Schokoherz
Diät halten sollst, weil du sonst einen Schlaganfall riskierst …«
»Wie bitte?« Plötzlich dachte ich zum ersten Mal in meinemLeben tatsächlich, mich würde gleich der Schlagtreffen, denn vor Wut schoss mein Blutdruck in ungeahnte Höhen.
»Sie hat was genau gesagt?«
»Soll das heißen, das stimmt gar nicht? Komisch, irgendwie überrascht mich das nicht … weißt du, Bella, es gibt vieles, was du über Lou nicht weißt. Und das ist noch nicht alles … Wir sollten uns wirklich treffen …«
Nun war ich wie der auf der Hut. Wollte er mich bloß ins Bett kriegen? Und war ich die einzige Frau auf der Welt, die da mit nicht ein verstanden war? Ich konnte es selbst kaum glauben, aber ich wollte Pete wirklich nur als guten Freund.
»Pete, hör zu –«
»Nein, lass mich erst aus reden. Es wäre mir zwar lieber, dir das unter vier Augen zu sagen, aber … du sollst einfach die Wahrheit kennen. Lou hat diese Kassette aus deinem Tisch genommen. Du musst doch gemerkt haben, dass sie nicht bei deinen restlichen Sachen war?«
»Was? Ach so, das Band. Vom Jane-Champion-Interview … Ja, klar ist mir auf gefallen, dass es fehlt, aber ich dachte, Denise habe es zurück behalten. Als Trophäe oder so et was. Warum um alles in der Welt sollte Lou so etwas tun?«
»Aus dem selben Grund, aus dem sie dir das kaputte Ding unter geschoben hat. Sie wollte dich ans Messer liefern.«
»Louise? Niemals! Warum auch? Was konnte sie dadurch gewinnen? Und du meinst, das Band war von Anfang an kaputt?«
»Ja, ich glaube schon, aber ich kann’s nicht beweisen. Ich habe nämlich eine brandneue Kasette unter deinem Tisch gefunden, die aus deiner Tasche gefallen seinmuss, als wir die Schokolade ausgeleert haben. Es tut mir so leid, Bella, aber da warst du schon unterwegs zu deinem Interview mit Jane Champion. Das war dein Ersatzband. Ich nehme an, Lou hat das zweite manipuliert, es mit Schokolade beschmiert und in deine Tasche geschmuggelt, so dass dir nichts anderes übrigblieb, als es während des Interviews zu verwenden. Dann hat sie das Beweismaterial verschwinden lassen, sobald man dich entlassen hatte, damit niemand herausfinden konnte, dass das Band präpariert war.«
»Aber warum? Weshalb sollte sie so etwas tun? Und wieso weißt du davon?«
»Ganz einfach. Ich habe das Band in seinem Versteck gefunden – in ihrem Schreibtisch. Nicht gerade originell. «
»Du hast ihre Sachen durchsucht? Pete! Aber du hast mir noch nicht gesagt, weshalb Lou mir so etwas antun sollte. Sie ist meine Freundin. Wir sind seit Jahren befreundet. Das ergibt einfach keinen Sinn.«
»Weil du etwas hast, das sie schon immer haben wollte.«
»Meinen Job? Aber sie hat doch selber einen!«
»Nicht deinen Job, Bella. Denk mal scharf nach.«
Das tat ich. Ich sah mich in der Küche um, wo ich wie ein traumatisiertes Unfallopfer mit dem Telefon in der Hand auf meinem Stuhl hockte. Olli und Maddie verdrückten, liebenswert und klebrig, in einer Ecke am Boden ihre taxte au sucre und schmierten sich die Reste ins Gesicht und auf alle anderen erreichbaren Oberflächen. Beide grinsten schelmisch zu mir herauf, da sie genau wussten, wie ungezogen sie gerade waren. Ob Mummy wohl gleich schimpfen würde? Mein Lächelnentsprang einem Reflex, so einfach und unwiderstehlich wie die Liebe selbst. Sie gehörten mir und ich gehörte ihnen. Ich hatte einen Platz auf der Welt, einen Job, den ich liebte, und ich hatte diese wunderbare Familie. Wollte Lou das alles? In Anbetracht ihrer Reaktion auf Maddie neulich im Restaurant war das schwer vorstellbar.
Aber Moment mal. Was hatte Lou denn im Gegenzug? Einen Schrank voller luftiger Klamot ten und ihre Friends- DVD-Sammlung. Sie hatte eine gute Freundin –, mich – doch mein Leben war ziemlich aus gebucht. Dass ich zum Spielen raus kommen konnte, war selbst damals in London schon selten vor gekommen. Schließlich war ich verheiratet. Sie hatte ledig lich eine Reihe unangenehmer Exfreunde.
Halt.
Ganz, ganz langsam machte sich in mir die entsetzliche Vermutung breit, dass Pete recht haben könnte.
Wollte Lou mir etwas abspenstig machen? Etwas, über das sie nicht ein mal nach denken sollte? Jenen Körperteil meines Gatten, den ich seit einiger Zeit selbst nicht mehr zu Gesicht bekam?
Konnte das wahr sein? Üble Gedanken schossen mir durch den Kopf. »Pete? Pete ?« Keine Antwort außer peinlichem Schweigen, das mehr sagte als tausend Worte.
Es war, als würde man das letzte Puzzlestückchen einsetzen und
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