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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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hob fast flehend die Hände, während sie den Betrachter triumphierend anblickte. Frauenpower im Barock.
    Das Bild hatte natürlich nicht die Qualität, die Jan Vermeer seinen ruhigen häuslichen Szenen gegeben hatte. Das hier war gemaltes Bauerntheater. Um den Rang eines großen Kunstwerks zu erreichen, wirkte die Situation zu inszeniert. Doch es würde Interessenten dafür geben, da war sich Sommerberg sicher. Nicht jeder konnte sich einen echten Vermeer leisten.
    Als Anna eintrat, hatte Sommerberg alle Gemälde von ihren Hüllen befreit und an die Wand gelehnt.
    Â»Entschuldige. Der übliche Stau.« Sie sah sich um. »Du hast ja schon alles ausgepackt!«
    Sie musterte die Bilder. »Unglaublich, die Diskrepanz zwischen zarter Schönheit und brutaler Schlachterei. Sieh hier, das tote Huhn.« Sie deutete auf eine Schlachtszene und lachte auf. »Na ja – irgendwie ist das heutige Leben gar nicht so anders als diese Gruselbilder. Überall auf der Welt krepieren die Leute an Hunger, Aids und Umweltkatastrophen. Und in London legt ein Casino-Typ mal eben locker vierundzwanzig Millionen Euro für ein Bild auf den Tisch.«
    Â»Wenn ich für meine Bilder vierundzwanzig Millionen kriege, stifte ich eine Million für gute Zwecke«, versprach Sommerberg. »Und ich denke dabei auch ganz heftig an die armen Menschen in der Dritten Welt.«
    Â»Glaubst du denn, dass deine Bilder so wertvoll sind?«, fragte sie.
    Â»Ich glaube es nicht, ich weiß es«, behauptete er. »Nicht gerade zig Millionen, und der Verkauf wird sich über Monate hinziehen.« Er verstummte, in seiner Brust hatte sich das Herz verkrampft.
    Â»Was ist mit dir?«
    Â»Nichts«, log Sommerberg. »Ich habe manchmal kleine Schwächeanfälle. Kein Grund zur Sorge. Jedenfalls brauche ich deine Hilfe, denn ich vertraue dir. Außerdem kennst du dich in der bildenden Kunst ganz gut aus, du hast Kunstgeschichte studiert …«
    Â»â€¦Â und hingeschmissen«, unterbrach sie ihn.
    Â»Das muss ja niemand wissen. Nach deinem Studienabschluss wird hier niemand fragen, wenn du für mich arbeitest.«
    Â»Ich bin total aufgeregt«, gestand sie.
    Es klopfte an der Tür.
    Â»Da sind sie«, sagte Sommerberg.
    Sucher, Leist und ein junger Mann betraten das Zimmer. Rebecca Leist begrüßte Sommerberg herzlich und übersah Anna zunächst.
    Â»Das ist mein wissenschaftlicher Mitarbeiter Herr Salieri«, zirpte sie und schob den jungen Mann nach vorn. »Er arbeitet als mein persönlicher wissenschaftlicher Assistent hier in der Kunsthalle.«
    Â»Und dies hier ist meine Nichte Anna Stern.«
    So sieht also die berühmte Frau Dr.   Leist aus, dachte Anna und musterte sie. Blond, schlank und elegant. Kühl bis sonst wohin. Ihr Parfum war dumpf und schwer. Anna kräuselte die Nase. Aber Salieri war interessant. Auch er schlank, dunkle intelligente Augen und glänzende schwarze Haare. Ob die beiden …?
    Â»Es ist dir doch recht, wenn wir uns jetzt die Bilder ansehen, Alberto?«, flötete Leist.
    Sie stürzte sich auf eines der Gemälde, hob es hoch, hielt es ans Licht, stieß entzückte Ausrufe aus. »Das ist ja sensationell! Wie wunderbar! Ein echter Schatz, der gehoben werden muss. Das wird die Kunstwelt erschüttern!«
    Sommerberg betrachtete sie amüsiert. Er hatte mit mehr Zurückhaltung gerechnet, mit mehr Vorsicht bei der Beurteilung. Er wusste, dass nicht alles erste Klasse war, der Cornelis de Man dürfte bestimmt das kostbarste Bild sein. Ob Rebecca wohl etwas mit dem Italiener hatte? Sommerberg wusste um ihre Lust auf junge Körper, die hatte sie auch in Italien gepflegt. Manch unbedarfter Bauarbeiter war in ihrem Bett gelandet und vernascht worden. Immerhin schien sie jetzt Wert auf ein bisschen Niveau zu legen, und das Alter ihrer Lover war auf über dreißig gestiegen.
    Â»Alberto, ich bin hingerissen«, sagte Leist mit erhobener Stimme und großer Geste: die Arme ausgebreitet, sich langsam drehend und auf seine Gemälde zeigend.
    Â»Angelo, bellezzo «, säuselte sie plötzlich. »Was sagst du?«
    Â»Auf den ersten Blick sehr schön«, antwortete der junge Mann brav. »Genremalerei in sehr guter Qualität.«
    Â»Ja! Und sozusagen neu entdeckt. Noch nie ausgestellt, in der Literatur kaum erwähnt. Zwanzig Bilder – genug für eine kleine, aber feine

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