Schokolade für dich (German Edition)
dem Wasserfall“, rief sie und deutete mit dem Finger hinüber. „An der Kante da, seht ihr sie?“
Cass ließ ihren Blick Samanthas ausgestrecktem Finger folgen. „Was soll ich sehen?“
„Das ist gefährlich. Sie könnte ausrutschen.“ Und von den zerklüfteten Felsen abprallen, während sie in den Bach stürzte. „Hallo!“, rief Samantha.
„Wen rufst du denn da? Da ist doch niemand“, stellte Cass fest.
„Doch, da ist eine Frau.“ Samantha sah sie stirnrunzelnd an.
„Siehst du sie denn nicht? Sie ist direkt dort drüben …“ Aber jetzt war da niemand mehr. „Das ist ja merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass ich jemanden gesehen habe.“
„Die verlorene Braut.“ Danielle schnappte nach Luft. „Du hast die verlorene Braut gesehen!“
„Das ist doch nur eine Legende“, winkte Samantha ab. „Aber du hast sie gesehen“, beharrte Danielle.
„Und du weißt, was das bedeutet, oder?“, fragte Cass.
Samantha stieß einen verächtlichen Laut aus. „Am besten sollte es bedeuten, dass das Festival ein großer Erfolg wird.“
Wenn man nach der Anzeige ging, die sie in der Mountain Sun geschaltet hatten, würde es spektakulär werden. Auf dem Weg nach Hause hielt Samantha im Supermarkt an und kaufte sich eine Zeitung. Wieder draußen auf der Straße, schlug sie sie auf und fand schnell die ganzseitige Anzeige, die unter anderem sämtliche Veranstaltungen des Events auflistete.
Feiern Sie mit uns Icicle Falls’ erstes jährliches Schokoladenfestival , lautete die Überschrift. Oh ja, sie hoffte sehr, dass es das erste von vielen Festivals sein würde.
In dem Moment kam Lila Ward an ihr vorbei und wünschte ihr widerstrebend einen guten Tag. Dann fügte sie hinzu: „Das wird hier das reinste Irrenhaus werden.“
„Das hoffe ich doch“, entgegnete Samantha.
Ganz offensichtlich angewidert und eingeschnappt zog Lila davon.
Samantha ging nach Hause und öffnete eine Flasche Weißwein, den Ed ihr vor einiger Zeit schon aus seinem Laden D’Vine Wines mitgegeben hatte, um zu feiern. Nachdem sie ihn probiert hatte, entschied sie sich jedoch, stattdessen lieber einen Kakao zu trinken. Sie hob den Becher und prostete Nibs zu, der sie von einem der Küchenstühle aus beobachtete. „Auf den Erfolg.“ Vielleicht würde es ihr ja doch Glück bringen, dass sie die verlorene Braut gesehen hatte.
In dieser Nacht schlief sie wie ein Stein, und am nächsten Morgen erwachte sie endlich einmal gut ausgeruht. Das war gut so, denn sie hatte eine Besprechung mit Lizzy, der Buchhalterin, anberaumt, und das würde kein Spaß werden. Sie hatten ihre Ausgaben zwar schon auf ein Minimum reduziert, aber sie würden das Messer herausholen und noch mehr Einschnitte vornehmen müssen.
Trotzdem war Samantha guten Mutes. Das Festival würde ein Erfolg werden. Sie würden richtig viel Geld verdienen, und sie würde einen Weg finden, um Zeit zu schinden. Oder sie würde … irgendeinen anderen Weg finden. Irgendwie musste diese Geschichte gut ausgehen. Sie war fest entschlossen, dafür zu sorgen.
Als sie das Büro betrat, lächelte sie immer noch.
Elena dagegen lächelte nicht. „Hast du die Zeitung von heute noch nicht gesehen?“
Samanthas Magen verkrampfte sich. Das klang nicht gut. Überhaupt nicht. „Was steht in der Zeitung?“ Was konnte denn von gestern auf heute Morgen Schlimmes passiert sein?
Elena reichte ihr nur schweigend die Zeitung.
Das war passiert: „Ein Erdrutsch“, flüsterte Samantha schwach.
„Mitten auf dem Highway 2.“
Und das war exakt der Highway, auf dem die meisten Touristen in die Stadt kamen. Heute war der 30. Januar. Das Festival begann in knapp zwei Wochen.
Okay, das war noch immer eine Weile hin. „Das Straßenbauamt hat das sicher in ein paar Tagen geräumt“, versicherte Samantha sich selbst.
Elena sah sie zweifelnd an, verkniff sich aber jeden weiteren Kommentar.
Im Gegensatz zu den ganzen anderen Leuten. Samanthas E-Mail-Eingang quoll förmlich über von panischen Mails, und das Telefon stand den ganzen Morgen nicht still. Schließlich berief Ed eine Krisensitzung in seinem Weinladen ein, damit sie ihre Sorgen in Cabernet Sauvignon ertränken konnten. Und um auf eine Idee zu kommen, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Natürlich erwarteten sie von Samantha, der Initiatorin des Festivals, eine Lösung. Als ob sie eine parat hätte.
Sie brauchte … keine Schokolade, ermahnte sie sich. Aber ihre Fingernägel waren leider alle schon abgekaut. Sie
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