Schoener Schlaf
jemand den Polizeifunk abgehört«, seufzte Kant.
Einige der Beamten hielten die Journalisten auf Abstand, andere suchten die Umgebung ab.
Das Auto sah schrecklich aus. Der Lack war ab, die Fenster schwarzbraun belegt. Die Reifen hatten schwarzen Ruà über den Radkästen hinterlassen. Vom Dach und den Sitzen waren ein paar Metallteile übrig geblieben. Das Lenkrad war geschmolzen und hatte die Form einer der weichen Uhren auf den Bildern von DalÃ.
»Schade drum«, meinte Heidi Busch. »Genau mein Auto. So ein Porsche Cabrio ist seit Jahren mein Traum. Den hätte ich gern übernommen. Die Spuren, die da jemand verbrannt hat, hätte ich ja mit Seife und Scheuersand wegmachen können.« Sie lachte.
»Eine hundert Prozent seriöse Polizistin bist du wohl doch nicht«, knurrte Kant.
»So eine flache Schüssel ist nun mal das ultimative Auto«, blieb die junge Frau hartnäckig.
»Unsinn. Auto fängt erst bei vier Türen an«, widersprach Kant.
»Verwechselst du da nicht Türen und Räder?« Heidi Busch wurde übermütig.
»Lass uns die Gegend inspizieren.« Kant wurde ernst und deutete auf den Weg, der zur Lichtung führte. »Hier muss er langgefahren sein.«
Sie liefen den Weg hinunter und stieÃen auf eine asphaltierte StraÃe, die die Kollegen schon absuchten.
Heidi Busch wies auf ein Blechschild. »Guck mal! Der Weg ist nur für Forstfahrzeuge zugelassen. Der Kerl hat sich hier ausgekannt, oder?«
»Das kann auch Zufall sein«, wandte Kant ein. »Die Frage ist, wie er von hier wieder weggekommen ist.«
»Ich würde mir ein Taxi rufen oder per Anhalter in die Stadt zurückfahren«, teilte Heidi Busch mit.
»Das wäre nicht besonders klug. Der Taxifahrer oder der Autofahrer könnte sich an dich erinnern.«
»Ich überprüfe das trotzdem. Vielleicht ist der Mörder ja nicht so clever. Sag mal, wo sind wir überhaupt?«
»Im Wald.«
»Das weià ich. Fabry gehört ein Waldstück etwa zehn Kilometer von Berghof entfernt. Vielleicht ist es genau das hier!«
Kant sprach einen Polizisten des Suchtrupps an. Der hatte eine detaillierte Karte dabei.
»Das ist nicht Fabrys Wald«, stellte Heidi Busch nach kurzem Blick fest. Sie deutete mit dem Finger auf einen dreieckigen grünen Fleck neben ihrem Standort. »Das ist er! Die Chance, dass er sich hier auskennt, ist also ziemlich gut.«
»Wir brauchen jemanden, der ihn hier gesehen hat«, stellte Kant fest.
Es wurde langsam dunkel und der Suchtrupp beendete seine Arbeit.
»Lass uns morgen weitermachen«, sagte Kant. »Heute tut sich hier nicht mehr viel.«
Sie gingen zurück zu Buschs Auto. Ein älterer Kleinwagen, der mit einem Porsche Cabrio auÃer vier Rädern und einem Lenkrad nichts gemein hatte.
»Danke, dass du mich fährst«, meinte Kant, als der Wagen wieder asphaltierten Boden unter sich hatte. »Mir geht es im Augenblick nicht so besonders. Deshalb trinke ich mehr Alkohol, als ich sollte.«
»Kein Problem, Chef«, lächelte sie.
Polizeiwagen überholten sie, ein Traktor kam ihnen entgegen und sogar ein Bus.
»Fahr mal rechts ran«, forderte Kant plötzlich.
»Warum?«, fragte sie irritiert.
»Mach es einfach.«
Sie gehorchte.
»Hast du den Bus eben gesehen?«, fragte er. »Das war ein Linienbus, der die LandstraÃen hier abfährt und feste Zeiten hat.«
»Der Bus! Der Typ könnte den Bus genommen haben!«, fiel nun auch bei Heidi Busch der Groschen. »Er verbrennt den Wagen, spaziert zur Bushaltestelle und lässt sich vom ÃPNV in die Stadt zurückbringen. Einfach und genial zugleich.«
*
Im Londoner Auktionshaus war eine Handvoll Kunsthistoriker über das mögliche Auftauchen eines Vermeers in Deutschland informiert worden. Goldstein hatte sich bemüht, die eigene Euphorie zu dämpfen und seinem Temperament Zügel anzulegen. Aber dann schwärmte er doch von der Frau im blauen Kleid mit gelbem Kragen, die lächelnd und ein wenig abwesend durchs Fenster schaute, vom Bild im Bild, von den Buchstaben J-Meer und den bereits nachgewiesenen Farben BleiweiÃ, Bleizinngelb, Azurit und natürlich dem Lapislazuli.
Während der über zehnjährigen Untersuchung der Jungen Frau am Virginal hatte es unter den Kollegen einige Spötter gegeben, die erst verstummt waren, als das Gemälde für über
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