Schokolade für dich (German Edition)
Als sie schließlich in Icicle Falls ankamen, waren beide Schwestern ganz aufgeregt.
„Das wird sicher richtig gut“, prophezeite Cecily.
Samantha nickte. „Ich glaube, das Blatt wendet sich gerade zu unseren Gunsten.“
Genau in diesem Moment begann ihr Wagen auf einmal zu holpern.
„Was ist das denn?“, fragte Cecily, während Samantha das Lenkrad, das sich selbstständig zu machen drohte, fest umklammerte.
„Wir haben einen Platten. Was für ein Mist.“ Samantha fuhr auf den Parkplatz vom Man Cave.
Nachdem sie aus dem Wagen gestiegen war, stellte sie fest, dass ihr hinterer linker Reifen platt war. „Mein Glückstag“, schimpfte sie, als sie wieder in den Wagen stieg, um ihr Handy rauszuangeln und einen Abschleppwagen zu bestellen.
„Was ist das hier?“, fragte Cecily, obwohl die Neonreklame für eine Biermarke im Fenster ein ziemlich deutlicher Hinweis war.
Trotzdem musste sie fragen. Das Ding war wirklich ein Schandfleck: das billige Wandgemälde, der Parkplatz voller Schlaglöcher, auf dem eine Ansammlung von verbeulten Pickups und Motorrädern stand.
Der Laden war erst eröffnet worden, nachdem sie nach Los Angeles gezogen war. Cecily erinnerte sich noch an das Gebäude. Bevor Safeway in der Stadt eröffnet hatte, war es ein Tante-Emma-Laden gewesen. Jetzt hatten die kleinen Läden alle dichtgemacht. Anschließend hatte sich für kurze Zeit ein Büromarkt eingemietet. Danach hatte das Haus leer gestanden. Jugendliche waren hier solange Aktivitäten nachgegangen, vondenen die Eltern nichts wissen sollten. Auch sie selbst war eine Weile eine der Jugendlichen gewesen. Bis sie gemerkt hatte, dass sie durchs Highsein weder die Aufmerksamkeit erlangte, die sie sich im Leben erhoffte, noch die Art Jungs kennenlernte, die sie interessierten.
Nicht dass sie den Typ Mann, der ihr gefiel, nach der Highschool bekommen hätte. Es war schon jämmerlich, dass sie in ihrer Partnervermittlung genau wusste, wer zu wem passte (auch wenn die Leute nicht unbedingt auf sie hörten), für sich selbst aber einfach nicht den Richtigen fand.
Ein ziemlich dubioses neues Leben, das dem alten Gemäuer wieder eingehaucht worden ist, dachte sie, während sie das große Wandgemälde mit dem Neandertaler in Lederhosen betrachtete, das eine Seite dieses Hauses zierte. Das war genau die Art von Mann, zu dem sie sich schon immer hingezogen gefühlt hatte. Warum nur? War ihr Leben so langweilig, dass sie es mit einem Höhlenmenschen aufpeppen musste?
„Den Laden gibt es ungefähr seit einem Jahr“, antwortete Samantha. „Ein Typ, der Todd Black heißt, hat das Haus gekauft und es in eine Sportbar verwandelt. Er ist einer der wenigen, die kein Interesse an dem Festival haben“, fügte sie grimmig hinzu.
„Interessanter Geschmack, was die Deko angeht“, stellte Cecily fest.
„Der Neandertaler sagt alles. Ach, wenn man vom Teufel spricht …“
Hübscher Teufel. Cecily musterte den schlanken Mann mit den breiten Schultern, der über den Parkplatz auf sie zukam. Er hatte dunkles Haar und diesen Piratenlook. Genau das, worauf sie immer wieder reinfiel. Er war auch so angezogen wie die Männer, auf die sie immer flog, trug Jeans und eine Lederjacke, die offen stand und ein graues T-Shirt offenbarte. Die Muskeln, die darunter zutage traten, konnten sich sehen lassen.
Oh nein, ermahnte sie sich, diese Muskeln gehören zum falschen Mann.
Aber schauen konnte man ja wohl noch.
Wenn du guckst, willst du mehr. Vergiss es!
Als er näher kam, sah sie, dass er helle blaue Augen hatte. Blau wie Eis. Rätselhaft. Hör auf! Lass es einfach. Sie schluckte und wandte den Blick ab. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Sie hörte, wie ihre Schwester die Scheibe herunterließ, und dann seine Stimme. „Na, wollen Sie auf ein Bier reinkommen?“ Oh, sie liebte solche tiefen sexy Stimmen. Magnetisch angezogen drehte sie den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam.
„Wie haben Sie das erraten?“, konterte Samantha. „Wir haben einen Platten. Ich wollte gerade den alten Schweden anrufen.“
„Der wird Ihnen ordentlich was dafür abknöpfen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie einen Ersatzreifen dabeihaben?“
Ihre Schwester war immer auf alles vorbereitet. Wenn es keinen Ersatzreifen im Kofferraum gab, dann war Samantha von Aliens gekidnappt worden, und diese zänkische Frau, die da hinter dem Lenkrad saß, war eine geklonte Attrappe. „Natürlich“, sagte Samantha beleidigt.
„Machen Sie den Kofferraum auf, dann wechsle ich Ihnen
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