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Schöne Zeit der jungen Liebe

Schöne Zeit der jungen Liebe

Titel: Schöne Zeit der jungen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sprechen. Ihm sagen, daß er nicht alles als selbstverständlich hinnehmen durfte. Natürlich mußte er taktvoll vorgehen. Aber an Takt nahm es so leicht keiner mit ihm auf.
     
    Jocelyn saß grübelnd an seinem Schreibtisch. Er hatte sein Manuskript beiseite geschoben. Jetzt nahm er einen Bleistift und schrieb auf seinen Tischkalender: »Mit Christine sprechen.« Irgendwie, er wußte selber nicht wieso, lag die Verantwortung für die nahe Zukunft des Mädchens plötzlich in seinen Händen. Schrecklich! Und dann der Unsinn, den Amanda da erzählt hatte. Aber die Sache ging ihm nicht aus dem Kopf. Er machte sich sogar eine Notiz auf seinen Kalender: »Mit M. reden wegen Ch.« Aber dann strich er sie wieder aus. Wenn da wirklich etwas vorgefallen war, würde May es ihm von sich aus erzählen. Und außerdem brauchte er die Notiz nicht, er würde es schon nicht vergessen!
    Kurz vor fünf. Die Sitzung dauerte reichlich lange. Er erhob sich und schlenderte hinüber in eines der Schlafzimmer, die auf den Garten hinausgingen. Der Rasen war leer: weder May noch Charles, kein Korbstuhl, keine Staffelei. Merkwürdig.
    Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, aber arbeiten konnte er nicht. Immer wieder horchte er auf Schritte. May brachte ihm gewöhnlich um diese Zeit einen Tasse Tee. Sicher kam sie gleich und erzählte ihm dann alles.
    Er hörte leises Geschirrklappern, dann Schritte. Erstaunt sah er, daß seine Hand leicht zitterte.
    Die Tür ging auf. Er wappnete sich. May kam mit dem Tablett herein, heiter und gut gelaunt. Allerdings kam ihm die Munterkeit nicht so ganz echt vor.
    »War’s nett?« fragte er.
    »Ja, sehr nett. Du glaubst nicht, wie himmlisch es ist, mal gar nichts tun zu müssen!«
    Soso, dachte er und wartete. Sie hatte den Entwurf eines Briefes in die Hand genommen. »Möchtest du das getippt haben?« fragte sie.
    »Ja, irgendwann. Ist aber nicht eilig. Soll ich es auch lieber Christine geben? Der andere war ja sehr ordentlich getippt.«
    Sie sah ihn nachdenklich an. »Manchmal kannst du wirklich ein Scheusal sein«, sagte sie.
    »Ich...? Wieso?« Er war gekränkt und etwas erschrocken.
    »Ach, ich weiß nicht.« Sie lachte schon wieder. »Laß nur, Liebling.«
    Sein Blick war hart und fast feindselig. Und seine Stimme hatte den scharfen Klang, den sie kannte, aber nur selten hörte. »Wieso bin ich manchmal ein Scheusal?« Er saß da und sah sie an. »Nur zu, raus damit -das möchte ich doch gern wissen.«
    Sie versuchte ihn aufzuheitern. »Liebling, ich meinte nur, ich habe doch immer alles brav für dich getippt! Vielleicht nicht gerade erstklassig, das weiß ich. Aber es war doch für dich, dir zuliebe. Und ich finde, du brauchst mich nicht gleich beiseite zu schieben, sobald sich eine neue, jüngere Hilfe anbietet.«
    Er wollte nicht aufgeheitert werden - noch nicht. »Und du brauchst mich nicht Scheusal zu nennen, May.«
    »Ach, Lieber, es tut mir leid. Verzeih«, sagte sie zerknirscht.
    Dies war der Zeitpunkt, die Sache zur Sprache zu bringen, er wußte es. Was war denn da los mit dir und Charles ? Er hatte alle Karten in der Hand. Er konnte böse, mißtrauisch und sogar anklagend seine Fragen stellen. Er war unangreifbar. Aber er hatte nicht die Entschlossenheit - und eigentlich auch gar nicht das Verlangen. Er sagte: »Entschuldige, May. Es war nicht sehr taktvoll von mir.«
    »Schon gut.«
    Nun drängte es ihn, Frieden zu machen. »Ich freue mich, daß du einen schönen Nachmittag hattest«, sagte er.
    »Mmm.« Sie las jetzt den Brief.
    Oh, warum sagte sie nichts? »Und sonst hat’s nichts gegeben?« fragte er mit trockenem Mund.
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte sie schnell und in fast scharfem Ton. Sie las immer noch, es war ein langer Brief. »Ach ja...« Sie las ihn weiter. »Das hatte ich fast vergessen
    »Ja...?« Er umklammerte den Rand seines Schreibtischs, um das Zittern seiner Hände zu verbergen. Sie nickte und ließ den Brief in den Korb zurückfallen, der auf dem Schreibtisch stand. »Sehr guter Brief. Ich hätt’s ja noch offener gesagt, aber trotzdem... sehr gut.«
    »Danke. Und was war noch?«
    »Dein Vater ist von einer Wespe gestochen worden. Großes Drama. Habe ihn ambulant behandelt. Einweisung ins Krankenhaus ernsthaft erwogen, aber abgelehnt.« Sie lachte. Sie wußte, daß er es nicht leiden konnte, wenn sie so redete.
    »Der Arme«, sagte er zerstreut. »Ist Charles eigentlich noch da?«
    »Nein, schon weg. Du, das Porträt wird, glaube ich, interessant - keine

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