Schokolade für dich (German Edition)
jemanden haben, der daran interessiert ist, die Aktivposten zu übernehmen.“
„Wer? Wer um alles in der Welt sollte an so einem Aktivposten interessiert sein?“
„Madame C in Seattle.“
Blake schob seinen Teller von sich. Urplötzlich war ihm der Appetit vergangen. „Sweet Dreams Konkurrent.“
„Die großen Fische verschlingen die kleinen“, meinte Darren nur achselzuckend.
„Und wir servieren ihnen den kleinen Fisch noch auf einem Silbertablett.“
Jetzt legte Darren Messer und Gabel beiseite. „War es ein Fehler, dass ich Sie hierher in Ihre Heimatstadt versetzt habe?“
Vielleicht. „Sie haben meinen Bericht gelesen. Sagen Sie es mir.“
Darren trank noch einen Schluck Bier. Dann lehnte er sich zurück und musterte Blake. Einen Augenblick lang saßen sie schweigend da und starrten einander an. Im Hintergrund redeten die anderen Gäste, und aus den Lautsprechern erklang ein altes deutsches Trinklied.
Darren war der Erste, der den Blick senkte. Er nahm sein Besteck wieder in die Hand und attackierte sein Schnitzel. „Siemachen einen guten Job. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn ich dabei zusehen müsste, wie Sie in Arnies Fußstapfen treten.“
„Ich habe nicht die Absicht, das zu tun“, erklärte Blake. „Aber ich versuche, das zu machen, was das Beste für die Bank ist. Und es ist vernünftig, gute Beziehungen zur Stadt zu erhalten, indem man einer Firma hilft, die schon seit Generationen ein integraler Bestandteil dieser Gemeinde ist. So gewinnt man neue Kunden.“
„Wir wollen keine Kunden, die uns Riesensummen kosten. Kommen Sie, Blake, Sie sind schon lange genug Banker, um zu wissen, was wichtig ist.“
„Ja, und es sind nicht die Menschen, obwohl wir damit werben“, murmelte Blake.
„Auch Trevor Brown ist ein Mensch, und wenn Sweet Dreams untergeht, profitiert seine Firma von dem Verlust.“
Blake kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Also kennen Sie Brown?“
Darren schnitt sich seelenruhig noch ein Stück Fleisch ab. „Ich kenne eine Menge Geschäftsleute in Seattle. Hören Sie, Blake. Ich sage ja nicht, dass ich will, dass diese Firma dichtmachen muss. Ich hoffe, dass sie es schaffen. Aber wenn nicht – die Bank profitiert in jedem Fall, und auch jemand anderes wird glücklich sein. Der eine geht unter, ein anderer taucht auf. So läuft nun mal das Geschäft, mein Junge.“ Er schenkte Blake einen aufmunternden Blick und schob sich das Stück Fleisch in den Mund.
„Wie Sie schon sagten, die Bank profitiert immer“, meinte Blake angewidert.
„So kann man es wohl zusammenfassen. Und alle Leute, die in der Icicle-Falls-Filiale arbeiten, werden auch im kommenden März noch ihren Job haben. Und zwar, weil Sie das tun, was getan werden muss.“ Er nahm sein Glas und prostete Blake zu. „Prost.“
Ja, Prost Mahlzeit.
10. KAPITEL
Glück ist das, was du daraus machst.
Muriel Sterling, Erkenne, wer du bist: Eine Frau geht ihren Weg
D er gestrige Tag war schlimm gewesen. Samantha hatte sich mit unfreundlichen Gläubigern abplagen müssen, und dann war zu allem Überfluss auch noch das Computersystem zusammengebrochen. Zum Glück hatte Jonathan Templar es wieder zum Laufen gebracht, ein wahres Wunder! Aber dieses kleine Wunder hatte Stunden in Anspruch genommen, und er hatte Samantha vorgewarnt, dass er es nur vorübergehend wieder in Ordnung hatte bringen können. Schließlich war sie abends gegen sieben endlich aus dem Büro gekommen, völlig ausgelaugt und deprimiert. Das war wirklich eine ausgedehnte Pechsträhne!
Aber jetzt würde sich das Blatt wenden, davon war sie überzeugt. Dass ihre Schwester zurückkam, war ein echter Glücksfall, munterte sie sich auf, als sie am Freitag zum Sea-Tac-Airport fuhr, um Cecily abzuholen. Verstärkung traf ein, und auch sonst waren schon viele Dinge für das Festival auf den Weg gebracht worden.
Die Ladenbesitzer sowie die Restaurant- und Pensionsbetreiber waren mit an Bord und hatten versprochen, besondere Angebote für das Wochenende auszuarbeiten. Jonathan hatte die Website installiert, und die sah – mit einer Ausnahme – gut aus. Als Homepage hatte er eine ansprechende Landschaftsaufnahme der Stadt und der umliegenden Berge benutzt, in die er eine edle Schachtel mit Pralinen hineinmontiert hatte. Und wenn man sich die Center Street mit den bayerisch anmutenden Läden und Blumenkästen voller Frühlingsblumen ansah (ganz zu schweigen von der leckeren Pralinenschachtel), wer würde da nicht gern nach Icicle Falls
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