Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
Vom Netzwerk:
zu mit kleinen Tipps versorgten. Im Gegenzug verschenkte er großzügig Freikarten, die er als Journalist von Veranstaltern bekam. Er achtete darauf, seine Quellen nicht allzu häufig anzuzapfen, damit sich bei den Flüsterern, wie er sie nannte, keine Gewissensbisse einstellten.
    Nun wählte er eine dieser Telefonnummern und erfuhr, dass es einen Verdacht gab gegen einen Mann aus Berghof. Der Mann stand über die Freilichtbühne mit allen Toten in Verbindung, hieß es.
    Klasse, dachte Schaumkuss, den kenne ich. Die Dorfbevölkerung hatte ihm vor einigen Wochen von diesem Mann erzählt. Er hieß Leon Fabry und die Gerüchte, die sich um ihn rankten, ließen die Vorstellung eines Serienkillers durchaus zu. Er würde den Mann aufsuchen. Ein seriöser Journalist muss ja immer auch die Gegenseite hören, audiatur et altera pars. Wie bei Gericht.
    Doch zuvor rief Schaumkuss Kant an und überfiel ihn mit dem Versprechen, den Zeugenaufruf der Polizei zu veröffentlichen.
    Â»Wenn er per Anhalter gefahren ist, kriegen wir das raus, Herr Hauptkommissar«, versprach der Reporter. »Sie können sich ganz auf mich verlassen.«
    Â»Das tu ich doch immer«, meinte Kant. Die Ironie kam bei Schaumkuss nicht an.
    Â»Es ist Leon Fabry – nicht wahr? Sie verdächtigen ihn doch.«
    Â»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Kant.
    Â»Belinda Stork hat mir von dem Typen erzählt, aber ich habe ihn noch nicht persönlich in Augenschein genommen. Habe ich recht, sind Sie hinter Fabry her?«
    Â»Wir ermitteln in alle Richtungen, Herr Schaumkuss. Mit Ihren restlichen Fragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle. Die Durchwahl haben Sie?«
    *
    Am späten Abend nahm Kant den Weg zu Annas Wohnung. Hinter den Fenstern war es dunkel. Sie schlief wohl schon oder war nicht zu Hause. Kant parkte den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, blieb aber im Auto sitzen. Im Radio führte eine Moderatorin mit lasziver Stimme durchs Nachtprogramm.
    Es war kurz vor Mitternacht. Sollte er bleiben oder in einer Kneipe einen oder zwei Schnäpse auf seine Erfolglosigkeit heben? Nein, sagte er sich, nicht schon wieder.
    Im Radio jammerte eine Frau mit belegter Stimme nach ihrem geflohenen Liebsten. Es begann zu regnen. Kant stellte den Sitz zurück und streckte die Beine von sich – so weit es die Größe des Wagens zuließ.
    Eine Frau erschien vor dem Haus. Ein Regenschirm verbarg ihr Gesicht. Sie schloss die Tür auf, drückte den Lichtknopf und verschwand im Treppenhaus. Anna.
    Kurz darauf brannte ein schwaches Licht in der Wohnung. Kant verließ den Wagen und schaute hoch zu dem Fenster. Das Wasser lief ihm übers Gesicht in den Hemdkragen . Er zog sein Handy aus der Jacke und wählte Annas Nummer.
    Â»Ich stehe vor deinem Haus«, sagte er, nachdem sie sich gemeldet hatte. »Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Aber wenn es unpassend ist, bin ich auch schon wieder weg.«
    Â»Was willst du?«
    Â»Mit dir reden.«
    Der Türöffner summte und er nahm die Treppe nach oben. Anna stand in der Tür.
    Â»Hallo, Kant. Ich komme gerade erst nach Hause«, erklärte sie. »Ich mache mich kurz frisch und zieh mir was Bequemes an. Setz dich doch schon mal. Am besten in die Küche – da ist wenigstens aufgeräumt.«
    Wie sollte er ihr erklären, warum er hier war – dienstliche Gründe? Warnung vor Fabry? Nur nicht die Wahrheit. Dass er Sehnsucht nach ihr hatte.
    Sie gesellte sich zu ihm in die Küche. Den grauen Hosenanzug hatte sie gegen ein schwarzes, weites T-Shirt getauscht, das bis knapp über die Knie reichte. Ihre Beine waren nackt und gebräunt.
    Â»Möchtest du etwas trinken?«
    Â»Vielleicht Wasser«, antwortete er. »Oder einen Kaffee.«
    Â»Keinen Wein?«
    Â»Nein«, lehnte er ab. »Ich hatte zu viel Alkohol in den letzten Monaten.«
    Â»Stört es dich, wenn ich Wein trinke?«
    Â»Nein, das halte ich aus«, lächelte er. »Du kannst sowieso nichts tun, was mich stören würde.«
    Der Regen prasselte gegen das Fenster.
    Anna ging zum Kühlschrank und nahm eine angebrochene Flasche Weißwein und eine Flasche Wasser heraus.
    Â»Du kommst spät nach Hause«, bemerkte er.
    Â»Die Ausstellung der Bilder. Wir wollen keine Fehler machen.« Sie nahm einen Schluck Wein. »Und da ist noch dieses eine Bild, das gerade restauriert wird. Aber ich will dich nicht

Weitere Kostenlose Bücher