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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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Krankenhausbetreuung.
    »Alles ist gut jetzt, tapferer Junge«, sagte Fabrice zu Olli, als ich mich mit meinem Sohn auf dem Schoß wieder auf die Bank setzte.
    »Nein! Er hat sich ziemlich verletzt ... und er wirkt auch etwas schwach«, widersprach ich, während Oliver nach zwei Sekunden Gebrüll wieder quietschfidel vor sich hin summte und versuchte, sich meiner Umarmung zu entwinden. Aber ich würde ihn keinesfalls gehen lassen. Für mich hatte er sich in einen menschlichen Schutzschild verwandelt, und er würde bei mir bleiben, bis Fabrices Hitze ein wenig abgeklungen war.
    Fabrice warf mir einen glühenden Blick zu, und ich suchte verzweifelt nach einem Thema, das die Dinge abkühlen würde. »Arbeit.«
    »Verzeihung?«Fabrices Augen richteten sich auf meinen Mund.
    »Warum bist du nicht bei der Arbeit?«, platzte ich heraus. Das war jetzt vielleicht ein bisschen direkt, aber es schien zu funktionieren. Fabrice runzelte die Stirn, und seine Augen sahen gleich etwas weniger wie geschmolzene Schokolade aus, in die ich mich gerne gestürzt hätte.
    »Ich bin ein Berater. Ich helfe den Leuten«, sagte er und machte eine vage Handbewegung.
    Ich dachte einen Moment lang nach. »Und wie genau hilfst du ihnen?«
    »Ach, pah, weißt du, ich erzähle ihnen Dinge, die sie nicht wissen. Ich habe für sie Informationen, weißt du, über die EU.« Das ergab schon einen gewissen Sinn. Fabrice schien sich zwar beim Dinner am Abend zuvor nicht allzu gut mit Politik auszukennen, aber hier arbeitete schließlich fast jeder für die EU oder half dabei, sie dem Rest der Welt zu erklären. Und wenn ich etwas erklärt haben wollte, dann würde ich garantiert jemanden wie Fabrice anheuern. Der konnte jedem alles verkaufen, da hatte ich keinen Zweifel. »Und meine Familie, wir haben einst dieses ganze Gebiet besessen«, fuhr er fort, begleitet von einer weiteren vagen Handbewegung.
    »Du meinst, den Park?«
    »Ja, den Park, den Platz, die Straßen, diese Gebäude dort drüben, die ganze Strecke, bis man zum Wald kommt«, erklärte er. »Wir haben viel verkauft.«
    »Ach ja?«
    »ja, jetzt gehört uns nur die Hälfte. Und der Wald natürlich«, fügte er hinzu.
    Ichdachte einen Moment lang nach. »Dann bist du also ... reich?«
    »Ja, natürlich, reich wie Krokus, wie ihr gerne sagt«, verkündete Fabrice leichthin.
    Krokus? »Ach, du meinst Krösus.« Ich lächelte ihn an. Ich konnte einfach nicht anders. Ich hatte noch nie zuvor jemanden getroffen, der wirklich reich war. Uns ging es allen gut, klar, Mittelstand mit solider Ausbildung, Baukrediten, Jobs und so weiter. Aber reich sah anders aus. Es erklärte auch eine Menge in Bezug auf Fabrice. Seine Sorglosigkeit. Sein Selbstbewusstsein. Seine Unbekümmertheit, direkt vor den Augen seiner Frau wie ein Wilder zu flirten. Bevor ich mich bremsen konnte, betrachtete ich ihn mit wenn auch nicht erneutem Interesse, so doch mit sozusagen erweiterter Spekulation. Schluss damit!, befahl ich mir streng. Fabrice hatte vor meinen Kindern eine Grenze überschritten. Fabrice war ein böser, böser Junge.
    Olli war in den letzten Minuten immer unruhiger geworden und befreite sich plötzlich aus meinen schützenden Armen, um zurück zu den Schaukeln zu rennen. Ich folgte ihm und schnappte mir Madeleine. Wenn etwas Fabrice abschrecken konnte, dann sicher Maddies Schnupfennase. Ich schwenkte sie vor mir her, platzierte sie im Buggy und gurtete Oliver fest. Dann verabschiedete ich mich von Fabrice, wobei ich mich hinter dem Gefährt verbarrikadierte.
    »Auf Wiedersehen.« Es gelang Fabrice, sogar diese zwei Worte unglaublich sexy klingen zu lassen. Und auch wenn ich mein Möglichstes tat, die brave Mummy zu spielen, war ich in Wirklichkeit immer noch verrückt nach ihm. Wer wäre das auch nicht? Er war einGeschenk Gottes, und ich war dankbar dafür. Natürlich würde ich weiterhin regelmäßig zur Bäckerei traben. Aber nicht in den Park.
    Mir ging eine ganze Menge durch den Kopf, während ich zurück nach Hause marschierte. Als wir dort ankamen, war Tom überraschenderweise noch da. Und als ich ihm aus Gewohnheit ein Croissant anbot, besaß er doch tatsächlich die Frechheit, es zu essen, statt wie erwartet abzulehnen. Obwohl immer noch eines für mich übrig blieb, hatte ich doch mit zwei Croissants von Brüssels bester Patisserie gerechnet. Ich war fuchsteufelswild, was ich unter den gegebenen Umständen natürlich nicht zugeben konnte. In Anbetracht dessen, was ich noch vor wenigen Minuten mit

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