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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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bedachte er natürlich eher Fremde als seine Liebsten mit Charme und Höflichkeit. Glücklicherweise machte mir das absolut nichts aus.
    Nagut, ab und zu verunsicherte es mich schon. Ich hatte immer alles getan, um ihn glücklich zu machen. Dann wurde Oliver geboren, und mir fiel etwas auf. Beide wollten oft zur selben Zeit das Gleiche von mir: Die Brust. Essen. Liebe. Und vor allem natürlich meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Seit dieser Erkenntnis konnte mich Tom nicht mehr aus der Ruhe bringen. Bis zu jener Sache zumindest.
    Aber ich darf nicht vorgreifen. Ich schaltete den Fernseher aus, zog seinen Kopf an meine Schulter und zerzauste seine Haare. Unsere Blicke trafen sich, und er lächelte mich reumütig und entschuldigend an. Dann gab es einen todmüden, genervten, erschöpften Gott- sei-Dank-ist-Freitag-Kuss. Das wahre Erwachsenenleben eben. Jetzt, an der Schwelle zum Wochenende, waren wir müde, aber glücklich, wirklich glücklich. Es würde ein ganz normales Wochenende mit den Kindern werden, aber die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, war immer noch etwas Besonderes.
    Der Kuss, der als reumütige Entschuldigung begonnen hatte, wurde schnell heißer und süßer – wie ein Versprechen. Ehrlich gesagt waren wir uns wegen Kindern und Job schon länger nicht mehr so nahe gekommen. Jetzt aber waren wir rasch von null auf hundert. Ringend und kämpfend streiften wir unsere Arbeitsuniformen ab – seine Krawatte, mein enges Kostüm – und legten großzügig nackte Haut frei. Dass Tom zehn Jahre älter war, machte sich beim Sex für mich äußerst positiv bemerkbar. Offensichtlich hatte er jede Sekunde genutzt, um an seiner Technik zu feilen. Das machte mir überhaupt nichts aus, denn so war er einfach perfekt. Eswar schon fast unheimlich, wie er immer wusste, wo ich berührt werden wollte. Niemals hatte ich das Gefühl, eine Brust sei vernachlässigt worden oder mein Nacken könnte auch mal wieder einen Kuss vertragen. Er wusste genau, was zu tun war. Sogar das schmale Sofa und die rutschenden Kissen konnten uns nicht ablenken, als ich ihn in mich aufnahm. Aus dem Prickeln des Vorspiels wurde schnell eine Woge des Genusses. Glückseligkeit pur! Danach lachten wir verlegen, wie Erwachsene, die sich bei jugendlichem Unfug ertappen. Wir befreiten uns aus dem Gewühl des Sofas und zogen uns gemeinsam in den tiefen Frieden unseres Doppelbetts zurück.
    Sagte ich Frieden? Leider war er nur von kurzer Dauer. Um fünf Uhr machten sich Madeleines Zähne bemerkbar, und es war plötzlich Samstag. Ich tapste zu ihr, und ihre Arme umklammerten meinen Hals, sobald ich mich über ihr Bettchen beugte. Mit meiner kleinen, warmen, kuscheligen Last schlüpfte ich wieder unter die Decke, wo wir zusammen schmusten und turtelten, bis es wirklich Morgen geworden war. Für Toms Mutter absolut undenkbar. Nimm niemals ein Kind vor sieben Uhr morgens aus dem Bett! Ich hatte einmal den Fehler gemacht, darauf hinzuweisen, dass das ja dreizehn Stunden – dreizehn Stunden! – Schlaf bedeuten würde und dass keines unserer Kinder jemals so lange geschlafen hatte. Darum gehe es nicht, belehrte man mich. Kinder müssten eben so lange schlafen, die Realität war den Richardson'schen Regeln da unterzuordnen. Nachdem ich diejenige war, die aufgestanden war, konnte Tom nicht viel gegen den blinden Passagier im Ehebett unternehmen. Er grummelte zwar ein bisschen, aber ich konnte einfachnicht glauben, dass er tatsächlich etwas gegen den kleinen Eindringling hatte. Was war denn daran so schlimm?
    Als die Vögel anfingen zu zwitschern, gesellte sich auch Olli zu uns ins Bett. Mit dabei außerdem seine heißgeliebte »Thomas die kleine Lokomotive« sowie ein Buch über Enten und ein Gabelstapler. Tom, von seinen Sprösslingen vertrieben, warf die Decke zurück und stolzierte davon, um seinen Körper unter der Dusche zu kasteien.
    Bald hörte man ihn unten herumklappern, und der Duft von frischem Kaffee zog verlockend die Treppe herauf. Er trieb mich in meinen geliebten alten Morgenmantel aus rosa Frottee. Zwanzig Minuten später stopfte ich meinem Baby Haferbrei in den Mund und hoffte, das klebrige Zeug möge ihr wundes Zahnfleisch beruhigen. Gleichzeitig entwarf ich für Tom einen Tagesplan. Olli beschoss seinen Vater währenddessen begeistert mit Kugeln von breiigen Toast-Soldaten.
    »Heute Abend kommen die Radcliffs. Und die Pounces.«
    »Mhm«, machte Tom, der an seinem Handy herumfummelte.
    »Also müssen wir zum Supermarkt ...«
    »Aha«, sagte

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