Schöne Zeit der jungen Liebe
Spur von Mona Lisa. Eher wie Sonnenuntergang über der Bucht, jedenfalls bis jetzt. Aber es wird schon werden.«
»Ist Charles zufrieden?«
»Ich glaube schon. Aber du kennst ihn ja. So, ich muß gehen. Ein sehr guter Brief.« Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuß auf die Stirn. »Du, Jocelyn? «
»Ja?«
»Du bist wirklich kein Scheusal, Lieber.«
Er blieb nachdenklich sitzen. Offenbar hatte sich Amanda, der kleine Teufel, alles aus den Fingern gesogen. Sah ihr eigentlich nicht ähnlich, das mußte er zugeben. Es war nicht ihre Art zu lügen, auch nicht, wenn es um die eigene Haut ging. Und sie irrte sich auch nicht so leicht - Amanda betrachtete die menschliche Komödie mit viel zu offenen Augen, um sich wirklich zu irren. Und May war tatsächlich auffallend munter gewesen. Nun, irgendwann würde May ihm alles erzählen. Falls es etwas zu erzählen gab. Er wünschte nur, sie würde sich damit beeilen. Nicht weil er mißtrauisch oder eifersüchtig war... Das nicht. Aber...
Die Tür ging auf, und sein Vater kam herein.
Eine seltene Ehre. John Pentecost besuchte seinen Sohn nicht oft in seinem Arbeitszimmer, denn wenn er ehrlich sein wollte, war er mit der Art, wie Jocelyn sein Brot verdiente, ganz und gar nicht einverstanden.«Schreiberlinge«, wie er sich ausdrückte, rangierten für ihn nicht sehr hoch. Es sei denn, wenn sie wirklich spannende Bücher schrieben wie zum Beispiel die Hornblower-Romane. Aber das traf auf Jocelyn nicht zu. Er hatte zwar noch nie eines seiner Bücher gelesen, aber man brauchte Jocelyn ja nur anzusehen.
»Tag Vater«, sagte Jocelyn.
Der alte Mann ließ sich in einem Sessel nieder und sah sich im Zimmer um. »Ich begreife nicht, wozu du all die vielen Bücher um dich brauchst. Du schreibst doch selber welche, wozu dann all die anderen?«
»Die brauche ich, um Dinge nachzuschlagen oder um etwas über das Denken anderer Menschen zu erfahren.«
Der alte Mann versank in tiefes Nachdenken. »Aha!« sagte er schließlich. »Du liest das also alles, kaust es durch und bringst es dann in deinen eigenen Worten wieder heraus.«
»Nein, das bestimmt nicht!« sagte Jocelyn gekränkt. Aber war nicht etwas Wahres an den Worten seines Vaters?
»Aber deshalb bin ich auch nicht gekommen«, sagte John Pentecost und zog seine Pfeife aus der Tasche. »Kann ich hier rauchen?«
John warf ihm seinen Tabaksbeutel zu. »Und warum bist du gekommen?«
Der alte Mann stopfte seine Pfeife. »Nicht so leicht zu sagen in ein paar Worten.«
Also ging es um May! Jocelyn wartete, während sein Vater nacheinander seine sämtlichen Taschen durchwühlte: zwei Hosentaschen, zwei Jackentaschen, vier Westentaschen. »Hast du ein Streichholz?« fragte er schließlich.
Jocelyn warf ihm die Schachtel zu.
»Es handelt sich um May.« John Pentecost war jetzt damit beschäftigt, seine Pfeife anzuzünden.
Jocelyn fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen und fragte mit heiserer Stimme: »Was ist mit ihr?«
»Großartige Frau.« Er blickte seinen Sohn streng an.
»Ja, das finde ich auch«, sagte Jocelyn beklommen.
»Ich weiß, Jocelyn, nur...« Wieder wurden sämtliche Taschen durchsucht. »Hast du einen Pfeifenreiniger?«
»Hier.«
»Danke.« Der alte Mann stocherte in seiner Pfeife herum.
»Nur was 7 .«
»Was meinst du, nur was?«
»Du wolltest etwas von May sagen und sagtest: >Nur...<«
»Ach ja, ich wollte sagen: Nur betrachtet man so eine Frau leicht als etwas Selbstverständliches. Tag für Tag sitzt du hier oben, allein für dich, und sie macht unten den ganzen Haushalt. Frauen brauchen ein bißchen Aufmerksamkeit, sie wollen beachtet werden, verstehst du? So, und jetzt gehe ich wieder.
Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, daß ich offen mit dir gesprochen habe.« Er erhob sich aus seinem Sessel.
»Aber du hast doch noch gar nicht offen gesprochen, Vater!« rief Jocelyn. »Was ist denn nun eigentlich los?«
»Los ist gar nichts, verdammt! Ich werde doch wohl mal laut denken dürfen, ohne daß du gleich
»Vater«, sagte Jocelyn mühsam beherrscht, »du willst mir doch nicht erzählen, daß du heraufgekommen bist, um laut zu denken? Oder waren deine Streichhölzer und Pfeifenreiniger alle?« setzte er böse hinzu.
»Na, wenn du schon fragst...« sagte John Pentecost. »Es geht um den Maler da. Ich will nicht behaupten, daß er auf ein Techtelmechtel aus ist, aber man kann ja nie wissen, was? Vorsicht ist jedenfalls besser als Nachsicht, meine ich.«
»Vater«, sagte
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