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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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überrascht.
    Â»Machen Sie bitte weiter, Herr Meyer«, ignorierte Sucher die Frage.
    Â»Gern. Es gibt eine Reihe von Besonderheiten«, fuhr der Restaurator fort und deutete auf einige Linien und Flecken. »Hier, hier und hier. Übermalungen auf dem Originalbild. Das Bild hat vier Schichten. Die Grundierung, die Vorzeichnung, das Hauptbild und dann diese drittklassige Übermalung aus billigen Farben, einem Mix aus Öl und Tempera, die allerdings auch aus dem 17.   Jahrhundert stammen.«
    Â»Das Bild ist übermalt worden?«, vergewisserte sich Sommerberg, ob er richtig verstanden hatte.
    Â»Ja, aber nicht von derselben Person. Denn es handelt sich nicht um sogenannte Pentimenti , auch Reuezüge genannt«, erklärte Meyer zwei. »Die Pentimenti stammen üblicherweise vom Maler selbst, der hier und da Korrekturen angebracht hat. Hier ist aber das ganze Bild überdeckt worden.«
    Â»Was bedeutet das?« Sommerberg überkam ein Kribbeln.
    Â»Seit ein paar Tagen vermuten wir schon, dass unter dem Bild ein anderes, wesentlich besseres ist«, nahm Sucher die Sache in die Hand. »Doch wir brauchen Ihre Erlaubnis, die Schichten abzutragen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns getäuscht haben.«
    Â»Wie kommen Sie auf die Idee, dass das Bild darunter besser sein könnte?«, fragte Sommerberg.
    Meyer sagte das Zauberwort. »Lapislazuli!«
    Â»Auf meinem Bild?«
    Â»Nicht in der obersten Schicht. Der letzte Maler – nennen wir ihn der Einfachheit halber de Man – hat Azurit verwendet, basisches Kupferkarbonat«, erklärte Meyer.
    Â»Warum ist Lapislazuli denn etwas so Besonderes?«, traute sich Anna zu fragen.
    Â»Lapislazuli ist die teuerste Farbe der Welt, noch heute wertvoller als reines Gold«, erklärte Angelo Salieri. »Aus einem Stein wird nach einem komplizierten Verfahren natürliches Ultramarinblau hergestellt.«
    Â»Ultramarin ist das schönste Blau«, schwärmte Anna. »Ich mag es sehr.«
    Wen interessiert, welche Farbe Frau Stern mag?, dachte Leist und verzog die Mundwinkel. Diese Nichte war ja ziemlich naiv.
    Anna bemerkte Leists abschätzigen Blick. Diese Frau und ich werden keine Freundinnen, dachte sie und rümpfte leicht die Nase. Und ihr Parfum war die Hölle!
    Â»Blau war wichtig in der Malerei des Mittelalters und der Renaissance«, erläuterte Sucher. »Maria trägt meist einen ultramarinblauen Mantel – blau als Symbol der Reinheit. Oder denken Sie an die Stundenbücher der Gebrüder Limburg, Les Très Riches Heures aus dem frühen 15.   Jahrhundert, die für den Herzog von Berry gemalt worden sind. Immer wenn es besonders schön und wertvoll sein sollte, haben die Maler Lapislazuli verwendet.«
    Â»Lapislazuli wird zerrieben und mit Wasser und Leim als Bindemittel vermengt«, ergänzte Meyer. »Im 17.   Jahrhundert, als die Ölmalerei die Temperamalerei weitgehend ablöste, wurde Lapis mit Öl vermischt. Ein Kilo natürliches Lapislazuli kostet heute fünfzehntausend Euro, ein Kilo künstliches Ultramarin nur zwanzig Euro. Das gibt es allerdings erst seit 1830.«
    Â»Deshalb vermuten wir, dass das ursprüngliche Bild besonders wertvoll sein könnte«, sagte Sucher. »Nur eine Vermutung – mehr nicht. Sicherheit kann nur eine umfassende Analyse bringen.«
    Â»Und was genau kann sich darunter verbergen?« Auf Sommerbergs Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. »Können Sie erkennen, was das erste Bild zeigt?«
    Â»Nur schemenhaft. Wir müssten das oben liegende Bild zerstören«, antwortete Meyer zwei.
    Â»Was erwarten Sie also?«, beharrte Sommerberg. »Sie müssen mir schon einen guten Grund nennen, damit ich mich einverstanden erkläre, den Cornelis de Man zu vernichten.«
    Â»Vermeer«, sagte Sucher. »Aber eine Garantie gibt es nicht.«
    Â»Ein Vermeer?« Sommerbergs Herz machte einen Satz.
    Â»Möglich, aber keineswegs sicher«, unterstützte Meyer seinen Chef.
    Â»Es gibt jede Menge gefälschte Vermeers!«, wandte Sommerberg ein.
    Â»Kaum in diesem Fall. Wie soll ein Fälscher von heute den Vermeer unter ein Bild des 17.   Jahrhunderts gemalt haben?«, fragte Meyer. »Das Ammenbild stammt mit Sicherheit aus der Mitte des 17.   Jahrhunderts. Etwa 1660 bis 1670. Vermeer malte zur selben Zeit wie Cornelis de Man. De Man wurde 1621 geboren, starb 1706 und hat

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