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Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition)

Titel: Schönheit und Schrecken: Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Zwillinge Zelma und Vida, liebt er über alles.
    Der Kriegsausbruch war für ihn nicht überraschend gekommen, denn es hatte zuvor entsprechende Gerüchte gegeben. Aber nur wenige hatten diese Gerüchte ernst genommen; denn wenn etwas passieren sollte, so glaubte man, würde es doch allenfalls auf der anderen Seite des Erdballs passieren, außerdem würde es fremde, unbekannte Orte betreffen, deren Namen man kaum aussprechen konnte.
    Als sie schließlich begriffen, dass auch ihr Land auf unergründliche Weise in den Krieg hineingezogen worden war, schwebten Dawkins und die übrigen Kadetten tagelang im Ungewissen. Was würde mit ihnen geschehen? Sie hatten noch vier Monate Ausbildung vor sich. Dann erfuhren sie, dass sie das Examen vorzeitig erhielten, damit sie sich dem gerade aufgestellten Korps anschließen konnten. Erfreut hatten sie ihre Sachen gepackt und alles Überflüssige verschenkt oder verkauft. Am Ende wurde ihnen zu Ehren ein großes, bewegendes Abschiedsessen veranstaltet.
    Auch wenn Europa noch weit entfernt ist, hat Dawkins schon etwas vom Krieg gesehen. Beinahe jedenfalls. Als sie vor vier Tagen die Kokosinseln passierten, nahm der Konvoi die östliche Route statt wie üblich die westliche; aus Angst vor dem gefürchteten deutschen Kreuzer SMS Emden .  27 Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als angebracht, denn die Emden lag tatsächlich auf der Lauer. Ein Funktelegramm erreichte den Konvoi – das größte der eskortierenden Kriegsschiffe wurde ausgesandt. Um 10.25 Uhr erhielt die Orvieto die Meldung: «Wir greifen den Feind an.» Einige an Bord meinten auch fernen Kanonendonner zu hören. Die weit unterlegene Emden wurde getroffen und sank.
    Jetzt geht das Gerücht um, dass Dawkins’ Schiff in Kürze Verwundete und Gefangene aus dem fünfundzwanzigminütigen Seegefecht an Bord nehmen soll. Er sieht dem mit Spannung entgegen. Sie nähern sich Ceylon; dort hofft er, den Brief an seine Mutter abschicken zu können. Er schließt mit den Worten:
     
Ich hoffe, es geht Dir gut. Mir geht es blendend, und ich bin vollkommen gesund. Ich hoffe wirklich, dass Tante Mary wieder auf die Beine kommt. Meine besten Grüße an alle, die wissen möchten, wie es mir geht. Ich mache hier Schluss und freue mich darauf, Deinen Brief zu bekommen, wenn wir Colombo erreichen. Liebe Grüße an alle von Willie [und] Xxxxxxxxxx an die Mädchen.

17.
    Donnerstag, 19. November 1914
    Kresten Andresen kontrolliert seine Ausrüstung vor der Reise an die französische Front
     
    Andresens Freunde sind der Reihe nach abgezogen. Da er geflissentlich darauf verzichtet hat, sich freiwillig zu melden, ist es ihm geglückt, noch eine Weile in der Kaserne bleiben zu dürfen, ein scheues, unsicheres Dasein in Erwartung des Unvermeidlichen. Aber es hat ihn nicht unbeeindruckt gelassen, dass sie verschwunden sind, zuletzt sein Namensvetter Thöge Andresen. Thöge hat sich im Gegensatz zu ihm freiwillig für den Dienst an der Front gemeldet. Der Grund? Thöge will «im Krieg seine Männlichkeit beweisen». Kresten Andresen kann gewiss verstehen, wie Thöge und andere mit ihm denken. Er schreibt in sein Tagebuch:
     
In den Krieg ziehen, nicht für Gut oder Geld, nicht für Vaterland und Ehre, nicht um Feinde zu töten, sondern um die Persönlichkeit zu stärken; um Kraft und Willen zu stärken, Gewohnheiten, Haltungen, Ernsthaftigkeit. Dafür will ich in den Krieg ziehen. Aber ich gehe nicht freiwillig in diese Lehre, weil ich glaube, dass das Ziel auch auf anderem Wege erreicht werden kann.
     
    Andresen weiß, dass es jetzt nicht mehr lange dauern kann. Er ist jedoch dankbar für die zusätzliche Zeit, die er gewonnen hat.
    Gestern sind sie gegen Typhus und Cholera geimpft worden. Heute bekommen sie Spritzen gegen Diphtherie. Er geht seine Ausrüstung durch, die jetzt komplett ist.
     
Graue Uniform mit roten Besatzkanten und Bronzeknöpfen. Dunkler Kommissmantel.
Pickelhaube mit grünem Überzug.
Graue Uniformmütze.
Eigene Stiefel, in Vejle gekauft.
Gelbe Schnürstiefel, Kommiss.
Rucksack aus Kalbsleder.
Gelber belgischer Leibriemen.
Dito Patronentasche.
Dito Lederzeug und Riemen.
Zelt und Zeltpflöcke.  28
Kochgeschirr aus Aluminium.
Dito Trinkbecher.
Dito Feldflasche.
Spaten.
Graue Handschuhe.
Brotbeutel.
Zwei Dosen für Kaffee.
Eine Dose für Waffenfett.
Die eiserne Ration, bestehend aus zwei Beuteln Keksen und einer Dose Fleischkonserven sowie einem Päckchen Erbsen.
Zwei Notverbände.
Gewehr Modell 97.
Reinigungsschnur.
Zwei

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