Schoener Schlaf
Anwalt. Sollte er den Kommissar informieren?
Turner entschied sich dagegen. Das konnte er immer noch tun.
*
Kant saà in Fabrys guter Stube. Schrankwand, Klubgarnitur, Fernseher und ein paar Ãlschinken: langweilige Landschaften, keine Frauen in prächtigen Kostümen.
Er reichte Fabry das Foto. »Das ist Frau Schneider. Haben Sie sie gekannt?«
»Nein. Ich kann natürlich nicht ausschlieÃen, dass sie bei Tantchen in der Werkstatt war«, erklärte der Befragte. »Tante Luise hatte häufiger Besuch. Sie nähte ja nicht nur Kostüme für Schauspieler, sondern staffierte auch Privatkunden aus. Zu Karneval herrschte immer Hochbetrieb. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel die Leute bereit sind, für ein schönes Kleid zu zahlen.«
»Hat Ihre Tante ein Auftragsbuch geführt?«, fragte Kant.
»Keine Ahnung. Ich habe keins gesehen. Aber etwas Merkwürdiges gibt es, Herr Kommissar. Vor ein paar Tagen ist eingebrochen worden. Jemand ist in die Werkstatt eingedrungen und hat in den Stoffen herumgewühlt.«
»Ist etwas gestohlen worden?«
»Mir ist nichts aufgefallen«, antwortete Fabry. »Es befand sich nichts Wertvolles in der Werkstatt. Ich habe trotzdem bei der Polizei Anzeige erstattet.«
»Sie haben ein imposantes Haus«, bemerkte Kant. »Was machen Sie beruflich, Herr Fabry?«
»Sie wollen wissen, wie ich mir das alles hier leisten kann?«, lächelte Fabry. »Meine Mutter hat mich nicht unversorgt hinterlassen.«
»Und Ihr Beruf?«
»Ich interessiere mich für Kunstwerke. Einige Jahre war ich Kunsthändler. Jetzt bin ich allerdings im Ruhestand.«
»Und mit was genau haben Sie gehandelt?«
»Mit Gemälden und Teppichen.«
Kants Blick wanderte zu den Orientteppichen, von denen einige den Boden bedeckten.
»Die wertvollsten habe ich behalten«, erklärte Fabry. »Die kaukasischen. Kasak, Lori Pampak, Akstafa. Jedes Dorf im Kaukasus hatte früher eine eigene Teppichsprache. Leider ist das alles verloren gegangen.«
»Bilder sammeln Sie auch â wie ich sehe«, sagte Kant.
»Natürlich. Interessieren Sie sich für Malerei?«
»Ich fange gerade damit an.«
»Die wertvollen Gemälde sind im Safe meiner Bank«, sagte Fabry. »Da sind sie sicher.«
*
Matt Turner sah Hauptkommissar Kant aus Fabrys Haus kommen. Im letzten Moment duckte er sich, der Polizist sollte ihn nicht sehen.
Kant startete seinen Wagen, das Motorengeräusch entfernte sich, Turner stieg aus. Er stapfte zum Haus und drückte auf den Klingelknopf.
Fabry öffnete, ohne durch den Türspion zu sehen, er dachte, der Kommissar habe etwas vergessen. Ãberrascht bemerkte er, dass ein Unbekannter vor seiner Tür stand. »Ja, bitte?«
»Ich würde gern mit Ihnen reden«, sagte Turner. »Ich bin Matt Turner. Der letzte Freund von Maja Schneider, beziehungsweise der vorletzte.«
»Das ist ein merkwürdiger Tag heute«, lächelte Fabry. »Eben war schon jemand da und hat mich über diese Frau ausgefragt, die ich nicht kenne.«
»Darf ich eintreten?«
»Aber natürlich.« Er führte Turner in die Küche.
»Das war doch Kommissar Kant, der eben hier war.«
»Ganz recht, ein angenehmer Mann.«
»Seltsam, dass die Polizei Sie nach Maja fragt, wenn Sie sie gar nicht gekannt haben. Anscheinend stochern die im Nebel.«
»Seltsam ist der richtige Ausdruck. Nehmen Sie doch Platz.«
Turner setzte sich an den Küchentisch. »Bei diesem Mord ist alles sehr rätselhaft. Haben Sie die Berichte in der Presse verfolgt?«
»Verfolgt wäre zu viel gesagt, aber man kann solchen Sensationen ja kaum entgehen. Sie haben das Opfer gekannt?«
»Ja, Maja hat eine Weile bei mir gelebt«, sagte Turner mit Wehmut in der Stimme.
»Meine Hochachtung. Den Fotos zufolge war sie eine Schönheit.« Fabry setzte sich Turner gegenüber.
»Eine Schönheit? Das war sie in der Tat. Aber dass Sie selbst Maja nicht begegnet sind, das kann ich nicht wirklich glauben.«
Fabry blieb gelassen. »Nanu? Dafür haben Sie sicher einen guten Grund.«
»Maja hat mir von Ihnen erzählt«, erklärte Turner.
»Lassen Sie uns nicht streiten. Möchten Sie eigentlich etwas zu trinken? Ich nehme mittags gern ein Gläschen Wein.«
»Wenn es kein roter ist.«
»Wäre ein trockener Riesling von der Mosel
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