Schokolade für dich (German Edition)
zu retten.“
Muss sie immer so verständnisvoll sein, dachte Samantha böse. „Er versucht nur, seinen Arsch zu retten.“
Ihre Schwester seufzte noch einmal. „Okay, du bist diejenige mit dem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Du weißt es wohl am besten.“
„Ha, ha, sehr witzig.“
„Tut mir leid. Es ist nur so … na ja, wenn es ums Geschäft geht, hast du dich normalerweise besser unter Kontrolle.“
Samantha runzelte die Stirn. Sie hasste es, wenn ihre Schwester recht hatte. Samantha war die Älteste. Sie sollte eigentlich die Reifste sein, diejenige, die immer wusste, was zu tun war. Nur verlor sie leider anscheinend völlig die Übersicht, wenn es um Sweet Dreams ging.
„Ich wünschte, ich könnte nach Icicle Falls kommen, um dir zu helfen.“
„Es wird schon irgendwie gehen“, erwiderte Samantha seufzend. „Ich verspreche auch, dass ich nicht wieder ausrasten werde.“
„Ruf mich an, wenn du jemanden brauchst, bei dem du dich ausweinen kannst.“
„Danke, das mache ich. Verdien du solange ein bisschen Geld.“
„Ja, das sollte ich tun. Ich muss noch eine Cocktailparty für Singles planen, und in zehn Minuten kommt ein Klient.“
Reiche Männer für hübsche Frauen finden, Partys in schicken Restaurants organisieren – kein Wunder, dass Cecily sich für Los Angeles statt für Icicle Falls entschieden hat, dachte Samantha, als sie das Handy beiseitelegte. Wer entschied sich schon für das Kleinstadtleben, wenn es auch die Großstadt inmitten von tollen Leuten sein konnte?
Samantha. Sie liebte nämlich ihre Heimatstadt am Rande der Berge mit der herrlichen Aussicht, den netten Leuten, und siewar stolz, dass ihre Familie und ihre Firma ein Teil der Geschichte dieses Ortes waren.
Sie wollte, dass es auch so blieb, jetzt und in Zukunft. Ungeduldig klopfte sie mit den Fingern auf den Schreibtisch. Welche Möglichkeiten blieben ihr nun noch, abgesehen davon, eine Bank auszurauben? Denk nach, Samantha.
Nach einer Stunde angestrengten Nachdenkens hatte sie Kopfschmerzen und eine allerletzte Option – das Geld aus Waldos Lebensversicherung. Ihre Mutter um einen Teil dieses Geldes zu bitten gefiel ihr genauso wenig, als wenn sie sich ein Messer in den Bauch hätte rammen sollen. Aber es ist zum Wohl der Firma und all unserer Angestellten, erinnerte sie sich, und sie würde das Geld ja zurückzahlen. Also sieh zu, dass du aufstehst und rübergehst.
Noch einmal legte sie den Kopf auf den Schreibtisch. Morgen. Wie Scarlett O’Hara, die Heldin aus Vom Winde verweht , würde sie die Sache auf morgen verschieben.
Doch leider tickte die Uhr, und sie konnte es sich nicht leisten, bis morgen zu warten. Sie holte tief Luft, stand auf und marschierte aus dem Büro.
4. KAPITEL
Niemand ist perfekt. Das sollte man nie vergessen, wenn man mit der Familie zusammenarbeitet.
Muriel Sterling, Die Verbindung von Arbeit und Vergnügen: Wie man Arbeit und Liebe erfolgreich miteinander verknüpft
M uriel befand sich in einem Pool voll geschmolzener Schokolade und nahm an einem Schwimmwettbewerb teil. Im Schmetterlingsstil versuchte sie verzweifelt, hinter ihren Mitstreitern auf den anderen Bahnen herzukommen. Waldo stand an einem Ende des Beckens und hielt einen riesigen Silberpokal, der bis zum Rand mit Toffee gefüllt war, während Cecily und Bailey in der vordersten Reihe der Menschenmenge standen und jubelten. „Weiter, Mom! Du schaffst es!“ Aber die Schokolade war so zähflüssig, dass sie nicht vorankam, egal wie energisch sie dagegen anschwamm.
Sie hatte die Hälfte der Strecke bewältigt und war völlig außer Atem, als die böse Hexe auf ihrem Besen herangezischt kam. Die Hexe trug nicht ihr übliches schwarzes, sondern einen dieser altmodischen Badeanzüge, die man Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts getragen hatte. Und mit ihren braunen Augen und dem langen roten Haar, das unter ihrem Hexenhut hervorwehte, sah sie verdächtig nach Samantha aus.
„Tsunami! Schnell, alle raus aus dem Pool“, rief die Hexe. Sie flog über das Becken, streckte die Hand aus und zog Muriel an den Haaren heraus. „Mom, du kannst nicht hierbleiben. Mom. Mom!“
„Mom?“
Muriel öffnete die Augen und sah, dass sich Samantha über sie beugte. Sie hatte eine Hand auf Muriels Schulter gelegt und sah besorgt aus. „Ist alles in Ordnung?“
Natürlich war nicht alles in Ordnung. Muriel strich sich die Haare aus den Augen und setzte sich auf. „Wie spät ist es?“
„Viertel vor zwölf.“
Fast Mittag. Sie
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