Schokolade für dich (German Edition)
sinnlos“, erwiderte Cecily. „Die haben sowieso nie auf mich gehört.“
„Na ja, hoffentlich hörst wenigstens du auf dich. Was Männer angeht ...“
Cecily unterbrach sie. „Ich weiß. Daran brauchst du mich nicht zu erinnern.“
„Okay. Ich mein ja nur.“
Zum Glück ließ Samantha es dabei bewenden. Auf eine schwesterliche Belehrung konnte sie gut verzichten. Cecily hatte ihre Lektion gelernt. Sie hatte die Nase voll von bösen Jungs, die versicherten, dass sie einen heiraten wollten, während sie einen mit der besten Freundin betrogen. Von Männern, die so taten, als hätten sie Geld, nur um einen dann anzupumpen und hinterher angeblich zu vergessen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Schluss mit den ganzen Losern! Schluss mit Männern! Man sah ja überall, wie viel Kummer sie den Frauen bereiteten.
Apropos Kummer. Mom war immer noch im Nachthemd, als sie zu Hause ankamen, obwohl es schon früher Nachmittag war. „Willkommen zu Hause“, sagte sie und umarmte Cecily.
Normalerweise duftete ihre Mutter nach Calvin Kleins Obsession. Heute roch sie nach … na ja, auf jeden Fall nicht nach Calvin Klein.
Cecily erinnerte sich an die Zeit, nachdem ihr Vater gestorben war. Da war sie manchmal in der Nacht aufgewacht und hatte ihre Mutter weinen hören, doch tagsüber hatte Mom sich zusammengerissen. Dieses Mal hatte sie wohl das Gefühl, dass das nicht mehr nötig war. Wer wusste es schon? Wie auch immer, irgendwie war es beängstigend.
„So früh habe ich euch gar nicht erwartet“, sagte Mom. „Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mich anzuziehen.“
Was hatte sie getrieben? Cecily sah sich im Haus um. Auf denMöbeln lag eine dünne Staubschicht. Ein paar Fotoalben lagen offen auf dem Couchtisch, und daneben stand ein halb voller Becher mit Schokoladen-Pfefferminz-Tee. Na ja, egal, was Samantha davon hielt, es war ihr gutes Recht.
„Möchtet ihr einen Tee?“, fragte Mom.
„Wir können ihn kochen, wenn du dich anziehen willst“, schlug Samantha vor, bemüht, diplomatisch zu sein.
„Ich bin gleich wieder da.“
„Keine Eile“, sagte Cecily nur.
Sobald ihre Mutter außer Hörweite war, meinte Samantha flüsternd: „So ist sie die ganze Zeit.“
Cecily zuckte nur hilflos mit den Schultern. Was erwartete Samantha von ihr? Dass sie Mom erklärte, sie solle sich zusammenreißen? „Wir müssen ihr Zeit lassen.“
Samantha verzog das Gesicht, und Cecily entschied sich, das Thema nicht weiterzuverfolgen, sondern in der Küche nach Tee und Ablenkung zu suchen.
Samantha folgte ihr. „Jetzt, wo du hier bist, geht es ihr bestimmt besser. Ich glaube, sie braucht jemanden, der sie braucht. Wenn wir sie erst mal mit in die Festivalplanung einbeziehen, wird sie sich schon wieder berappeln.“
Da war sich Cecily nicht so sicher. Geschäftigkeit war kein Wundermittel gegen ein gebrochenes Herz. Das wusste sie aus eigener leidvoller Erfahrung.
Eine halbe Stunde später gesellte Mom sich wieder zu ihnen. Mit frisch gewaschenen Haaren, den grauen Stoffhosen und einem schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt – der sozusagen ihr Markenzeichen geworden war, nachdem sie gelernt hatte, dass Rollkragen für ältere Frauen nicht unbedingt vorteilhaft waren – wirkte sie wieder wie sie selbst.
„Wie geht es dir?“, fragte Cecily und reichte ihr eine Tasse mit Earl-Grey-Tee.
„Ganz gut“, erwiderte Mom. „Schön, dass du wieder zu Hause bist, Schätzchen.“
„Es tut gut, wieder hier zu sein“, meinte Cecily. Da war sie also von hier weggegangen, um ihrem Herzen zu folgen, sich selbstzu beweisen und die Welt mit Liebe zu erfüllen, nur um festzustellen, dass ihr Herz sie in die Irre geführt hatte. Angesichts der Tatsache, dass die Welt voll egoistischer, oberflächlicher Leute war, war es eine Herkulesaufgabe, sie mit Liebe zu erfüllen.
Und dann waren da noch die Menschen, die einfach zu beschäftigt waren, als dass sie Zeit für die Liebe hätten, so wie ihre Schwester. Samantha gelang es gerade mal, so lange still zu sitzen, bis sie ihren Tee ausgetrunken hatte, doch dann wurde sie auch schon wieder unruhig.
„Ich weiß, dass du wieder ins Büro musst“, sagte Mom und erteilte ihr damit die Erlaubnis, zurück an die Arbeit zu gehen.
„Ja, ich sollte wohl mal los.“ Zu Cecily sagte sie: „Vielleicht kannst du Mom erzählen, was wir im Auto besprochen haben.“
Cecily stimmte zu, und nachdem Samantha gegangen war, begann sie auch, über das Festival zu reden. Doch irgendwie kamen sie vom Thema
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