Schokolade für dich (German Edition)
zuzuwerfen, als sie sich trollten. Fast hätte Samantha gelacht. Als ob sie sich über dieses Beleidigtsein Sorgen machen würde. Sie hatte mit einem Erdrutsch und Schokoladengeiern zu kämpfen. Dagegen war ein bisschen jugendlicher Verdruss nichts als ein Witz.
Amber blieb bei Samantha stehen. „Erzählst du das meiner Mom?“, fragte sie schüchtern.
„Sollte ich?“
Amber schüttelte den Kopf, sodass die Reihe von Ohrringen, die ihre Ohren zierten, klimperten.
„Du rauchst.“
„Ich wollte es gerade ausprobieren.“
„Und deine Lungen mit Teer und Nikotin verpesten, süchtig werden und deine Gesundheit ruinieren? Und denk mal an dein Aussehen, Amber. Ist dir schon mal aufgefallen, wie viele Falten die ganzen Frauen haben, die rauchen? Um den Mund herum ist es besonders schlimm. Richtig hässlich.“
Amber zuckte mit den Schultern, als wäre es ihr egal. Samantha versuchte es mit einem anderen Ansatz. „Du weißt doch, wie sehr deine Mutter dich liebt, oder? Kannst du dir vorstellen, wie unglücklich sie wäre, wenn du dir etwas angewöhnst, was deiner Gesundheit schadet? Und woher würdest du das Geld für die Zigaretten bekommen? Sie sind nicht gerade billig. Oh, natürlich“, sagte sie und schnippte mit den Fingern. „Deine tollen Freunde würden dir dabei helfen, dir das Geld zu beschaffen, wahrscheinlich mit Ladendiebstahl. In Icicle Falls ist es ziemlich schwierig, mit Ladendiebstählen durchzukommen. Jeder kennt jeden. Du würdest bestimmt geschnappt werden. Dafür schicken sie dich ins Gefängnis.“
Amber biss sich auf die Lippen und sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. „Bitte, Sam, erzähl Mom nichts davon.“
Vielleicht hatte sie dem Mädchen genügend Angst eingejagt, jedenfalls fürs Erste. Aber vorsichtshalber entschied Samantha sich, noch ein bisschen positive Verstärkung ins Spiel zu bringen. „Wenn du schon auf der Suche nach einem Laster bist, dann versuch es mit Schokolade. Da stinken deine Sachen nicht, und sie enthält Endorphine, die Glücksgefühle auslösen. Komm nach der Schule im Laden vorbei, dann wartet eine Schachtel Pralinen auf dich.“
Ambers Gesicht hellte sich auf. „Ehrlich?“
„Ehrlich. Und wenn du deine Noten bis zum nächsten Zeugnis verbesserst, schenke ich dir eine Riesenschachtel.“
Jetzt hüpfte Amber vor Aufregung fast auf und ab. „Oh, wow, danke. Und du erzählst es wirklich nicht Mom?“
„Das hab ich nicht gesagt.“
„Ich rühre keine Zigarette mehr an, versprochen.“
„Wenn du es tust, findet deine Mom es sowieso heraus, weil sie es riechen kann.“
„Bitte, erzähl es ihr nicht“, flehte Amber noch einmal.
„Ich denk mal darüber nach“, meinte Samantha ausweichend. „Genau wie ich hoffe, dass du dir mal überlegst, mit welchen Leuten du rumhängen willst. Du bist alt genug, um den Unterschied zwischen einem Gewinner und einem Verlierer zu erkennen. Wen willst du sehen, wenn du in den Spiegel schaust?“
Amber senkte den Blick und murmelte: „Einen Gewinner.“
„Viele von uns meinen, dass du ein ziemlich cooles Mädchen bist“, sagte Samantha. „Ich hoffe, wir täuschen uns nicht.“
Amber nickte. Offensichtlich nahm sie an, dass die Strafpredigt vorbei war. Sie drehte sich um und floh in Richtung Stadt – und hoffentlich – zurück zur Schule.
Wenn es eine wandelnde Reklame für Verhütung gab, dann war es ein Teenager. Ja, Samantha musste ihre Firma retten, aber selbst diese schwierige Aufgabe war ihr zehnmal lieber, als einen Teenager zu erziehen.
Oh, aber statt eines Teenagers hatte sie ihre Mutter, was fast genauso schlimm war. Und sobald sie die Besprechung mit dem Festivalkomitee hinter sich gebracht hatte, stand als Nächstes eine Auseinandersetzung mit ihr auf der Tagesordnung.
Sie fand die anderen Mitglieder bereits um den Eichentisch im Verkostungsraum von D’Vine Wines versammelt. Das bunte, italienisch anmutende Wandgemälde, der Käse und die Cracker, die offene Flasche Wein und die Gläser – man hätte denken können, sie feierten eine Party, wenn da nicht die langen Gesichter gewesen wären.
„Was sollen wir denn jetzt bloß tun?“, stöhnte Olivia.
„Wir verfolgen weiter unsere Pläne“, antwortete Samantha. „Das Straßenbauamt hat noch genügend Zeit, um den Erdrutsch vor dem Festival zu beseitigen.“
„Hast du es dir schon angesehen?“, fragte Ed.
„Ähm, nein.“
„Da ist gewaltig was runtergekommen“, antwortete er. Diese Aussage war genauso entsetzlich wie
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