Schönes Leben noch! (German Edition)
grinste. „Wie ich sehe, bist du immer noch wild entschlossen, zu den Guten zu gehören. Ich schätze, das bedeutet auch, dass du immer noch ein Langweiler bist.“
Die Bemerkung war etwas zu scharf, als dass Mac sie hätte egal sein können. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Willst du mich umhauen, wenn ich es nicht tue?“ Riley sah sich die Geschäfte an, die die Straße säumten, die üppigen Bäume und die Kinder, die im Park an der Ecke spielten. „Sieht noch genauso aus wie früher. Ich kann mich nicht entscheiden, ob dasgut oder schlecht ist.“
Mac zuckte die Achseln.
„Ich bin hier, weil mein Onkel verstorben ist. Ich musste die Anwältin aufsuchen, die sich um die Angelegenheit kümmert.“
Jill, dachte Mac und fragte sich, was sie von seinem alten Freund gehalten haben mochte.
„Hast du deinen Scheck bekommen?“, erkundigte er sich.
„So einfach ist es leider nicht. Aber ich werde mir alles nehmen, was der alte Bastard hatte.“
Mac erinnerte sich noch gut, wie Donovan Whitefield seinem Neffen das Leben zur Hölle gemacht hatte. Ihm war zu Ohren gekommen, dass der elendige Drecksack zugelassen hatte, dass seine eigene Schwester an Krebs starb, statt für ihre Behandlungskosten aufzukommen. Zwar legte er keinen gesteigerten Wert darauf, dass Riley Schwierigkeiten machte. Aber er konnte dem Mann auch nicht vorwerfen, dass er seinen Onkel hasste.
„Du hast doch bestimmt auch anderweitige Termine“, meinte Mac.
„Du kannst es wohl kaum erwarten, mich wieder loszuwerden.“
„Stimmt genau.“
„Tut mir leid, Mac, aber ich werde vorübergehend hier wohnen müssen. Aber keine Sorge. Es wird nur so lange sein, bis ich die Bedingungen erfüllt habe, die im Testament meines Onkels stehen. Ich will nämlich genauso wenig hier sein, wie du mich hier haben willst. Man sieht sich.“
Mit diesen Worten ging Riley zum Straßenrand und stieg in sein Auto. Ein Mietwagen, dachte Mac, als er die Aufkleber am Rückspiegel sah. Was war wohl aus dem Mann geworden, der einst sein Freund gewesen war? Wo lebte er und was machte er?
Mac hätte wetten können, dass Riley erfolgreich war, ganz gleich, welchem Beruf er nachging.
Er schaute zu Jills Büro, drehte sich um und ging zurück. Er wollte jetzt nicht mit ihr sprechen. Nicht solange er Fragen zuRiley und dem Testament hatte und solange er wusste, dass sie ihm keine Antworten gäbe.
Schon komisch, dass er gedacht hatte, Sheriff in Los Lobos zu sein würde mit langweiligen, schleppenden Tagen einhergehen. Momentan hätte er etwas Langeweile gut gebrauchen können, doch es sah nicht so aus, als ob ihm das vergönnt wäre.
Als Jill nach Hause kam, begrüßten sie ein leeres Haus und eine unbehagliche Stille. Sie brauchte nicht in den einzelnen Zimmern nachzusehen, um zu wissen, dass ihre Tante noch immer mit Rudy unterwegs war. Also drückte sie bloß auf die blinkende Taste des Anrufbeantworters.
„Hi, Jill, hier ist Bev. Rudy und ich sind immer noch in San Francisco. Es ist so wunderschön hier, dass ich verstehen kann, warum es dir hier so gut gefallen hat. Wir werden noch ein paar Tage bleiben. Ich habe es so arrangiert, dass Emily tagsüber bei meiner Freundin Chris bleiben kann. Ihr gehört dieser tolle Bastelladen neben dem Supermarkt. Sie gibt dort auch Kurse. Das wird Emily mit Sicherheit gefallen. Tja, was noch? Mir geht’s gut.“ Ihre Tante seufzte und lachte. „Besser als gut. Rudy ist einfach umwerfend.“ Sie senkte die Stimme. „Einzelheiten gibt’s, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich hab dich lieb.“
Sie hörte ein Klick, und die Nachricht war zu Ende.
Jill starrte das Gerät an. „Wie viel von diesem spontanen Ausflug ist durch frische Verliebtheit begründet und wie viel durch die Absicht, mir aus dem Weg zu gehen, Rudy?“
Noch immer wusste sie nicht, was sie von dem Ganzen halten sollte. Was für Geheimnisse hatte er sonst noch vor ihr?
Sie hasste die Erkenntnis, dass man sie zum Narren gehalten hatte, aber so war es nun mal. Rudy hatte sich ihr gegenüber stets normal und rechtschaffen verhalten, aber in Wahrheit war er kriminell.
„Das sollte dich eigentlich nicht überraschen“, sagte sie zu sich selbst. „Du wusstest, dass er eine Schlange ist, als du dichauf ihn eingelassen hast.“
Das stimmte, aber sie hatte ihn für eine gute Schlange gehalten.
An dem Spiegel in ihrem Zimmer fand sie ein Post-it und einen Brief, der im Rahmen steckte. Das Post-it erinnerte sie an ein Treffen des Pier-Komitees
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