Schönes Leben noch! (German Edition)
würde sie ihm die Wahrheit sagen, und was war, wenn er sie zurückwies? Über Lyle war sie nur deshalb so schnell hinweggekommen, weil er ihr nie richtig etwas bedeutet hatte. Aber bei Mac lagen die Dinge ganz anders.
Darüber kannst du später nachdenken, sagte sie sich und wusste nicht, ob sie in Panik geraten oder sich freuen sollte, als Emily anfing, auf und ab zu springen und mit einem Taschentuch zu wedeln, um die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erregen. Mac brauchte nur zwei Sekunden, dann hatte er sie erblickt und winkte zurück. Als er die Stufen hinunterging, hatte Jill das ungute Gefühl, er steuerte auf sie zu.
Verhalt dich ganz natürlich, sagte sie sich. Tu so, als hätte sich nichts geändert. Das hier ist weder der passende Zeitpunkt noch der passende Ort, um über Gefühle zu sprechen.
„Ich gehe schnell zum Auto“, meinte Tina.
„Brauchen Sie Hilfe?“, fragte Jill, die eine Gelegenheit witterte, sich eine Zeit lang verdrücken zu können.
„Nein. Bleiben Sie lieber hier und passen Sie auf unsere Sachen auf. Ich kann Ihnen sagen, die Leute sind echt rücksichtslos.“
Damit stapfte sie davon.
Jill beschäftigte sich damit, Handtücher auszubreiten, während Bev die Ecken ihres Territoriums mit den Kühlboxen beschwerte.
„Das ist wie bei einer Burg“, sagte Emily lachend. „Wir müssenuns beim Wachehalten abwechseln.“
Jill setzte sich hin und hatte gerade angefangen, sich die Sandalen auszuziehen, da kam Rudy. Weil Mac gleich hier wäre und Jill nicht wollte, dass sich die beiden Männer in die Haare bekämen, stand sie schnell auf, um ihm zu sagen, dass er verschwinden solle – doch irgendetwas in seinem Gesichtsausdruck hielt sie davon ab.
„Wir haben ein Problem“, sagte er statt einer Begrüßung.
Mr Smith stand dichter bei ihm als sonst, und Jill bemerkte, dass er eine Hand unter seinen Mantel gesteckt hatte, als würde er jeden Moment seine Waffe ziehen.
Bev ging zu Rudy hinüber und nahm seine Hand. „Was ist los?“
„Einer meiner Partner ist in der Stadt. Er ist ziemlich sauer, weil erst vor Kurzem sein Bruder gestorben ist.“
Die Panik ergriff Jill. Noch ein Mafioso, der auf Rache sann? Unter all diesen Menschen?
Zuallererst dachte sie an Emily und ging näher zu dem Mädchen hinüber. Wohin sollten sie gehen? Wo könnte Emily sich verstecken? Wo wäre sie sicher?
„Rudy, ich verstehe nicht“, sagte Bev verängstigt. „Wovon sprichst du?“
Am liebsten hätte Jill die Wahrheit herausgeschrien, doch sie wusste, dass Emily zuhörte. Mit dem Blick suchte sie die Menschenmenge ab – nach einem wütenden Freund, nach Mac, nach Tinas Ehemann.
Rudy zog Bev an sich. „Du erinnerst dich an deine Gespräche mit Jill?“
Bev nickte.
„Sie hat recht.“
Bev ließ sich gegen ihn fallen. „Nein.“
„Es tut mir leid. Ich hätte es dir selbst sagen sollen. Aber ich hatte Angst, dass du mich dann nicht mehr lieben würdest.“
„Ich bringe Emily weg von hier“, sagte Jill und nahm das Mädchenbei der Hand.
„Was ist denn los?“, fragte sie. „Warum weint Bev?“
Jill drehte sich um und stieß mit Mac zusammen.
„Was ist hier los?“, fragte er. Aber noch ehe jemand antworten konnte, hörten sie eine Frau schreien.
20. KAPITEL
M ac drehte sich in die Richtung um, aus der der Schrei gekommen war, und sah, wie Andy Murphy seiner Frau ein Messer an die Kehle hielt.
„Zurück“, schrie Andy. „Alle zurück!“
Mac fluchte und gab den Leuten mit einer Geste zu verstehen, dass sie weggehen sollten. Die schwangere Kim war blass, hatte die Augen weit aufgerissen und schwieg. Ihr Ehemann hatte knapp über ihrem Bauch einen Arm um ihren Körper geschlungen, sodass sie die Arme nicht bewegen konnte. Die Spitze eines Jagdmessers berührte ihre Haut. Ein roter Tropfen trat hervor. Sie wimmerte, und in der Menge schrie irgendwer.
Mac spürte seine schwere Waffe an der Seite. Wenn er sie zöge, würde Andy seiner Frau die Kehle durchschneiden. Wenn nicht …
„Das ist Ihre Schuld“, sagte Andy mit racheerfüllter Stimme. „Sie haben diesen Idioten von Sozialarbeiter auf mich angesetzt.“
„Was?“, rief Mac. „Wovon zum Teufel reden Sie da?“
Genau in dem Moment sah er, wie Hollis wenige Zentimeter vortrat. Verflucht noch mal, was hatte der Idiot nur getan?
„Zurück“, schrie Mac Hollis an.
Hollis, der in seinen Bermudashorts und dem zugeknöpften kurzärmligen Hemd genauso bieder aussah wie sonst, ging absichtlich weiter nach vorn. „Ich bin
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