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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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anzurichten. Unser neues Heim war wunderbar. Es benötigte lediglich einige kleine Handgriffe. Von Trudies klinisch reiner Wohnzimmer-Wüstenlandschaft inspiriert, ergriff mich die Auspackwut. Ich holte tief Luft und tat, was ich am besten kann: Ich stürzte mich kopfüber in die Arbeit.
    Bereits nach ein paar Stunden hatte ich dank meines üblichen Aktionismus erstaunliche Fortschritte erzielt. Außerdem hatte ich eine halbe Ewigkeit lang telefoniert – zum Glück besaßen wir auch hier einen schnurlosen Apparat –, während ich Bücher in Regale räumte und Handtücher und Bettwäsche stapelte. Nun war ich wiederauf dem Laufenden, was Mums aktuellen Spielstand in ihrer Kartenrunde betraf, und hatte den energischen Ansichten meines Vaters zum Thema Autobahnen in Frankreich und Belgien gelauscht. Nachdem diese Pflicht erfüllt war, wählte ich Louises Nummer und machte mich mit einer Hand über die CDs, DVDs, Videos und Spielsachen im Erdgeschoss her.
    »Hallohoo?«, schnurrte sie.
    »So, so, du steckst also immer noch mitten in deiner heißen Affäre?«, begrüßte ich sie kess.
    »Woher weißt du das?«, quietschte Lou.
    »Ganz einfach: Du klingst immer total vornehm, wenn du verliebt bist. Sobald du die Nase von den Kerlen voll hast, sprichst du wieder normal. Wer ist es denn diese Woche, wenn man fragen darf?«, erkundigte ich mich und schnappte mir eine Handvoll Spot-the-Dog-Videos, um sie im Schrank zu verstauen.
    »Ach, niemand, den du kennst. Bloß eine meiner kleinen Bekanntschaften. Er heißt Dick«, fügte Lou beiläufig hinzu.
    »Na, dann hoffe ich, dass er an gewissen Stellen seinem Namen Ehre macht.« Ich lachte. »Und, was gibt's sonst Neues?«
    Lou wusste sofort, was ich meinte. »Ich hatte gerade ein höllisches Briefing mit Denise. Ich schwöre dir, sie gibt alle guten Ideen Gemma. Und ich soll jetzt Leute auftreiben, die am selben Tag geheiratet haben wie Charles und Camilla, um zu sehen, ob sie heute noch zusammen sind. Das ist doch Quatsch mit Soße!«
    »Aua, das tut schon ziemlich weh. Ich schätze mal, sie will – lass mich raten – ein Glücklich-bis-in-alle-Ewigkeit-Paar und drei kaputte Ehen?«
    »Genau.Also hab ich zuerst die Ehre, diese Leute ausfindig zu machen, und dann muss ich auch noch sichergehen, dass die meisten von ihnen unglücklich sind.«
    »Du Arme. Na, wahrscheinlich werden sie von allein unglücklich, wenn sie von der Presse belästigt werden«, zog ich sie auf und versuchte dabei, nicht allzu fröhlich zu klingen. Natürlich tat mir Louise leid, ehrlich – aber es war trotzdem herrlich, nicht an ihrer Stelle zu sein und mit lächerlichen, undankbaren Aufgaben überhäuft zu werden.
    »Ja, du hast diesen Zirkus natürlich hinter dir gelassen«, sagte Lou prompt.
    »Und wie geht's Pete in dieser Vetternwirtschaft?«
    »Das ist ja das Seltsame. Er scheint mit irgendeinem Projekt X beschäftigt zu sein. Er ist fast nie da, und wenn, dann hat er so ein Mantel-und-Degen-Getue drauf, dass er genauso gut Zorro sein könnte.«
    »Ach, du weißt doch, wie sehr Pete ein bisschen Geheimnistuerei liebt. Wahrscheinlich will er dich damit nur beeindrucken. Andererseits hab ich auch seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihm gesprochen. Er ist nie erreichbar.«
    »Genau das meine ich. Ich sag dir, Bella, der ist an irgendwas dran. Jedenfalls ist es komisch. Ups, muss Schluss machen ... sie ist wieder da ...«
    Als ich aufgelegt hatte, breitete sich ein glückliches Grinsen auf meinem Gesicht aus. Ich war entkommen, ich war fort aus dieser angstgeschwängerten Atmosphäre, wo alle den lieben langen Tag aus dem Augenwinkel Denise beobachteten, um nicht nur ihre Stimmung, sondern auch ihren Aufenthaltsort zu erraten. Und dabei warsie noch nicht mal die wichtigste Person bei der Zeitung. Es gab schließlich noch den Chefredakteur und einen Stellvertreter, vor denen man sich in Acht nehmen musste. Das Problem bei Zeitungen – und vor allem bei den News war, dass – sie in streng feudalen Hierarchien arbeiteten, verglichen mit denen die mittelalterlichen Machtverhältnisse geradezu fortschrittlich wirkten. Denise zum Beispiel überwachte den Zugang zum Chefredakteur, als sei sie Petrus am Himmelstor, wodurch sie alle Macht in ihren kleinen Hexenhänden bündelte. Daher kannte unser oberster Boss kaum meinen Namen, obwohl ich jahrelang unter ihm gearbeitet hatte. (Nun ja, inzwischen dürfte ihm mein Name geläufig sein.)
    Aber ich war draußen, ich war frei und ich musste mir um diesen ganzen

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