesehen. Ich bin schon vor fünf Minuten vorbeigekommen als Sitting Bull.«
    »Was ist Sitting Bull?« erkundigte sich Christine interessiert.
    »Man kriecht auf dem Bauch durchs hohe Gras«, antwortete Amanda in kühlem Ton. Wozu sollte sie freundlich sein zu einer Ausländerin, die eindeutig nur darauf aus war, ihr Gaylord wegzunehmen.
    »Und wozu?« fragte Christine.
    »Um anderen Leuten nachzuspionieren«, sagte Gaylord mit einem Blick auf Amanda.
    »Spionieren finde ich nicht schön«, sagte Christine. »Aber warum nennt man es Sitting Bull? Ist das eine englische Redensart?«
    Amanda blickte gen Himmel und stieß einen langen Seufzer aus. Gaylord wollte ihre Grobheit wiedergutmachen und sagte zuvorkommend: »Die Indianer tun das, Christine.«
    »Ja, aber warum nennt man es so?«
    »Weil - also, Sitting Bull war ein berühmter Indianerhäuptling.«
    »Aha. Aber in England gibt es doch gar keine Indianer?«
    »Nein, leider nicht«, murmelte Amanda. »Sonst würden sie hier einige Leute skalpieren.«
    Christine wandte sich an Gaylord. »Was sagt das Kind?«
    »Das Kind heißt Amanda!« wies Amanda sie eisig zurecht.
    Gaylord sah, daß von freundschaftlichen Beziehungen zwischen Christine und seiner Schwester nicht die Rede sein konnte. »Los, lauf, Amanda«, sagte er ruhig.
    »Warum?«
    »Mum braucht sicher Hilfe.«
    »Gar nicht wahr. Christine hat schon alles gemacht.« Sie sah das deutsche Mädchen mit ihrem süßesten Lächeln an. »Hast du doch, nicht, Christine?«
    Christine verstand die Welt nicht mehr. Porridge, die unerklärliche Verbindung zwischen Indianern und einem englischen Garten, Roger Miles, der nicht gekommen war, das flache Land ringsum, das Entsetzen der Engländer, wenn jemand morgens vor acht irgend etwas unternahm, der lauwarme Empfang, den die Pentecosts ihr bereitet hatten, außer Gaylord, der jetzt ein bißchen zu begeistert war... »Ich glaube, ich fahre besser nach Hause«, sagte sie. »England ist mir zu kompliziert.«
    In Amandas Gesicht veränderte sich nichts - bis auf die Nüstern, die sich einen Moment lang blähten wie bei einem Tennisspieler, der den ersten Satz gewonnen hat.
    Gaylord war verwirrt und erschrocken. »Kompliziert? Wir sind doch nicht kompliziert! Mit uns kommt doch jeder aus.«
    »Ich meine nicht auskommen, ich meine verstehen.« Sie sah Amandas amüsierten Blick, der zwischen ihr und Gaylord hin- und herwanderte, und merkte, wie das Kind die Szene genoß. Sie wurde wütend. »Ihr seid alle so verdreht - man kommt sich vor wie in >Alice im Wunderland<, dem Buch, das euch so viel gilt wie die Bibel und Shakespeare. Und immerzu macht ihr eure englischen Scherze, immer und immer.«
    Ihre schönen Augen funkelten vor Zorn.
    Gaylord sagte mit ruhiger Stimme: »Nicht immer, Christine - jetzt zum Beispiel nicht. Und es tut uns sehr leid, wenn wir über Dinge gelacht haben, die du nicht verstehst. Entschuldige bitte, es tut uns wirklich leid. Nicht wahr, Amanda?«
    »Ja, ja, sicher«, sagte Amanda etwas obenhin. Wenn Gaylord jetzt versuchen wollte, Christine umzustimmen, mußte sie das verhindern. Gaylord gehörte ihr, er war ihr großer Bruder.
    Aber Christine blieb fest. »Ich fahre nach Hause«, sagte sie.
    »Nein, bitte nicht«, sagte Gaylord und legte ihr den Arm um die Schulter. Aber sie schüttelte ihn ab.
    »Komm«, sagte er, »laß uns

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