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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Charles war es zuviel. May fühlte, wie zwei starke Hände sie an den Schultern packten, herumdrehten und sie zwangen, zu ihrem Stuhl zurückzukehren. »Was fällt dir ein, Charles?« rief sie. »Wie kannst du es wagen...«
    Weitersprechen konnte sie nicht. Er hatte sie an sich gerissen und preßte seinen Mund auf ihre Lippen. Er küßte sie wie ein Verhungernder.
    May hob die Hand und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
     
    Amanda saß rittlings auf der Fensterbank. Sie griff nach dem Bettlakenseil, blickte nach unten - und wäre fast aus dem Fenster gefallen. Sie wußte nicht genau, was es hieß, >seine Ehre verteidigen<, aber genau das war es, ganz sicher, was Mummy da unten gerade tat. Sie kletterte in ihr Zimmer zurück und marschierte direkt zu ihrem Vater, der wieder an seinem Schreibtisch saß. »Daddy...?«
    Jocelyn war bereits durch Madame Teresas Anruf in seiner Arbeit unterbrochen worden und war nicht gerade übermäßig erfreut, seine Tochter vor sich zu sehen. »Ich habe dir doch gesagt...« begann er.
    »Ja, ich weiß. Aber Mummy muß gerade ihre Ehre verteidigen! Ich dachte, das sollte ich dir lieber sagen.«
    Er lachte. Tatsächlich, er lachte. Amanda war einerseits erleichtert, aber auch ebenso verwirrt.
    »Ihre Ehre verteidigt sie? Gegen wen denn?« fragte er.
    »Mr. Bunting. Er riß sie in die Arme und bedeckte ihre spröden Lippen mit heißen Küssen .«
    »Wo hast du denn das her?«
    »Aus der Zeitschrift Teenager. In der Ausgabe von dieser Woche. Paßt haargenau, Daddy.«
    Er blickte aufmerksam in das aufgeregte kleine Gesicht. »Willst du damit sagen, daß du gesehen hast, wie Mr. Bunting Mummy küßte?«
    Sie nickte heftig.
    »Oje«, sagte er ruhig. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen! Er wollte nichts davon wissen. Wenn Charles sich wirklich einen Moment lang vergessen hatte, würde er sich bei May entschuldigen, und sie würde, liebenswürdig wie immer, die Entschuldigung akzeptieren. Und sobald sie dann mit ihm allein war, würde sie ihm die ganze Geschichte erzählen, und er würde verständnisvoll zuhören, und zum Schluß würden sie einander lächelnd ansehen. Wenn man ihn jedoch zwang, vor anderen zuzugeben, daß er im Bilde war, konnte das Ganze nur mit Peinlichkeiten enden.
    »Na schön«, sagte er zu Amanda. »Ich werde mit Mr. Bunting sprechen. Sicher gibt es eine ganz simple Erklärung dafür.«
    Aber Amanda ließ sich nicht so abspeisen. Sie zog ihn am Ärmel: »Daddy, du mußt mitkommen. Sonst ist es zu spät.«
    Wofür zu spät, das wußte sie nicht. Für irgend etwas.
    Amanda hatte etwas an sich, das einem Feigheit oder auch nur Ausflüchte einfach unmöglich machte. Mit schweren Schritten ging er mit ihr die Treppe hinunter, durch die Diele und das Wohnzimmer zu der Glastür, die in den Garten führte. Ihm war zumute, als sei er auf dem Weg zur Guillotine.
    Amanda öffnete die Tür und trat beiseite, um ihrem Vater den Vortritt zu lassen. Zögernd tat er einen Schritt auf den Rasen zu.
    May saß entspannt und heiter im Korbstuhl und las. Ein paar Meter von ihr entfernt stand Charles Bunting vor der Staffelei und brachte mit schnellen, sicheren Strichen Farbe auf die Leinwand.
    Erleichtert trat Jocelyn ins Zimmer zurück und blickte seine Tochter streng an. »Das war doch nicht etwa ein Täuschungsmanöver von dir, weil du aus deinem Zimmer raus wolltest?«
    Sie starrte ihn an mit einem Blick, der ihn fast versengte. »Entschuldige«, murmelte er. Sie gingen wieder durchs Wohnzimmer, und er legte seinen Arm um ihre Schultern und sagte: »Alles halb so schlimm, Amanda. Küssen ist nichts Ungewöhnliches unter Erwachsenen. Du weißt doch, Mr. Bunting gibt Mummy jedesmal einen Kuß, wenn er sich verabschiedet.«
    »Aber nicht so«, erwiderte sie fest.
    Schweigend gingen sie weiter. Jocelyn zerbrach sich den Kopf, was er noch sagen könnte. Amanda hing ihren eigenen Gedanken nach. Schließlich fragte sie: »Wirst du dich mit ihm duellieren? Wenn ja - ich würde Pistolen nehmen. Auf der Niemannsheide gibt es eine prima Stelle.«
    Jocelyn lachte. »Nein, mein Kleines. Das kommt nicht in Frage. Mr. Bunting und ich sind alte Freunde - er würde nie etwas tun, was mir nicht recht wäre.«
    »Du hast ja nicht gesehen, wie er Mummy geküßt hat«, antwortete sie.
    Jocelyn sagte nichts. Ihre Worte hatten ihm einen Stich versetzt. Wenn Amandas farbige Darstellung zutraf, dann war es immerhin merkwürdig, daß May jetzt so ruhig in ihrer Zeitschrift las ohne jedes Zeichen von

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