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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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Bermudashorts öffnete. Kant fragte nach der Schneiderin.
    Â»Sie wollen zu Oma Kranach? Die wohnt jetzt woanders«, kicherte der Mann. »Die liegt beim Bestatter. Die Beerdigung ist am Montag.«
    Â»Wie ist denn das passiert?«
    Â»Sie war doch schon über achtzig. Da muss man schon mal damit rechnen«, sagte der Nachbar. »Außerdem hat sie ganz schön gebechert. Davon ist das Luischen komisch und zänkisch geworden. Warum sind Sie hier?«
    Kant behauptete, bei der Schneiderin einen Anzug in Auftrag gegeben zu haben.
    Â»Den Nachlass regelt ihr Neffe. Leon Fabry«, teilte der Mann mit. »Vielleicht bekommen Sie Ihren Anzug ja noch. Allerdings ist der Fabry mindestens genauso komisch wie seine Tante. Sie werden schon sehen. Wenn Sie zu ihm wollen – er wohnt in dem einsamen Haus hinter dem Dorf. «
    Das Haus des Neffen war mit dem kleinen Häuschen seiner Tante nicht zu vergleichen. Das große Gebäude war aus einem braunen Stein errichtet, das Dach rot geziegelt. Im Vorgarten blühte es: Thymian und Lavendel und andere blau blühende Pflanzen. Der Neffe schien die Farbe Blau zu lieben.
    Kant klingelte. Der helle, zarte Ton der Glocke verklang mit Echo. Der Mann war offensichtlich ausgeflogen. Kant versah seine Visitenkarte mit der handschriftlichen Bitte an Leon Fabry, ihn dringend anzurufen, und warf sie in den Briefkasten.
    Ein Gewitter kündigte sich an. Es begann zu regnen.
    Â»Das war ja nicht besonders erfolgreich«, stellte er fest.
    Heidi Busch stimmte ihm zu.
    Â»Wir fahren noch mal zur Schneiderei«, entschied Kant. »Vielleicht ist der Neffe ja doch da und hat nur nicht aufgemacht.«
    Sie parkten etwas entfernt und stiegen aus. »Wir sollten nicht gesehen werden«, meinte Kant. »Das Haus hat einen hinteren Eingang.«
    Â»Woher wissen Sie das?«, fragte Busch.
    Â»In dieser Gegend haben alle Fachwerkhäuser einen zweiten Eingang zum Garten.«
    Â»Dürfen wir das denn? Ist das nicht Hausfriedensbruch?«
    Kant antwortete nicht. Heidi Busch entschloss sich, keine derartigen Fragen mehr zu stellen.
    Das Gebäude verfügte tatsächlich über einen Hintereingang, der mit einem einfachen Schloss gesichert war. Kant brauchte nur wenige Minuten und sie konnten ins Haus.
    In der Küche hatte jemand Ordnung geschaffen, die Stecker der Elektrogeräte gezogen, der Kühlschrank war abgetaut. Im Flur befanden sich Kisten, in die etwas eingepackt worden war.
    Â»Dort ist das Atelier«, flüsterte Heidi Busch und fragte sich im gleichen Moment, warum sie flüsterte.
    Auch in der Werkstatt war das Aufräumen in vollem Gange. Die fahrbaren Kleiderstangen waren fast abgeräumt, die Sachen lagen an verschiedenen Stellen auf dem Boden aufeinandergetürmt, als seien sie zur Abholung bestimmt. Vier blaue, gefüllte Müllbeutel lehnten an einer Wand.
    Vorsichtig öffnete Kant einen Beutel und schaute hinein: Stoffe, Bänder, abgeschnittene Bordüren, Goldstickerei und Spitzen.
    Kurz entschlossen kippte er den Inhalt des Sackes auf den Boden. Er durchwühlte die Stoffreste, legte alles beiseite, was ihn an das Kleid erinnerte, das Maja Schneider im Tod getragen hatte. Vielleicht stammten Stoff und Verzierungen aus dieser Werkstatt. Kant stopfte seine Fundstücke in eine Plastiktüte.
    Draußen prasselte der Regen. Es wurde Zeit zu verschwinden.
    Â»Wir sollten auch diese Zeichnungen mitnehmen«, schlug Busch vor. Sie stand vor einem niedrigen Tisch, auf dem Papiere lagen.
    Offensichtlich Kleiderentwürfe der Kranach, der Mode alter Zeiten nachempfunden.
    Â»Packen Sie das Zeug ein und dann weg hier!«
    Kapitel 9
    Auf dem Weg zum Café kaufte sich Hans Sommerberg eine Zeitung. Er betrachtete sich in der Scheibe eines Schaufensters und war zufrieden. Er war modisch gekleidet, gepflegt wie einst und sein Gang noch immer jugendlich.
    Hoffentlich war Anna nicht zu einer behäbigen Matrone mutiert. Ob sie verheiratet oder liiert war, vielleicht sogar Kinder hatte?
    Sommerberg bog um die Ecke eines Geschäfts und stieß mit einer Frau zusammen. Er griff nach ihr, sonst wäre sie gestürzt.
    Â»Hoppla!«
    Â»Tut mir leid«, stammelte die Frau. »Ich war in Gedanken.«
    Â»Eine Frau, die denkt«, schmunzelte er. »Entzückend!«
    Er hielt sie noch immer an den Armen gepackt, die üppig und nackt waren. Schweiß glänzte in der Rille zwischen den Brüsten.
    Â»Was sind

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