Schönes Leben noch! (German Edition)
in ihr Büro, nur um nochmals zu Tina zurückzugehen. „Okay. Ich halte es nicht aus. Sie sind nett zu mir. Was ist los? Wollen Sie eine Gehaltserhöhung?“
„Na ja, dazu würde ich bestimmt nicht Nein sagen.“ Tina lächelte, doch dann wurde sie ernst. „Aber das ist nicht der Grund. Ich habe gehört, was passiert ist. Sie haben mit Mac gesprochen, und er hat Andy eine Abreibung verpasst. Das hätte schon längst jemand tun sollen.“
Darum ging es also. Um die Rache an einem Tyrannen. Jill dachte daran, zu erwähnen, dass Mac wegen seines Verhaltens in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Womöglich würde man ihm den Job und seine Tochter wegnehmen.
„Die ganze Stadt spricht darüber“, fuhr Tina fort. „Alle sind total erleichtert.“
„Wirklich schade, dass sich bislang niemand die Mühe gemacht hat, einzugreifen“, erwiderte Jill. „Andy hat seine Frau viele Jahre lang als Prügelknaben benutzt.“
Tina seufzte. „Ich weiß. Es ist nur so, dass …“
„Klar. Niemand wollte sich einmischen.“
Außer Mac, dachte sie mürrisch. Wenn auch auf die falsche Art.
„Ich bin dann in meinem Büro“, sagte sie.
„Sie haben um halb zehn einen Termin. Riley Whitefield kommt vorbei, um mit Ihnen über das Testament seines Onkels zu sprechen.“
Das ging ja schnell, dachte Jill, als sie zu ihrem Schreibtisch ging. Seit ihrer letzten Begegnung mit dem bösen Jungen von Los Lobos und dem Kerl, der Gracie das Herz gebrochen hatte, waren viele Jahre vergangen. Sie fragte sich, wie er wohl aussehen mochte und was er sagen würde, wenn er erführe, was sein Onkel testamentarisch festgesetzt hatte.
„Ich habe keine Wahl“, sagte John Goodwin. Es war erst neun Uhr morgens, doch der Bezirksstaatsanwalt von Los Lobos hatte sich bereits seiner Anzugjacke entledigt, sich die Krawatte gelockert und die Ärmel seines langärmligen weißen Hemdes hochgekrempelt. „Es tut mir leid, Mac.“
„Mir auch.“ Mac hing schlapp auf dem Stuhl und erinnerte sich daran, dass er den Ärger mit Andy Murphy angezettelt hatte. Und nun sah es so aus, als ob er die Konsequenzen tragen müsste.
„Ich sage nicht, dass ich nicht Ihrer Meinung bin“, meinte John. „Das bin ich nämlich. Andy ist ein Mistkerl. Aber solange seine Frau ihn nicht anzeigen will und sich niemand als Zeuge für seine Gewalttaten meldet, sind mir die Hände gebunden. Er will Anzeige erstatten, und das kann ich nicht ignorieren. Ich werde so langsam wie möglich machen. Wir werden alles gründlich untersuchen müssen. Aber das Einzige, was ich für Sie tun kann, ist Zeit schinden.“
„Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.“
John, ein Bär von einem Mann, warf eine Akte auf seinen übervollen Schreibtisch. „Sie brauchen einen Anwalt. Und nehmen Sie sich einen guten. Ich kann Ihnen gern ein paar Empfehlungen geben.“
„Danke. Aber ich kenne selbst ein paar Leute.“ Er war sich sicher, dass Jill wüsste, wer für diesen Job geeignet wäre. Einen Moment lang erwog er, Richter Strathern zu kontaktieren, doch er wollte den alten Mann nicht enttäuschen. Und genau das täte er, wenn er ihm von dem Vorfall erzählte. Außerdem würde der Richter ohnehin bald davon erfahren – anscheinend erfuhr er alles. Aber später war besser als früher.
„Ich will, dass Sie sich gegen die Vorwürfe wehren“, sagte der Bezirksstaatsanwalt. „Sie sind ein guter Mann, und Sie erweisen dieser Stadt gute Dienste.“
„Sagen Sie das Andy Murphy.“
„Der hat diesbezüglich nichts zu melden.“
Mac sah sich in dem Büro um und dachte darüber nach, was passieren würde, wenn die Sache publik würde. Hollis wäre nicht gerade glücklich.
„Mir kommt es so vor, als hätte er sehr wohl was zu melden. Er gibt schließlich den Ton an.“ Mac stand auf. „Nicht, dass ich das nicht verdient hätte. Ich habe ihn geschlagen, und jetzt muss ich mit den Konsequenzen fertig werden.“ Er hatte die Beherrschung verloren und musste nun den Preis dafür zahlen.
„Ich werde tun, was ich kann“, versprach John. „Aber ich muss auch meinen Job machen.“
„Ich weiß, und ich bin Ihnen für Ihre Unterstützung sehr dankbar. Lassen Sie mich wissen, wann die Anhörung sein wird.“
Riley Whitefield schien zu den Menschen zu gehören, die mit den Jahren attraktiver wurden. Als Teenager hatte er düster und gefährlich ausgesehen mit seinen schwarzen T-Shirts, die er sich in die Jeans gesteckt hatte, den Motorradstiefeln und dem goldenenOhrring. Mit siebzehn war er so
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