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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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falschen Namen benutzte, vielleicht etwas zu verbergen hatte, ein künstlerisches Milieu, das Leser immer faszinierte – auch, wenn es nur eine Laienspielgruppe war. Alles wunderschön vage. Er konnte nach Herzenslust spekulieren.
    Belinda Stork hatte nichts dagegen, fotografiert und zitiert zu werden, nachdem Schaumkuss ihr versprochen hatte, der kleinen Bühne durch seine Berichterstattung in der Gunst des Publikums einen ordentlichen Schub nach oben zu geben.
    Am frühen Abend fuhr er nach Berghof, setzte sich in die Dorfkneipe und wartete.
    Drei Stunden und mehrere Runden Bier und Schnaps später hatte der Reporter alles zusammen, was er für einen spannenden Artikel brauchte.
    *
    Dr.   Rebecca Leist mochte Sommerberg sehr. Er war kultiviert, gebildet und zudem ein brillanter Architekt. Die gemeinsamen Abende und Nächte in Leists Villa in Italien, in denen sie über Plänen gebrütet, Ideen ausgetauscht und aus Verzweiflung über unmögliche Projekte manche Flasche Wein geleert hatten, gehörten zu ihren schönsten Erinnerungen. Sommerberg hatte sich zunächst mit einem falschen Namen vorgestellt. Doch eines Tages hatte er sich ihr offenbart und ihr die Gründe für seine Flucht erklärt. Für sie war er aber weiterhin ›Alberto‹.
    Ihre Freundschaft war mit den Jahren gewachsen. Sie schaffte Geld heran und er baute damit ihr Haus in Italien um, natürlich zu einem moderaten Preis und ohne Rechnung. Eine Win-win-Situation für beide.
    Und jetzt hatte sich Alberto hier in Deutschland bei ihr gemeldet und ihr endlich die Bilder gebracht. Aus seinen Erzählungen wusste sie, dass er eine Sammlung von etwa zwanzig Genrebildern aus dem 17.   Jahrhundert vor seinen Gläubigern gerettet hatte.
    Endlich konnte sie wieder eine neue Ausstellung organisieren. Eine neue Herausforderung! In den letzten Monaten hatte sie nur die üblichen Expressionisten zeigen können, die seit vielen Jahren abwechselnd in den Asservatenkammern vor sich hin träumten, weil die Kunsthalle zu klein war, um alle Werke zu hängen. Hans Sommerberg und seine Bilder kamen ihr gerade recht.
    Die Frau an der Ticketkasse grüßte devot und wünschte der »Frau Doktor« noch einen schönen Tag.
    Draußen regnete es. Wozu hatte sie sich eigentlich ein Cabrio gekauft, wenn sie das Dach doch fast nie öffnen konnte?
    Nun ja – in wenigen Wochen würde sie die Stadt verlassen, um ein paar Monate in ihrem Haus im Veneto zu verbringen. Der Spätsommer war dort immer sehr schön, die Farben golden und die Früchte reif.
    Sie erreichte die Straße, in der ihr Haus stand, stellte den Wagen ab und schloss die Tür auf. Angelo war noch nicht da, denn es war keine Musik zu hören und Küchengerüche kamen ihr auch nicht entgegen.
    Angelo. Wie lange es wohl noch dauern würde? Er war knapp über dreißig und sie Mitte vierzig. Ihre mangelnde körperliche Frische machte sie durch erotische Raffinesse wett und ihr Liebhaber betörte sie durch dieses Immer-wollen-und-immer-Können, das den Sex mit jungen Männern so spannend machte. Wenigstens vorübergehend.
    Unsere besten Wochen sind leider vorbei, dachte Leist. Die gemeinsamen erotischen Kochorgien zu Beginn der Affäre waren wohl Historie. O Gott, war das prickelnd gewesen!
    An Männern ihres Alters störte sie der Mangel an Visionen und Plänen, dieses ständige Lamentieren über verpasste Karrierechancen und das Jammern über die Blessuren, die ihnen ihre jeweiligen Gattinnen zugefügt hatten.
    Mit ein paar Griffen löste Rebecca Leist ihr Haar, das sie meist zu einem strengen Knoten gedreht trug, und ging ins Arbeitszimmer. Dort pflegte Angelo die Post und die Zeitungen hinzulegen. Sie blätterte alles durch. In der Kunstzeitschrift Art of View blieb sie an einem langen Artikel über die Versteigerung des Vermeer hängen. Der Reporter schilderte ausführlich den Verkauf des Bildes, das sechsunddreißigste und letzte des Meisters.
    Die Diskussion um die Echtheit der Frau am Virginal hatte die Kunstwelt zehn Jahre lang beschäftigt. Auf einer Tagung hatte sie den Vortrag eines Kollegen gehört, der in der Expertenkommission gesessen hatte. Goldstein hieß der Mann. Sie erinnerte sich, dass seine Angaben über die komplizierten Methoden der Bild- und Farbanalyse hochspannend gewesen waren. Goldsteins Adamsapfel hatte während des Vortrags interessante

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