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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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der Werkstatt stammt.«
    Â»Richtig. Auch Maja Schneider kann die Fasern aus ihrem Auto in die Freilichtbühne getragen haben«, erkannte Kant. »Und die Stork hat sie sich dort eingefangen.«
    *
    Mit Engelszungen redete Sucher auf Meyer zwei ein. Endlich erklärte der Restaurator sich bereit, an dem Bild weiterzuarbeiten. Er würde das Bild werktags von acht Uhr bis achtzehn Uhr zur Verfügung haben.
    Auch Sommerberg war einverstanden und sogar bereit, sich mit Meyer abzustimmen, wenn der einmal abends oder am Wochenende zusätzlich arbeiten wollte.
    Rebecca Leist schäumte vor Wut. Sie hielt Sommerberg für einen starrsinnigen alten Mann, Meyer zwei für einen überforderten eitlen Fatzke und Manfred Sucher für ein sentimentales Weichei.
    Wenn das so weitergeht, dachte sie, ziehe ich mich aus dem Projekt zurück.
    Mehrere Stunden knobelte Meyer zwei darüber, wie er das Ammenbild unauffällig verpacken und es gleichzeitig vor Stößen, Licht und Feuchtigkeit schützen konnte. Die Vorstellung, dass Sommerberg das Vermeer-Bild in einer Plastiktüte nach Haus schleppte, machte ihn fertig.
    Der Restaurator baute eine flache Holzkiste aus Sperrholz und brachte im Inneren eine Aufhängung an, in die das vom Rahmen befreite Bild so eingelegt werden konnte, dass es nicht gegen die Holzwände stieß.
    Manfred Sucher war begeistert, als ihm die Transportkiste vorgeführt wurde.
    Meyer zwei legte das Bild hinein und verschloss die Box mit dem Deckel. »Passt, sitzt und hat Luft!«
    Nur wenig später verließ Hans Sommerberg die Kunsthalle – in der Hand die Plastiktüte eines Lebensmitteldiscounters, in der sich etwas Sperriges befand.
    In seiner Wohnung angekommen, ging Hans Sommerberg in die Küche, nahm den Vermeer aus der Kiste und legte ihn auf den Tisch. Er wollte das Bild endlich mal in Ruhe betrachten, ohne Leute um sich herum, die etwas erklärten, interpretierten oder entdeckten.
    Auf dem Tisch stand ein Sechserpack Pils. Sommerberg lehnte das Bild dagegen, zog einen Stuhl heran und setzte sich davor.
    *
    Jedes Lebensalter produziert die passenden Wünsche. Sommerberg wollte mit dem Vermeer im Blick einschlafen und Angelo Salieri wollte ab sofort kein Mensch mehr sein, der Verantwortung und Bindung scheute, der in Frauen Trainingspartner für erotische Zweikämpfe sah, keiner, der sich über Treppen und Nebeneingänge schlich, um Ehemännern nicht in die Finger zu geraten, keiner, der, auf der Straße wartend, auf geheime Zeichen aus Wohnungen achtete, die ihm andeuteten, dass die Luft rein und die Geliebte willig sei. Diese Zeit war vorbei.
    Ihm war klar, dass er mit Becca brechen musste. Kein langsames Sterben, sondern ein klares Wort und ein klarer Schnitt.
    Angelo Salieri wollte eine Frau. Ja, das war es – er wollte sagen können: meine Frau. Und nicht: meine Freundin.
    Im Rückspiegel sah er, dass Anna hinter ihm herfuhr. Salieri hatte sie zu einem privaten Cellokonzert eingeladen.
    Er bog in eine Straße ein, deren Ränder von großen Platanen gesäumt waren, und stoppte vor einem gediegenen Haus.
    Anna folgte ihm zu der Einliegerwohnung.
    Fast wünschte Angelo, Becca sei zu Hause und würde ihn mit Anna in seine Wohnung gehen sehen. Dann wäre alles leichter, ein heftiger Streit wäre ein guter Anlass, Schluss zu machen.
    Fast feierlich packte er sein Cello aus und montierte den Spieß. Anna saß brav wie ein Schulmädchen auf seinem Bett, die Beine unter dem langen Rock aufrecht nebeneinandergestellt.
    Angelo nahm einen Bogen aus dem Kasten und ein Stück Kolophonium. Er drehte den Bogen auf Spannung, prüfte die Fasern und rieb sie mit dem Kolophonium ein.
    Â»Erwarte nicht zu viel«, beugte er vor. »Ich habe lange nicht mehr gespielt. Was willst du hören?«
    Sie veränderte ihre Haltung, schlug die Beine übereinander. Er konnte die Linien ihrer Oberschenkel durch den dünnen Stoff erkennen. Und schon wieder verglich er sie mit Rebecca. Er schämte sich. Becca war genauso eine Frau wie Anna und er hatte kein Recht, die beiden gegeneinander aufzuwiegen. Das hieße ja, einen Vermeer mit einem Kokoschka zu vergleichen, eine Amati mit einer Fender Stratocaster oder Königinnenpastete mit Gulasch.
    Â»Hat Bach nicht was für Cello komponiert?«, schlug Anna vor.
    Â»Du meinst die Suiten?«, fragte er überrascht.
    Â»Genau die. Ich mag sie.«
    Â»Ja, stimmt.

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