Schokolade für dich (German Edition)
Bisher war sie dazu noch nicht bereit gewesen. Aber sie war auch nicht bereit gewesen, ihr Haus zu verkaufen. Manchmal gab es Dinge, die eine Frau einfach tun musste, egal ob sie bereit war oder nicht.
„Gute Idee“, stimmte Nenita ihr zu. „Ich schieße draußen mal ein paar Fotos. Vielleicht könnten Sie solange ein paar Fotos abnehmen und ein Feuer im Kamin anzünden. Dann können wir ein paar schöne Fotos vom Wohnzimmer machen. Die Küche ist fantastisch, so wie sie ist. Davon mache ich auch noch ein paar Bilder. Ach ja, und natürlich die Schlafzimmer.“
Wie gut, dass Muriel ihr Bett gemacht hatte.
„Ich setze die Fotos gleich morgen auf unsere Internetseite, und bis zum Ende der Woche wird das Haus auf diversen Immobilienseitenerscheinen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es großes Interesse daran geben wird“, sagte sie, während sie ihre Kamera aus der Tasche angelte.
Großes Interesse. Das ist doch genau das, was du willst, Muriel, ermahnte sie sich. Bald würde im Haus das Lachen einer neuen Familie erklingen, würden die Kuchen einer anderen Frau auf der Arbeitsplatte abkühlen, würde am Ende des Jahres der Weihnachtsbaum einer anderen Familie hinten in der Ecke am Fenster stehen. So war das Leben.
Ein Umzug kann ein Abenteuer sein, redete sie sich ein, und hoffte, dass sie wusste, wovon sie redete.
Samantha war auf dem Weg, die Firma zu retten, und Mom erholte sich von ihrem Treffen mit der Maklerin, indem sie mit Freundinnen zum Essen ausging. Cecily hatte heute Abend frei und wusste nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollte. Am Nachmittag hatte es endlich geschneit, und da sie schon seit ihrem Umzug nach L. A. keinen Spaziergang mehr durch den Schnee gemacht hatte, entschied sie sich, dass ein bisschen frische Luft nicht schaden könnte.
Sie borgte sich ein Paar Stiefel aus Moms Schrank und machte sich auf, die kühle, klare Luft zu genießen, die mit dem Neuschnee gekommen war. Dadurch, dass sie die Berghänge direkt vor der Haustür hatten, lief Cecily Ski, seit sie drei war. Sie liebte es, den Wind im Gesicht zu spüren, wenn sie den Berg hinunterschoss, und ihr gefiel auch die Schönheit beim Langlaufen. Aber genauso viel Freude bereitete es ihr, wenn sie ab und zu einfach einen ruhigen Spaziergang machen konnte. Und nach dem hektischen Festivalwochenende war es nett, einmal abzuschalten.
Die Häuser, an denen sie vorbeiging, erinnerten sie an Gemälde von Kinkade, so kuschelig und heimelig inmitten des Schnees. Warmes Licht drang durch die Fenster nach draußen, und drinnen saßen Familien, aßen Abendbrot oder schauten Fernsehen. Mit den bayerisch anmutenden Gebäuden, die alle mit Schnee bedeckt waren, wirkte die Innenstadt wie aus einem Märchen. Ein paar einzelne Flocken tanzten durch die Luft, vonden altmodischen Laternen in Szene gesetzt. Cecily marschierte ziellos weiter und genoss die Ruhe.
Doch plötzlich war es mit der Ruhe vorbei. Lautes Bellen riss sie aus ihren Gedanken, und sie stellte fest, dass sie schon am Stadtrand angekommen war. Und sie wurde von einem Empfangskomitee begrüßt. Wie aus dem Nichts kam ein Pitbull auf sie zugerast und bellte wie verrückt. Als Kind war Cecily einmal von einem Hund gebissen worden, und seitdem traute sie Hunden nicht mehr über den Weg. Und der Hund, der da auf sie zugeschossen kam, war ganz sicher nicht derjenige, der ihr Vertrauen in seine Spezies wiedererwecken würde. Als das Tier zähnefletschend auf sie zukam, blieb sie vor Angst wie angewurzelt stehen. Einen Meter vor ihr verharrte auch der Hund. Und zwar um eine richtige Show abzuziehen. Er bellte laut weiter und sabberte vor sich hin.
Nur ein Parkplatz trennte sie von einem sicheren Hafen, Todd Blacks Man Cave. Wenn sie es bis dahin schaffte. Aber das würde sie nicht. Wie angewurzelt stand sie auf dem schneebedeckten Boden. Und das Biest vor ihr knurrte und weidete sich an ihrer Angst. Es war Essenszeit. Wahrscheinlich war er hungrig. Nein! Sie spürte, wie ihr Herz immer schneller schlug.
„Elmo!“ erklang ein scharfer Befehl. Einen Moment später tauchte ein Mann in Parka, Jeans und Kampfstiefeln auf. „Elmo, verdammt, bei Fuß.“
Der Hund schenkte Cecily noch ein Abschiedsknurren, dann trottete er zu seinem Herrchen.
„Tut mir leid, Lady, er ist aus dem Truck entwischt“, sagte der Mann.
Cecily konnte ihn kaum verstehen, denn in ihren Ohren klingelte es. Kleine Glocken. Schlittenglocken? Irgendwie war ihr auf einmal ganz schwindelig. Als Nächstes
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