Schokolade für dich (German Edition)
wieder einen Blick auf den Fluss gewährte. Der Untergrund war teilweise matschig, und der eisige Nieselregen sorgte dafür, dass es auch so blieb, doch Samantha marschierte weiter.
Das Wetter passte hervorragend zu ihrer Laune. Erst die Schließung des Highways, und jetzt mischte sich auch noch ihre Mutter ein. Was zum Teufel hatte sich Mom nur dabei gedacht, ausgerechnet Del Stone anzusprechen? Del, dessen Schwester eine der schlimmsten Klatschtanten von Icicle Falls war? Hatte ihre Mutter überhaupt nachgedacht? Wahrscheinlich nicht.
„Mist“, murmelte sie bei jedem Schritt. „Mist, Mist, Mist, Mist!“ Ihre Familie würde noch einmal ihr Tod sein – wenn Mutter Natur sie nicht vorher erwischte. Grimmig ging Samantha weiter und blickte auf die graue Szenerie, die sich ihr bot, denn der Regen hatte auch das letzte bisschen Schnee weggetaut.
Schon das letzte Jahr war grässlich gewesen, und das neue Jahr hatte genauso grässlich begonnen! Warum konnte nicht endlich mal irgendetwas klappen?
Tränen brannten in ihren Augen, doch sie blinzelte krampfhaft, um sie zurückzuhalten. Sie würde sich nicht auch noch von diesem verdammten Erdrutsch runterziehen lassen. Auf keinen Fall!
Sie dachte an Trevor Brown, der nur darauf wartete, Sweet Dreams zu schlucken, und an Blake Preston und seine Banker-Gang, die alles dafür taten, um sie wie einen Thanksgiving-Truthahn zu garnieren, um sie dann auf einem Silbertablett zu präsentieren. Am liebsten wäre sie davongelaufen.
Mit Blake.
Ach herrje, was sollte das denn jetzt? Sie würde nicht mit ihm davonlaufen, selbst wenn das Ende der Welt bevorstünde und er das letzte funktionstüchtige Auto in der Stadt besaß. Und wenn er und seine Kumpanen in der Bank glaubten, sie würde sich einfach hinlegen und sterben, weil es so ein kleines Missgeschick wie ein paar Steine auf der Straße gegeben hatte, dann hatten sie sich getäuscht. Entschlossen biss Samantha die Zähne zusammen und beschleunigte ihren Schritt.
Sie war schon fast an der Fußgängerbrücke angelangt, als sie andere Leute entdeckte. Teenager, die eigentlich in der Schule sein müssten. Sie hingen hier im Park herum und rauchten. Samantha runzelte angewidert die Stirn. Sie hatte das Rauchen nie ausprobiert, weil es sie nie gereizt hatte. Es war ein teures Laster, das die Klamotten stinken ließ und einem das Leben verkürzte. Deshalb konnte sie nicht verstehen, warum jemand das Bedürfnis verspüren sollte, an so einem ekligen Ding zu saugen. Aber die Leute taten es ständig. Und das ist ihre eigene Sache, ermahnte sie sich.
Aber als sie ein paar Schritte näher kam, erkannte sie eine der Jugendlichen. Das Mädchen mit dem kurzen rabenschwarz gefärbten Haar mit den roten Spitzen, der Jeans und der abgewetzten Jacke war Cass’ vierzehnjährige Tochter Amber. Cass hatte sich schon Sorgen um sie gemacht. Und so wie es aussah,waren diese Sorgen durchaus berechtigt.
Samantha zögerte. Was sollte sie machen? Sollte sie so tun, als hätte sie Amber nicht gesehen? Sollte sie etwas sagen? Oh verflixt, was gab es da noch zu überlegen? Sie marschierte zu der Gruppe hinüber, die aus Amber, einem anderen Mädchen und zwei pickeligen schlaksigen Jungen bestand.
Einer der Jungs hatte Amber gerade eine Zigarette gereicht. Als Samantha sie entdeckte, führte Amber sie gerade zum Mund. Erschrocken riss sie die Augen auf, und als sie die Freundin ihrer Mutter erkannte, verschwand die Zigarette sofort hinter ihrem Rücken.
„Jetzt brauchst du sie auch nicht mehr zu verstecken“, sagte Samantha. „Ich hab sie gesehen.“
Der größere der beiden Jungs beäugte sie misstrauisch. „Wer sind Sie?“
„Ich bin jemand, der jetzt nicht in der Schule sein muss“, antwortete Samantha und holte ihr Handy aus der Tasche. „Und ihr habt genau eine Minute Zeit, um euch in Bewegung zu setzen und euch auf den Weg dorthin zu machen, bevor ich eure Schulleiterin anrufe und ihr mitteile, dass ihr die Schule schwänzt.“
Der Junge hob das Kinn. „Sie kennen uns nicht.“
„Nein, aber ich kenne sie, und ich wette, für eure Lehrer ist es nicht besonders schwer, herauszufinden, wer fehlt.“
Der Junge vergrub sich tiefer in seiner Jacke und stolzierte davon, nicht ohne Samantha mit einer eindeutigen Geste zu zeigen, was er von ihr hielt. Ohne mit der Wimper zu zucken, hob auch Samantha den Mittelfinger. Der andere Junge und das Mädchen folgten, behielten aber ihre Finger bei sich. Sie begnügten sich damit, ihr böse Blicke
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