Schoener Schlaf
Ãffentlichkeit neu zugänglich gemacht werden sollen. Holländische Genremalerei.«
»Hat man die Provenienz denn schon zweifelsfrei festgestellt?«
»Es ist alles noch in Vorbereitung«, wiegelte Anna ab. »Mehr kann ich wirklich nicht sagen.«
»Dann werde ich mal meinen alten Freund Manfred Sucher besuchen und ihn aushorchen«, lächelte Fabry. »Darf ich Sie zu einem Kaltgetränk einladen? In das Strandrestaurant?«
»Nein, danke. Ich bin hier, um diese Bücher durchzuarbeiten.«
»Ich könnte Ihnen viel über Malerei erzählen«, versuchte er es weiter. »Ich besitze selbst eine kleine Sammlung von Landschaftsmotiven aus verschiedenen Epochen.«
Das Gefühl, dass der Kerl eine Grenze überschritt, gewann wieder Oberhand. »Danke, aber das ist nicht nötig. Ich wäre jetzt gern ungestört. Ich hoffe, Sie verstehen das.« Sie wandte sich ab.
Das war deutlich. Fabry betrachtete Annas nackte Schenkel und schluckte. Dann sagte er: »Ganz wie Sie wollen, verehrte Frau Stern. Dann noch einen schönen Tag.« Er trollte sich.
Anna guckte ihm nach und schüttelte sich. Ihr Unbehagen kehrte mit ganzer Kraft zurück. Sie nahm sich vor, Dr.  Sucher bei Gelegenheit über Fabry auszufragen.
*
Meyer zwei brütete über dem Ammenbild. Auf dem Tisch lag das Restaurierungsprotokoll, in das der ursprüngliche Erhaltungszustand der Gemälde vor der Restaurierung einzutragen war. Der Bildträger war eindeutig Leinwand. Das Stereomikroskop war aufgebaut, Meyer zwei guckte durch die Okulare.
Der Erhaltungszustand war weitgehend in Ordnung, auch wenn die Ãlfarbe am oberen rechten Rand winzige Blasen zeigte. Bei heftigen Bewegungen und StöÃen konnte die Farbe an diesen Stellen leicht abplatzen.
»Und? Wie kommen Sie voran?« Dr.  Manfred Sucher hatte die Werkstatt betreten.
Der Restaurator hatte insgeheim damit gerechnet, dass der Chef auftauchen würde. Der alte Fuchs ist infiziert, dachte Meyer.
»Langsam.« Meyer zwei betrachtete das Bild mit den Augen am Mikroskop. »Die Leute auf dieser Leinwand haben einiges zu verbergen. Und dabei tun sie so unschuldig.«
»Würden Sie einfach so mit einem Geheimnis herausrücken, das Sie über dreihundert Jahre lang bestens gehütet haben?«, fragte Sucher. »Was sehen Sie?«
»Schauen Sie selbst.« Meyer trat vom Mikroskop zurück, um Sucher Platz zu machen.
»Das Craquelé ist nicht überall gleichmäÃig«, stellte Sucher fest, »und es gibt Stellen, an denen die Lasur später aufgefrischt wurde. Da sind ein paar kleine Ausbesserungen und bedenkliche Farbabhebungen. Und irgendwer hat mit Tempera herumgepfuscht.«
Sucher sah Meyer an: »Kann ich das mal unter UV-Licht sehen?«
Meyer schob den Strahler zum Bild und schaltete ihn ein. »Bringt nicht viel«, konstatierte er. »Der Firnis ist zu dick, deshalb die starke Fluoreszenz. Das Zeug muss runter. Und zwar komplett.«
»Wie lange dauert das?«, fragte Sucher.
»Ein paar Tage. Haben Sie denn überhaupt schon die Erlaubnis vom Besitzer eingeholt?«
Meyer hatte den wunden Punkt getroffen.
»Ist nur eine Formsache«, log Sucher.
»Prima. Soll ich Ihnen mal sagen, was ich im Gefühl habe?« Meyer reckte den dünnen Körper. Mit der dicken Brille, der leicht gebeugten Haltung und den langen Armen und Beinen erinnerte er Sucher an eine Spinne.
»Was wäre das?«
»Unter diesem Bild befindet sich noch eins.«
»Ja. Das glaube ich auch. Aus welcher Zeit könnte es sein?«
»Nicht viel älter dieses«, erklärte Meyer. »Jemand hat im 17.  Jahrhundert ein gerade getrocknetes Bild wieder übermalt. Vermutlich in Delft, wie uns die Kachelung des Kamins zeigen will. Der Typ konnte ganz leidlich malen, aber ein groÃer Künstler war er nicht.«
»Der darunter vielleicht noch weniger«, gab Sucher zu bedenken. »Oder es handelt sich um eine Ãbermalung â durch den Künstler selbst ausgeführt. Kam ja häufiger vor. Immerhin waren viele der Bilder Auftragsarbeiten. Und wenn sie dem Kunden nicht passten, wurden sie kurzerhand verändert.«
»Kann sein.« Meyer lieà sich nicht beeindrucken. »Der Bildträger ist Leinwand auf Keilrahmen. Schauen Sie!«
Er drehte das Bild um und zeigte auf die Portion der Leinwand, die an der AuÃenkante des Keilrahmens an das
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