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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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Gramm, aber doch nicht pfundweise!«, widersprach sie mit bedeutungsvollem Blick auf mein unberechenbares Top. Ich lächelte.Sie war ja nur neidisch, weil die meisten Männer am liebsten in meinem Dekollete versunken wären.
    Lou rümpfte die Nase. »Hör zu, ich werde nicht länger mit dir darüber streiten. Außerdem will dich ja niemand zum Aufhören zwingen. Es geht um einen einzigen Tag! Das kann doch nicht so schwierig sein!«
    »Natürlich nicht«, erwiderte ich eingeschnappt. »Überhaupt kein Problem.« Ich tauchte hinter meiner Trennwand ab und schnappte mir zum Trost einen Riegel Green & Black's Vollmilchschokolade. Selbstverständlich würde ich es schaffen. Ich konnte leicht ohne Schokolade überleben, dachte ich, während ich meine Zähne genüsslich in das dicke Stück versenkte.
    »Hast du irgendwelche verwendbaren Zitate von der Frau, deren Mann die Geburt seiner Drillinge verpasste, weil er in einem entscheidenden Match mitspielen musste?«, fragte Lou und lugte um ihren Bildschirm herum. Ertappt hielt ich im Kauen inne. »Du tust es ja schon wieder!«, rief sie bekümmert. Ich schluckte hastig und bemühte mich um einen unschuldigen Gesichtsausdruck. »Was?«
    »Also ehrlich, Bella. Höchste Zeit, dass es Montag wird. Du brauchst wirklich eine Pause von dem Zeug«, sagte sie und sah vorwurfsvoll auf das angebissene Stück auf meinem Tisch. Schützend hielt ich die Hand darüber. Sie verdrehte die Augen und verzog sich wieder auf ihre Seite. Kurz darauf hörte ich das Staccato ihrer Finger auf der Tastatur. Ich schob mir ein weiteres Stück in den Mund und ließ es genüsslich zergehen. Mhm, göttlich!
    Dann hatte ich plötzlich einen Geistesblitz. Was wiedereinmal beweist, dass Schokolade den Denkprozess anregt. Am Montag war doch mein Interview mit Jane Champion, an ebenjenem schokofreien Montag, von dem Lou dauernd schwadronierte. Ich würde also den Großteil des Tages nicht im Büro sein. Eigentlich war das Innenministerium nur eine halbstündige Taxifahrt entfernt, aber ich konnte das Ganze ja leicht etwas ausdehnen. So würde ich zum Beispiel behaupten, ich hätte im Stau gesteckt oder Champion hätte mich warten lassen. Niemand hätte den blassesten Schimmer, was ich in der Zeit trieb. Schon im Taxi könnte ich ein Kilo Schokolade verdrücken, und niemand würde etwas ahnen. Hurra! Mit einem zufriedenen Lächeln wandte ich mich wieder meinem Artikel zu und bald darauf klapperten auch meine Tasten munter. Ich hob kaum den Kopf, als Denise auf einem ihrer Kontrollgänge an mir vorbeistakste. »So soll es sein, Mädels, das fröhliche Klappern der Tasten. Sehr schön«, hörte ich sie loben, während ich Satz um Satz hervorbrachte.
    Um 17.30 Uhr leitete ich meinen üblichen Jackentrick ein und konnte mich um 18.30 Uhr unbemerkt davonschleichen. Wochenende! Achtundvierzig Stunden reinen Glücks mit meinen Kleinen! Und natürlich mit Tom.
    Ich hatte gar keine besonderen Pläne fürs Wochenende. Nachdem die Kinder noch so klein waren und wir beide arbeiteten, waren wir nach der Arbeitswoche beide immer völlig erledigt. Darum hatten wir für Samstag nur ein paar Freunde eingeladen und wollten den Sonntag im Park verbringen. Auf dem Heimweg schmunzelte ich die ganze Zeit in mich hinein – zum offensichtlichenBefremden der anderen Pendler, die alle das ungeschriebene Gesetz befolgten, in öffentlichen Verkehrsmitteln so finster wie möglich dreinzublicken. Ich jedoch widersetzte mich diesem Trend gerne.
    Allerdings will ich nicht behaupten, dass meine Heimkehr völlig reibungslos verlief. In dem Moment, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, begannen die Kinder verrückt zu spielen. Lorna, unser australisches Kindermädchen, das ich ausgesucht hatte, weil ihr Gemüt noch sonniger war als meines, sah arg mitgenommen aus.
    »Kein guter Tag?«, fragte ich verzagt. Hoffentlich wollte sie nicht kündigen! Ich hatte mitbekommen, wie Freunde, die bei anderen Zeitungen arbeiteten, vor dem Chaos standen, weil sich ihre Kindermädchen von einem Tag auf den anderen davongemacht hatten. Eine echte Horrorvorstellung für mich. Aber ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Lorna strahlte mich an und drückte mir das Baby in den Arm. »Die Zähne.« Ich nahm Madeleine entgegen und versuchte, ihr in den Mund zu sehen.
    »Schau dir nur ihr Gesicht an! Da siehst du's sofort!«, rief Lorna und zeigte auf die kleine Backe, die tatsächlich rot und geschwollen war wie ein Liebesapfel. »Sie hat den ganzen Tag

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